DAX: Erleichterung nach Fed-Sitzung?
Nach dem Kursrückgang in der letzten Woche startete die Wall Street positiv in die neue Woche.
Hauptgrund dafür waren gute Konjunkturdaten: Die Industrieproduktion in den USA stieg mit einem Plus von 1,1 Prozent im November so stark wie seit einem Jahr nicht mehr. Andere Zahlen – wie der Einkaufsmanagerindex enttäuschten zwar etwas, aber der Aktienmarkt reagierte dennoch positiv und das gab auch den Börsen in Europa Auftrieb, die ebenfalls von guten Konjunkturdaten profitierten.
Einkaufsmanagerindex überraschend stark
Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in der Eurozone legte im Dezember stärker als erwartet zu, und zwar auf den höchsten Stand seit mehr als zweieinhalb Jahren. Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass Europas Konjunkturerholung im Gange ist. Ein Blick auf die Detaildaten dämpft dann aber die Euphorie etwas, denn während der Index in Deutschland deutlich anstieg, gab es in Frankreich sogar einen Rückgang – die wirtschaftliche Schere zwischen den beiden europäischen Kernländern scheint sich damit weiter zu öffnen. Das liegt vor allem daran, dass Frankreich seine Strukturprobleme nicht konsequent angeht.
Das Umfeld hat sich gebessert
Hauptthema in dieser Woche ist aber die Sitzung der US-Notenbank am 17./18. Dezember, denn deren Ausgang ist nach wie vor offen. Beginnt das so genannte „tapering“, sprich das allmähliche Zurückfahren der monatlichen Anleihekäufe, oder wird die Entscheidung auf das Treffen Ende Januar verschoben? Tatsache ist jedenfalls, dass sich das Umfeld zugunsten einer Entscheidung Pro-tapering in dieser Woche verschoben hat: Die Konjunkturdaten fielen wieder besser aus und sprechen für einen robusten Aufschwung – und das trotz des Gegenwinds durch die Kürzungen im Staatshaushalt. Vor allem die Lage am Arbeitsmarkt hat sich entspannt, wenn auch der Stand aus der Zeit vor der Finanzkrise 2008 noch nicht erreicht ist. Ebenfalls positiv: Die Gefahr, dass es wieder zu einer Eskalation im Fiskalstreit kommt, ist deutlich gesunken.
Keine negativen Folgen durch „tapering“
Was aber noch wichtiger ist: Die US-Notenbanker konnten durch ihre Kommunikationspolitik den Marktteilnehmern vermitteln, dass das tapering nicht das Ende der wachstumsfördernden Geldpolitik bedeutet – bei weitem nicht. Vielleicht haben sich die Akteure an den Märkten aber auch nur an den Gedanken gewöhnt, dass sich das monetäre Umfeld ganz langsam vom „Krisenmodus“ verabschiedet. Sollte der Offenmarktausschuss der Fed am Mittwoch beschließen, die monatlichen Anleihekäufe von 85 auf z.B. 75 Mrd. USD zu reduzieren, dann wird Ben Bernanke sicher alles tun, um gleichzeitig Beruhigungspillen zu verteilen. So ist eine Anhebung der Prognosen für Wachstum und Inflationsrate wahrscheinlich. Wir rechnen daher nicht damit, dass eine entsprechende Entscheidung der Fed negative Folgen für die Märkte hätte, denn man ist inzwischen darauf vorbereitet. Im Gegenteil: Unserer Ansicht nach könnte sich sogar Erleichterung breit machen, wenn die Katze aus dem Sack ist.
Vollgepackte Datenwoche vor Weihnachten
Diese Woche ist vollgestopft mit Konjunkturdaten, weil einige Veröffentlichungen aus der Weihnachtswoche nach vorne gezogen werden. Aus deutscher Sicht besonders spannend ist es, ob der ZEW-Konjunkturindikator und das ifo-Geschäftsklima den Aufwärtstrend beim Einkaufsmanagerindex bestätigen. Dem Aktienmarkt würde das vermutlich Auftrieb geben. Auch aus den USA kommen viele Konjunkturdaten, darunter wichtige Zahlen vom Immobilienmarkt und einige vorauslaufende Indikatoren wie der Philly Fed Index. Sie dürften das positive Bild der US-Konjunktur bestätigen.
Fazit
Das wichtigste Ereignis in dieser Woche ist die Bekanntgabe des Ergebnisses der Fed-Sitzung am Mittwochabend. Sollten die Börsen darauf positiv reagieren, dann könnten institutionelle Anleger das dazu nutzen, die Kurse zum Jahresende noch etwas nach oben zu treiben, um Bilanzkosmetik zu betreiben, sprich in der Jahresabrechnung vor ihren Kunden gut da zu stehen. Der DAX jedenfalls hat sich wieder deutlich von der Unterstützung bei 9.000 Punkten gelöst und kann in den nächsten Tagen weiteren Boden gut machen.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.de
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