DAX - Die Marke von 5.850 Punkten im Visier
Nun ist sie also endgültig ausgebrochen, die Konjunktureuphorie. Die Börsen klettern auf neue Jahreshochs.
Immer mehr Anleger schichten anscheinend ihr Portfolio in Aktien um. So sagte z.B. die Börsenlegende Warren Buffett, dass seine Firma derzeit Aktien kaufe, denn „er bekomme im Moment viel für sein Geld“. Doch auch Buffett lag in den letzten Jahren nicht immer richtig. Zudem: Je mehr Fondsmanager sich mit positiven Einschätzungen öffentlich zu Wort melden, umso mehr von ihnen sind vermutlich bereits investiert und wollen die Kurse womöglich nur noch etwas weiter treiben.
Meldet sich der US-Konsument zurück?
Auslöser für den Kursanstieg in den letzten Tagen waren vor allem gute Konjunkturdaten aus den USA. Die Einzelhandelsumsätze im August brachten mit einem Anstieg von 2,7 Prozent eine faustdicke positive Überraschung und die Industrieproduktion legte erwartungsgemäß zum zweiten Mal in Folge zu. Der starke Anstieg bei den Einzelhandelsumsätzen war zwar zum größten Teil auf die amerikanische Version der Abwrackprämie und auf eine starke Zunahme der Benzinpreise zurückzuführen, aber auch ohne diese vorübergehenden Effekte gab es einen Zuwachs um 0,6 Prozent. Die Einzelhandelsumsätze konnten sich in den letzten vier Monaten erholen und liegen nur noch 5,3 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Trotzdem geht aber kaum jemand davon aus, dass der amerikanische Verbraucher in nächster Zeit wieder zum Motor der Weltwirtschaft werden kann. Dagegen sprechen die weiter steigende Arbeitslosenrate und die hohe Verschuldung, die sich z.B. in wachsenden Ausfallraten bei den Kreditkartenfirmen äußert.
adidas mit Kurssprung
Eine Folge der positiven Stimmung an der Börse sind Kurssprünge bei einzelnen Aktien. So machte z.B. die adidas-Aktie einen Satz über den Widerstand bei 34,00 Euro, nachdem Morgan Staney den Titel mit „übergewichten“ einstufte. Morgan Stanley verweist – wie sollte es auch anders sein – auf die steigende Nachfrage aus China, die derzeit ja wieder für alles herhalten muss. Immerhin: Auch der schwache US-Dollar nutzt adidas eher, da der größte Teil der Produktion in dieser Währung abgerechnet wird und die meisten Verkäufe immer noch in Euro getätigt werden. Trotzdem scheint uns die Akie mit einem KGV von mehr als 15 auf Basis der für 2010 erwarteten Gewinne inzwischen mehr als gut bezahlt. Dabei ist eine Verdoppelung des Gewinns pro Aktie im nächsten Jahr schon eingerechnet. Auch charttechnisch befindet sich im Bereich zwischen 36 und 38 Euro ein starker Widerstand.
K+S: Vom Underperformer zum Outperformer?
Mehr Kurspotenzial könnte die Aktie des Düngemittelherstellers K+S besitzen. Der Titel zählte in den letzten Monaten zu den Underperformern im DAX. Am Mittwoch gab es ein paar positive Meldungen von Agrarunternehmen aus den USA und das gab der gesamten Branche Auftrieb. Charttechnisch wurde Anfang September der langfristige Aufwärtstrend erfolgreich getestet. Sollte in nächster Zeit der Anstieg über den Widerstand bei 42,00 Euro gelingen, dann könnte es weiter nach oben gehen.
Die Unternehmensgewinne müssen steigen
Das Sentiment an der Börse ist positiv und es dürfte kurzfristig noch weiter nach oben gehen. Wir wollen Sie daher nicht erneut mit der Aufzählung der Risiken langweilen, die weiterhin überall lauern. Nur so viel: Die Aktienmärkte sind auf Basis der aktuellen Gewinne so hoch bewertet wie zuletzt 2003 nach dem Irakkrieg. Das ist nur gerechtfertigt, wenn 2010 die Unternehmensgewinne kräftig steigen. Wir gehen daher davon aus, dass die Anfang Oktober beginnende Berichterstattung der Unternehmen für das dritte Quartal der Knackpunkt für die Entwicklung am Aktienmarkt bis zum Jahresende sein dürfte. Es muss positive Überraschungen geben, sonst droht eine Korrektur. Das zeigte auch die enttäuschte Reaktion auf die unter den Erwartungen liegenden Umsatzzahlen von Oracle und FedEx am Donnerstag.
Fazit:
Nach dem Anstieg über den Widerstand bei 5.650 Punkten kann der DAX seinen Weg bis zur Marke von 5.850 Punkten fortsetzen. Das Risiko eines Rückschlags nimmt aber immer mehr zu.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.