DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX-Anstieg auf tönernen Füßen?

21.06.10 08:35 Uhr

DAX-Anstieg auf tönernen Füßen? | finanzen.net

Zwar konnte der DAX wieder deutlich zulegen, nachdem die negativen Faktoren am Markt nicht mehr so stark beachtet wurden, die Lage bleibt dennoch fragil.

Viele Fragen wie der Ausgang des G20-Gipfels Ende Juni, die Lage im hoch verschuldeten Südeuropa und auch die Zukunft des Euro sind weiterhin offen.

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Spanien ohne Probleme

Für Erleichterung sorgte eine mit Spannung erwartete Bondemission in Spanien. Das Land platzierte eine zehn- und eine dreißigjährige Anleihe. Die Zinsen von 4,864 Prozent für die zehnjährige Anleihe sind vergleichsweise moderat und können als Erfolg gewertet werden. Beide Emissionen waren überzeichnet. Der Euro profitierte von der Rückkehr des Vertrauens in die spanische Zahlungsfähigkeit. Allerdings war erst kurz zuvor noch spekuliert worden, ob Spanien Hilfen von der EU und vom IWF beantragen wird. Kurzfristig scheint dies nun nicht mehr auf der Agenda zu stehen. Wie es mittel- und langfristig aussieht, bleibt meiner Meinung nach weiterhin unklar, auch angesichts der Risiken im spanischen Finanzsystem. Auch wenn die jüngste Bondemission Spaniens ein Erfolg war, die Lage am Bondmarkt ist immer noch weit von der Normalität entfernt. Die Anleihekäufer bewerten Griechenland weiterhin mit einem sehr hohen Risikoabschlag und auch Spanien und Portugal sind noch nicht über den Berg. Interessant ist die Entwicklung bei den britischen Gilts, die zeitweise als riskanter angesehen wurden als die Bonds von der iberischen Halbinsel.

Transparenz bei den Banken?

Die Ankündigung des EU-Gipfels, die Ergebnisse der Stresstests der Banken veröffentlichen zu wollen, wurde positiv am Markt aufgenommen. Die Vorschusslorbeeren der Anleger müssen nun jedoch von positiven Ergebnissen erst einmal bestätigt werden. Für die Banken selbst ist die Veröffentlichung jedoch riskant und eine Chance zugleich. Erkennen die Investoren, dass das Misstrauen unbegründet ist, wäre das ein großer Fortschritt, denn nichts lieben Anleger mehr als Transparenz und Klarheit. Wird dagegen das Haar in der Suppe gesucht und gefunden, wäre das ein neuer Tiefschlag, der die betroffenen Banken bis ins Mark treffen dürfte. Eine auf diese Weise geoutete Bank stünde vor dem Aus. Der Stresstest umfasst bislang jedoch nur 25 große international agierende Institute in Europa und nicht etwa die spanischen Sparkassen, die derzeit mit Notfusionen von sich reden machen. Bundesbankpräsident Weber, der ebenfalls ein Befürworter einer Offenlegung ist, möchte mehr Banken testen, darunter auch die Landesbanken.

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Ist der Staat bereit für eine weitere Bankenrettung?

Allerdings gibt es auch Zweifel an den Stresstests. Sollte herauskommen, dass alle getesteten Banken auch in Extremszenarien nicht existenzgefährdet sind, wäre dies fast schon etwas unglaubwürdig. In einem solchen Fall zweifle ich daran, dass ein solcher Test die Märkte wirklich beruhigen würde, denn es sähe aus wie ein politisch gewolltes Ergebnis. Größter Nutznießer einer Beruhigung der Märkte wäre Spanien, denn dort gibt es in der Finanzindustrie wegen der Immobilienkrise große Probleme bei den Banken, allerdings vor allem im Sparkassensektor – und der wird ja nicht getestet. So könnte es trotz eines möglicherweise positiven Ergebnisses für Santander und BBVA in Spanien dennoch weiterhin zu Turbulenzen im Finanzsektor kommen.

Fazit:

Der Finanzsektor bleibt die Achillesverse der Märkte. Nach den Kursgewinnen der letzten Tage wird die Luft für den DAX dünner. Schon eine schlechte Nachricht könnte reichen, um den DAX wieder auf Talfahrt zu schicken.

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Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.