DAX: 7.000 Punkte in Gefahr?
Wohin geht der Markt? Offenbar sind sich auch viele große Investoren nicht sicher und hecheln von einer Konjunkturmeldung zur nächsten.
In den USA kamen zuletzt wieder enttäuschende Zahlen, die jedoch durchaus verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zulassen.
US-Konjunkturdynamik lässt schon wieder nach
Enttäuschend fielen die Auftragseingänge bei den dauerhaften Gütern in den USA aus. Nach dem Hoch im März mit einem Plus von 4,4 Prozent gab es im April einen über den Erwartungen liegenden Rückgang von -3,6 Prozent. Im Schnitt hatten die Analysten mit einem Minus von 2,5 Prozent gerechnet. Die Auftragseingänge setzen ihren volatilen Verlauf damit fort. Die Optimisten wie etwa die Analysten der Dekabank gehen davon aus, dass die Investitionsdynamik der Unternehmen trotzdem hoch bleiben wird. Die Skeptiker führen dagegen an, dass in sieben der letzten zwölf Monate die Auftragseingänge rückläufig waren. Das soll Dynamik sein? Die Anleger sind offenbar auch hin- und hergerissen, denn die Trends am Aktienmarkt wechseln immer schneller. Hoffnung auf mehr Klarheit wird nun in den nächsten Konjunkturdaten gesucht – und davon stehen in der nächsten Woche jede Menge an. Am wichtigsten: Die US-Arbeitsmarktdaten am 3. Juni. Ohne eine grundlegende Erholung am Arbeitsmarkt wird es auch keinen stärkeren Aufschwung beim Konsum geben. Man kann aber auch negative Überraschungen schön reden. Solange die Datenlage so schwach bleibt, wird die Fed weiterhin die Märkte mit Liquidität fluten, allen anderslautenden Lippenbekenntnissen zum Trotz. Das wird die Aktien auch weiterhin stützen. Wunderdinge sollte man vom Aktienmarkt allerdings nicht mehr erwarten. In Deutschland ist die Wirtschaft dagegen weiterhin in voller Fahrt. Die Dynamik mit dem starken Wachstum zu Jahresbeginn wird sich nach Meinung des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW) allerdings nicht fortsetzen. Das Wachstum werde von 1,5 Prozent im ersten Quartal auf 0,6 Prozent sinken.
Griechenland hier, Portugal dort
Die Meinungen, wie man der Euro-Schuldenkrise beikommen soll, gehen nach wie vor weit auseinander. Von einem Konzept, wie Griechenland von seinen Schulden befreit werden soll, ohne dass die anderen Euroländer zu Dauerzahlern werden oder die Banken erneut in Pleitegefahr geraten, ist immer noch nichts zu sehen. Immerhin will sich gerüchtehalber China in Portugal-Anleihen engagieren. Das würde zwar die strukturellen Probleme nicht lösen, aber dem Land etwas Luft verschaffen. Mitte Juni will der Euro-Stabilitätsfonds EFSF erste Anleihen für das 78-Milliarden-Rettungspaket für Portugal begeben. Die Nachricht vom chinesischen Interesse hat auch dem Euro auf die Sprünge geholfen. Die Gemeinschaftswährung machte wieder einen Teil der Verluste wett und stieg über die Marke von 1,42 USD. Ob es sich hierbei nur um ein Intermezzo handelt, ist freilich offen.
DAX hat die 7.000er Marke im Visier
Am deutschen Aktienmarkt hat sich die Lage zwar wieder etwas beruhigt, aus charttechnischer Sicht ist die Korrektur jedoch immer noch nicht abgeschlossen. Vielmehr macht es den Eindruck, als ob der DAX vor einem Test der Unterstützung bei 7.000 Punkten stehe. Um dieses Szenario abzuwenden, müsste der DAX den Widerstand bei 7.240 Punkten überwinden. Derzeit gibt es allerdings keine Anzeichen dafür, dass ein solcher Aufwärtsschub bevorsteht.
Fazit:
Die Wirtschaft in den USA wächst, allerdings nicht so stark wie erhofft. Widersprüchlich sind auch so manche Konjunkturdaten. Die volatile Börsenlage wird daher wohl auch nächste Woche Bestand haben.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.