Citi-Kolumne Dirk Heß

Nur nicht sorglos werden

12.02.14 16:34 Uhr

Nur nicht sorglos werden | finanzen.net

Letztes Jahr war ein sehr gutes Jahr für Aktien. Das war nicht unbedingt zu erwarten. Doch wie wird das Börsenjahr 2014?

Aktienanleger dürfen mit der Kursentwicklung in 2013 überaus zufrieden sein. So legte der DAX knapp 26 Prozent, der S&P 500 um knapp 30 Prozent und der Nikkei 225 sogar um fast 57 Prozent zu. Damit könnte 2013 als eines der besten Jahre in die Börsengeschichte eingehen. Da stellt sich natürlich die Frage, wem die Rallye zu verdanken ist? Dem fundamentalen Umfeld wahrscheinlich weniger. Die Weltwirtschaft schwächelt, in Europa herrscht Stagnation und auch in den USA bewegt sich die Konjunktur auf sehr dünnem Eis. Hinzu kommen zahlreiche geopolitische Krisen wie der Bürgerkrieg in Syrien oder der Militärputsch in Ägypten. In diesem heiklen Umfeld stiegen Börsenbarometer wie der S&P 500 oder DAX auf neue historische Höchststände.

An wen muss also das Dankesschreiben also gehen? Die Antwort fällt nicht schwer: An Ben Bernanke, Mario Draghi und all die anderen Notenbankchefs, die die Märkte auch 2013 mit Liquidität versorgt haben. Dabei wurde in den USA bereits mit einer geldpolitischen Wende gerechnet. Zumindest stimmte Fed-Chef Bernanke die Märkte im Frühsommer auf das Tapering ein, also auf eine Reduzierung der Anleihekäufe. Das wurde dann bekanntlich verschoben. Der Grund dafür dürfte im US-Haushaltsstreit gelegen haben. Eine Straffung der Geldpolitik wäre vor dem Hintergrund einer drohenden Zahlungsunfähigkeit der USA nicht zu vermitteln gewesen.

Für eine Überraschung gut war auch die EZB. Sie senkte Anfang November 2013 entgegen allen Erwartungen den Leitzins auf 0,25 Prozent und damit auf den tiefsten Stand in der Geschichte des Euro. Es ist ein riskantes Spiel, das die Notenbank da betreibt. Denn sollte der erhoffte Konjunkturaufschwung ausbleiben, dann muss sich EZB-Chef Mario Draghi die Frage gefallen lassen: "Was nun?" Okay, man könnte mit Wertpapierankaufprogrammen à la Fed die Geldpolitik weiter lockern. Doch weil das insbesondere in Deutschland auf heftigen Widerstand stoßen dürfte, wäre die nächste politische Zerreißprobe in der Eurozone vorprogrammiert.

Bleibt die Frage, was von den Aktienmärkten in diesem Jahr zu erwarten sein wird? Im Augenblick ist die Stimmung weiterhin optimistisch. Belegt wird das durch Sentiment-Indikatoren wie dem Investmentbarometer der Citigroup (aktuelle Ergebnisse zum Citi-Investmentbarometer unter: https://de.citifirst.com/DE/Investmentbarometer/Uebersicht). Auch für 2014 sind die befragten Anleger für europäische Aktien durchweg positiv. 67,2 Prozent glauben auf die kommenden 12 Monate an steigende Aktienkurse. Doch genau hierin liegt auch eine Gefahr. Denn wie die Vergangenheit immer wieder gezeigt hat, gilt ein zu hoher Grad an Euphorie als relativ zuverlässiger Kontraindikator. Auf der anderen Seite ist davon auszugehen, dass die geldpolitischen Schleusen auch 2014 weit geöffnet bleiben. Unlängst hat die designierte Fed-Chefin, Janet Yellen, bekräftigt, die Politik des billigen Geldes fortzuführen und Mario Draghi sekundierte, indem er zu Beginn des Jahre klarstellte, dass die EZB noch eine ganze Weile an den niedrigen Leitzinsen festhalten werde. Folglich könnte der Bullenmarkt noch eine ganze Weile anhalten. Allerdings führen solche Liquiditätshaussen häufig zu Blasen, die früher oder später mit einem lauten Knall platzen. Alles in allem können Anleger für 2014 dennoch frohen Mutes sein. Nur sorglos sollten sie nicht werden.

Dirk Heß, Finanzexperte der Citigroup, schreibt zu aktuellen Markt- und Derivate-Themen. Als Co-Head EMEA Warrant Sales & Distribution bei der Citi besitzt er langjährige Expertise in allen Fragen rund um Börse und Investments. In seinem regelmäßigen Kommentar gibt Dirk Heß fundiertes Fachwissen weiter. Die Citigroup ist seit dem Jahr 1989 als Emittent von strukturierten Produkten permanent am deutschen Markt vertreten und feiert 2014 ihr 25-jähriges Jubiläum.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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