Börse Frankfurt-News: "Zum Optimismus verdammt" (Marktstimmung)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Echte Kaufgelegenheiten gab es keine. Dennoch sind einige notgedrungen long gegangen. Was weitere Kurssteigerungen nicht wirklich verhindern sollte, wie Goldberg analysiert.
6. März 2024. Es ist gefühlt schon lange her, dass die Börsianer eine größere Abwärtskorrektur erlebt haben. Genau genommen fand der in diesem Jahr bisher einzige größere Rücksetzer beim DAX von mehr als 3 Prozent Anfang Januar statt. Damals benötigte er mehr als zwei Wochen und verlief zu allem Überfluss nicht gerade gradlinig, sondern war auch noch von einer deutlichen Zwischenerholung gekennzeichnet. Ansonsten ging es mit den Kursen mehr oder weniger stark nach oben, wobei man sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass sich die Mehrheit der Akteure nicht wirklich über die anhaltende Rallye des DAX gefreut hat. Tatsächlich zeigt unser bisheriger Sentiment-Verlauf in diesem Jahr, dass gerade die Stimmung unter den institutionellen Investoren nur bei einer einzigen Erhebung leicht bullish war.
Aber wem kann man verdenken, wenn er oder sie angesichts von drei neuen Allzeithochs seit unserer vergangenen Stimmungserhebung nicht mehr auf den fahrenden Börsenzug aufspringen möchte? Zumal das Börsenbarometer seither zeitweise um 1,3 Prozent zulegen konnte, wovon allerdings zum heutigen Erhebungszeitpunkt nur noch gut die Hälfte übrig geblieben ist.
Genötigte neue Bullen
Dennoch ist bei den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont etwas Bewegung in das Stimmungsbild gekommen. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 8 Punkte auf einen neuen Stand von -11 gestiegen. Dabei ist der Zuwachs bei den Optimisten in der Größenordnung von 7 Prozentpunkten nicht etwa auf ehemalige Pessimisten zurückzuführen, die angesichts des neuerlichen DAX-Anstiegs das Handtuch geworfen haben. Vielmehr speist sich der überwiegende Teil der neuen Optimisten aus ehemals neutral eingestellten Akteuren. Dies ist insofern bemerkenswert, als es für Käufer im Vergleich mit der vergangenen Stimmungserhebung jetzt auch kaum günstigere Einstiegsmöglichkeiten als beim damaligen Erhebungskurs gegeben hat. Interessant ist auch, dass von den vormals neutral eingestellten Akteuren kaum jemand bereit war, sich trotz weiter gestiegener DAX-Stände auf die Short-Seite zu begeben.
Stattdessen könnte man sogar meinen, die neuen Bullen wurden zu ihrem Glück gezwungen. Denn dieser Einstieg in die Stärke dürfte sich psychologisch betrachtet - auch wenn man möglicherweise 0,6 Prozent günstiger als das jüngste Allzeithoch von rund 17.816 Punkten zum Zuge gekommen sein mag - nicht gerade besonders angenehm angefühlt haben.
Privatanleger tun sich leichter
Aber auch bei den Privatanlegern hat sich die Gruppe der neutral gestimmten Akteure deutlich verringert - wir verbuchen dort einen Rückgang um 40 Prozent, wobei sich die Wechselwilligen recht ungleich auf die Bullen und Bären verteilen. Das Lager der ersteren nimmt um 3 und das der Pessimisten sogar um 7 Prozentpunkte zu, so dass sich ein Rückgang von 4 Punkten für unseren Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel auf einen neuen Stand von -3 ergibt.
Unter dem Strich hat sich die Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren mit der heutigen Befragung deutlich verringert. In beiden Gruppierungen stellen wir einen leichten Pessimismus fest, wobei derjenige der Privatanleger in der relativen Betrachtung auf drei und sechs Monate nunmehr wesentlich stärker ausfällt als derjenige der institutionellen Investoren. Letztere bewegen sich bezogen auf die vergangenen drei Monate sogar auf neutralem Terrain. Dabei kann man davon ausgehen, dass die relative bearishe Mehrheit der Investoren immer noch auf einen größeren Rücksetzer wartet. Im Idealfall müsste der DAX nun vermutlich mindestens bis auf 17.450/500 Zähler fallen, bevor sich entsprechende Nachfrage aus diesen Quellen einstellen dürfte.
Per Saldo ist die Stimmung hierzulande also weit davon entfernt, optimistisch zu sein. Auch wenn sich die Situation für den DAX nach wie vor als günstig darstellt, hat sie sich dennoch gegenüber der Vorwoche etwas verschlechtert.
6. März 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)