Börse Frankfurt-News: "Zone der Zufriedenheit" (Marktstimmung)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Auf die Schwankungen im Wochenverlauf reagieren hiesige Anlegerinnen und Anleger eher unberührt. Lediglich einige professionelle Bären gehen raus. Insgesamt ein Szenario mit Sommerloch-Potential, wie Goldberg vermutet.
24. Juli 2024. Auch an den Handelstagen, die auf unsere vergangene Sentiment-Erhebung gefolgt sind, ist es dem DAX nicht gelungen, einen größeren Trend loszutreten. Dennoch lässt sich dieser Zeitraum in zwei Hälften teilen, die durch das vergangene Wochenende getrennt werden. Hatte sich bis dahin das Börsenbarometer seit vergangenem Mittwoch um 1,8 Prozent abgeschwächt, folgte in dieser Woche ein erneuter ordentlicher Aufschwung, der allerdings ebenfalls nicht nachhaltig war. Am Ende hat der DAX im Punktvergleich zu unserer vergangenen Erhebung sogar 0,6 Prozent an Wert verloren.
Gut möglich, dass der Rückzug Joe Bidens als Präsidentschaftskandidat für die im November anstehenden Wahlen in den USA dabei eine Rolle gespielt hat. Zumindest gehört deren Ausgang zu den von internationalen Fondsmanagern in der von der Bank of America zuletzt veröffentlichten Umfrage genannten Extremrisiken. Allerdings nicht an erster Stelle. Rang 1 wird vielmehr von den Gefahren eingenommen, die von geopolitischen Konflikten ausgehen könnten. Die Angst vor Inflation oder einer US-Rezession war bei dieser Umfrage interessanterweise deutlich weniger stark als noch im Vormonat ausgeprägt. Indes - keine Nachricht der vergangenen Tage war dazu geeignet, den DAX auch nur in die Nähe der von uns zuletzt genannten Angebots- bzw. Nachfrageniveaus zu bewegen.
Weitere Rückkäufe
Unterdessen hat sich die Stimmung unter den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont weiter verbessert. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 6 Punkte auf einen neuen Stand von +3 gestiegen. Allerdings nicht, weil etwa das Bullenlager größeren Zulauf bekommen hätte. Tatsächlich hat sich die Zahl der Optimisten nur unwesentlich vergrößert, während Pessimisten weiter Positionen zurückgedeckt haben. Diese Tendenz wird im Zwei-Wochen-Vergleich sogar noch deutlicher, denn seither hat sich die Gruppe der Bären um 10 Prozentpunkte verringert, während bei den Bullen nur ein Plus von 2 Prozentpunkten verbucht werden konnte. Folglich hat die Gruppe der neutral gestimmten Akteure heute zum zweiten Mal hintereinander zulegen können.
Bei den Privatanlegern ist die Stimmung nun bereits seit sechs Wochen weitgehend unverändert. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieses Panels steigt um 2 Punkte auf einen neuen Stand von +8, wobei es unter dem Strich eine minimale Verschiebung von den Bären zu den Bullen gab. Allerdings bleiben wie bereits in den Vorwochen die über Social Media befragten Privatanleger wesentlich optimistischer als die übrigen Teilnehmer dieses Panels.
In der Hand von langfristigen Kapitalströmen
Per Saldo hat sich bei der heutigen Befragung die Stimmungskluft zwischen Privatanlegern und institutionellen Investoren weiter verringert. Während sich bei den Privatanlegern der Optimismus auf Sicht von drei und sechs Monaten relativiert, und man insofern von einer neutralen Stimmungslage sprechen kann, gilt dies nicht für die institutionellen Pendants. Letztere sind bei dieser Sichtweise etwas optimistischer als es der absolute Wert von +3 vermittelt. Allerdings ist dieser Optimismus nicht dazu geeignet, größere Schieflagen in diesem Panel vermuten zu lassen.
Und so hat sich auch an den bisherigen Niveaus, an denen wir Angebot bzw. Nachfrage, resultierend aus den derzeitigen Engagements, vermuten, nichts geändert. An der Oberseite sprechen wir von 18.840/890 Zählern, während das vergleichbare Nachfrageniveau knapp unter 18.000 liegen dürfte. Allerdings ist die Unterseite gegenüber der Vorwoche weicher einzuschätzen, als das mögliche Angebot, das wir in der Nähe des bisherigen Allzeithochs erwarten. Tatsächlich dürften die Positionierung der heimischen Investoren nicht zuletzt auch wegen der Urlaubszeit jedoch nicht dazu geeignet sein, die derzeitige Komfortzone des DAX aufzubrechen. Es bleibt also den langfristig orientierten (internationalen) Investoren vorbehalten, im Zweifel den DAX aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Sentiment-Index institutioneller Anleger*innen
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 18.380 (-120 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: 3 Punkte (+6 zur Vorwoche)
Sentiment-Index privater Anleger*innen
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 18.380 (-120 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: +8 Punkte (+2 Punkte zur Vorwoche)
Von Joachim Goldberg
24. Juli, 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)