Börse Frankfurt-News: Wochenausblick: Kalte Dusche nach Ausflug nach oben
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - (Fast) kein russisches Gas mehr, deutlich höhere Zinsen, wieder Lockdowns in China - gute Nachrichten sind derzeit rar gesät. Die kurze Euphorie vom Freitag ist verflogen. Den meisten Analysten zufolge werden die Kurse so schnell nicht wieder steigen.
5. September 2022 Frankfurt (Börse Frankfurt). Noch höhere Leizinsen? Das scheint jetzt ausgemacht - in den USA und in der Eurozone. Die Anleihemärkte leiden. "Es ist ein enormer Druck auf dem Rentenmarkt", erklärt Rainer Petz von Oddo BHF. "Das Wording der Notenbanken hat sich sehr verändert."
Die Ankündigung des russischen Staatskonzerns Gazprom, die Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 nicht wieder aufzunehmen, hat die Gewinne vom Freitag schnell zunichte gemacht. Der DAX startet mit deutlichen Verlusten bei x Zählern in die neue Woche.
Am Freitag war der Index noch mit 13.050 Zählern aus dem Handel gegangen. Hintergrund waren Zahlen zum US-Arbeitsmarkt, die anfangs positiv aufgenommen wurden. Nach Börsenschluss in Europa setzte in den USA aber eine Verkaufswelle ein, die Wall Street drehte ins Minus. "An der Börse geben sich zurzeit nahezu im täglichen Wechsel Euphorie und Tristesse die Klinke in die Hand", kommentiert Martin Utschneider von Donner & Reuschel.
"Erneute Lieferkettenunterbrechungen"
Belastend sind auch neue Lockdown-Maßnahmen in China. "Das Land hält konsequent an seiner Null-Covid-Strategie fest, so dass nun wieder Millionen Chinesen in Quarantäne festsitzen", berichtet Ulrich Wortberg von der Helaba. Die Sorge vor erneuten Lieferkettenunterbrechungen und damit einhergehendem außerordentlichen Preisdruck sei nicht von der Hand zu weisen. "Für Unternehmen verdüstert sich das fundamentale Bild damit zunehmend." Das technische Umfeld bleibe ebenfalls negativ. DMI und MACD wiesen intakte Verkaufssignale auf, unterhalb des jüngsten Tiefs bei 12.603 bestehe Raum bis in die Zone um 12.400 DAX-Punkte. "Widerstände finden sich bei 13.192 Zählern, der 21-Tagelinie."
Deutliche Zinserhöhung erwartet
Höhepunkt der Woche ist sicherlich die EZB-Sitzung am Donnerstag. Zuletzt hatten einige EZB-Ratsmitglieder ihre Bereitschaft für einen kräftigen Zinsschritt bekundet, unter anderem Isabel Schnabel. "Angesichts ausufernder Inflationserwartungen nahmen die Zinsfantasien des Marktes zuletzt deutlich zu", berichten die Analysten von der Deutschen Bank. Es sei sogar vereinzelt von einer möglichen Zinserhöhung um einen Prozentpunkt gesprochen worden. "Am wahrscheinlichsten erscheint jedoch ein Zinsschritt von höchstens 0,75 Prozentpunkten." Eine falkenhafte EZB würde wohl dem Euro zugutekommen, während Aktien sowie Anleihen Kursverluste erleiden könnten.
"Schwächere Aktienmärkte"
"Wir gehen nun davon aus, dass die EZB die Zinsen in diesem Jahr stärker erhöhen und die US-Notenbank ihren Zins im kommenden Jahr weniger senken wird als bislang von uns erwartet", erklärt Andreas Hürkamp von der Commerzbank. Zudem dürften in den kommenden Monaten Unternehmensanalysten ihre Aktien-Kursziele deutlich nach unten anpassen und US-Privatinvestoren ihre Aktienquote nach und nach reduzieren. "Daher erwarten wir schwächere Aktienmärkte in den kommenden Monaten."
von: Anna-Maria Borse
5. September 2022, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)