Börse Frankfurt-News: Vornehme Kaufzurückhaltung (Marktstimmung)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 13. März 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Auf die guten Nachrichten vor
allem seitens der Zinsen reagieren mittelfristig orientierte Anleger
verhalten. In der Summe ist das diesmal kein so gutes Zeichen für heutige
Optimisten.
Eigentlich ist seit unserer vergangenen Sentiment-Erhebung eine Menge
passiert. So hat etwa die Europäische Zentralbank bei ihrer Sitzung am
vergangenen Donnerstag ihre Wachstums- und Inflationsprognosen für die
Eurozone teils deutlich gesenkt. Und was für Börsianer nicht ganz unwichtig
ist: Die EZB hat unter anderem den Zeitpunkt für eine erste Leitzinserhöhung
weiter in die Zukunft verschoben: Diese wird nicht vor Ende dieses Jahres
erfolgen. Mit anderen Worten: Die EZB hat auf die drohende Wachstumsschwäche
der Eurozone überraschend schnell reagiert.
Nicht zuletzt deswegen blieben die Kurskorrekturen beim DAX auf 1,6 Prozent
begrenzt und machten kurz vor der von uns avisierten Nachfragezone zwischen
11.350 und 11.400 DAX-Zählern Halt. Zumal es auch hinsichtlich der US-
Leitzinsen für die kommenden Monate keinerlei Fantasie für Zinserhöhungen
gibt - die Fed zeigt sich explizit geduldig. Dass seit vergangenem Mittwoch
die Handelsgespräche zwischen den USA und China ins Stocken geraten sind und
gestern die britische Premierministerin Theresa May im Unterhaus eine neue
Abstimmungsniederlage einstecken musste, haben die Aktienmärkte trotz des
bislang ungelösten Knotens im Brexit-Drama recht gut verkraftet.
Vielleicht mag es den politischen Risiken geschuldet sein, dass sich die von
uns wöchentlich befragten mittelfristig orientierten institutionellen
Investoren in Sachen Kaufinteresse relativ zurückhaltend zeigten. Denn unser
Börse Frankfurt Sentiment-Index ist lediglich um 7 Punkte bis zur neutralen
Nulllinie gestiegen. Dabei zeigt die überschaubare Wanderung in Richtung
Bullenlager, dass nur ein kleiner Teil der ehemaligen DAX-Bären Gewinne
eingestrichen und sich sofort auf die Bullen Seite geschlagen hat. Bei den
übrigen Pessimisten hat die Größenordnung des Rücksetzers des DAX
offensichtlich nicht gereicht, um die Absicherungen gegen einen Kursverfall
zurückzunehmen.
Stimmungskluft deutlich verringert
Bei den Privatanlegern gab es indes eine Tendenz in die andere Richtung,
denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieser Anlegergruppe hat sich um 5
Punkte auf einen Stand von nur noch +5 Punkte verringert. Bemerkenswert: Es
sind praktisch keine bullishen Positionen aufgelöst worden. Vielmehr haben
sich fast ausschließlich vormals neutral gestimmte Marktteilnehmer den
Pessimisten angeschlossen. Immerhin ist durch diese Entwicklung die
Stimmungskluft zwischen Privatanlegern und deren institutionellen Pendants
wieder deutlich geschrumpft.
In der jüngsten Sentiment-Erhebung befindet sich die Stimmung der
institutionellen Anleger absolut betrachtet auf neutralem Terrain und auch
diejenige der privaten Investoren zeigte sich nur geringfügig positiv. In
der relativen, mehrere Monate umfassenden Sichtweise notieren die Sentiment-
Indices beider Panels allerdings im pessimistischen Bereich - dies gilt
insbesondere für die institutionellen Investoren. Da wir deren Nachfrage
weiterhin auf niedrigerem Niveau (frühestens unter 11.400 Punkten) erwarten,
stehen die Vorzeichen für den DAX nach wie vor günstig. Allerdings ist auf
der anderen Seite die Gefahr einer sogenannten Short-squeeze leicht
gesunken, so dass der DAX höchstwahrscheinlich vor 11.700 Punkten keine
größeren Flügel verliehen bekäme.
13. März 2019, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)