Börse Frankfurt

Börse Frankfurt-News: "Verpasste Gelegenheiten?" (Marktstimmung)

11.07.24 13:16 Uhr

Börse Frankfurt-News: "Verpasste Gelegenheiten?" (Marktstimmung) | finanzen.net

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Deutsche Aktien haben sich in Summe kaum bewegt, dafür etliche Investorinnen und Investoren. Vor allem von der Seitenlinie auf die Shortseite, was dem Markt nach Goldbergs Ansicht nützen könnte.

11. Juli 2024. Zwar hat der DAX seit unserer vergangenen Stimmungserhebung am Ende gerade einmal ein Plus von 0,2 Prozent stichtagsbezogen produziert. Aber vor allem die Bullen unter den von uns befragten Investoren haben vermutlich trotzdem Grund zur Freude gehabt. Zumindest zeitweise. Auch wenn nicht gesichert ist, wie sehr der zwischenzeitliche Anstieg des Börsenbarometers um rund 2,2 Prozent auch dem Ergebnis des zweiten Wahlgangs zur französischen Nationalversammlung geschuldet gewesen sein könnte, gab es immerhin zwei Versuche, sowohl vor als auch nach dem Wochenende, den DAX über das von uns vermutete Angebotsniveau bei 18.550/600 Zählern zu hieven. Schließlich war aber der ganze zwischenzeitliche Gewinn dahin geschmolzen, und die Börsianer befinden sich, zumindest was das Kursniveau angeht, in einer ähnlichen Situation wie am vergangenen Mittwoch.

Allerdings ist die Stimmung bei den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont umgeschlagen. So hat unser Börse Frankfurt Sentiment-Index 12 Punkte eingebüßt und befindet sich auf einem neuen Stand von -9. Dabei hat sich das Bärenlager um 11 Prozentpunkte erhöht. Aber nicht, weil etwa ehemalige Bullen in dem zuletzt stark polarisierten Panel - wie eigentlich zu erwarten gewesen wäre - Gewinne mitgenommen hätten. Vielmehr stammt dieser Zuwachs bei den Pessimisten zu rund 90 Prozent von vormals neutral eingestellten Investoren; nur ein ganz geringer Prozentsatz speist sich also aus ehemaligen Optimisten.

Mehr Gewinn erhofft

So gesehen kann man auch von einer verpassten Chance für die Optimisten sprechen, die sich offenbar höhere Gewinne versprochen hatten. Übrigens: Unter dem Strich ist die Gruppe der neutral eingestellten Akteure im Vergleich zum Rekordstand von vor zwei Wochen (+48 Prozent) um mehr als die Hälfte geschrumpft.

Wenig Veränderung hat es indes bei den Privatanlegern gegeben, deren Börse Frankfurt Sentiment-Index sogar um 2 Punkte auf einen neuen Stand von +8 gestiegen ist. Dabei geht diese Veränderung in erster Linie auf diejenigen Privatanleger zurück, die wir über Social Media befragen. Sie sind gegenüber der Vorwoche bullisher geworden, obwohl es seit der vergangenen Sentiment-Erhebung kaum günstigere Einstiegskurse gegeben hat. Bei den übrigen Privatanlegern haben wir indes die Tendenz ausgemacht, dass sich ein Teil ehemals bullish eingestellter Akteure vermutlich am oberen Ende der eingangs erwähnten Handelsspanne direkt auf die Bärenseite geschlagen und also seine Position um 180 Grad gedreht hat.

Immer noch im Gleichgewicht

Mit der heutigen Befragung hat sich zwischen Privatanlegern und institutionellen Investoren wieder eine Stimmungskluft aufgetan. Letztere zeigen sich nun pessimistischer als bei unserer vergangenen Befragung, aber auf Sicht von drei und sechs Monaten relativiert sich diese bearishe Einstellung. Bei dieser Sichtweise muss man eher von einem fast neutralen Sentiment sprechen. Immerhin hat sich die Lage für den DAX gegenüber der Vorwoche an der Unterseite etwas verbessert, da wir vor allem von den jüngsten Bären erste Nachfrage wahrscheinlich zwischen 17.980 und 18.030 DAX-Zählern erwarten. Dennoch dürfte diese Nachfrage nicht ausreichen, um im Falle größerer Abgaben langfristig orientierter Akteure (insbesondere aus dem Ausland) diesen lange standhalten zu können.

Da andererseits die Optimisten jedoch bisher kaum Gewinne bei der zurückliegenden Aufwärtsbewegung realisiert haben, stehen jene einem erneuten Aufschwung vermutlich zwischen 18.600 und 18.650 Zählern zumindest zeitweise im Wege. Am Ende scheint sich der DAX also immer noch im Gleichgewicht zu befinden, das derzeit nicht durch die heimischen Investoren, wohl aber durch langfristige Kapitalflüsse aufgelöst werden kann.

Von Joachim Goldberg

11. Juli, 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)