Börse Frankfurt-News: "Stimmungsumschwung am Allzeithoch" (Marktstimmung)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 10. November 2021. FRANKFURT. Auffällig viele Profis nehmen Gewinne mit, nach Ansicht des Verhaltensökonoms Goldberg eine gute Stütze für weitere Gewinne.
Seit unserer vergangenen Stimmungserhebung haben sich die bullishen Rahmenbedingungen für den DAX kaum verschlechtert. Im Gegenteil. Dies mag vor allem der ausgewogenen Entscheidung geschuldet sein, die der Offenmarktausschuss der US-Notenbank am vergangenen Mittwoch zum Tapering getroffen hat. Die Ankündigung zum Zurückfahren der Wertpapierkäufe und die damit verbundenen Volumina waren weitgehend von den Akteuren an den Finanzmärkten erwartet worden. Auch haben makroökonomische Daten eher positive Überraschungen mit sich gebracht.
Nimmt man die bullishe Stimmung der Börsianer vom vergangenen Mittwoch hinzu, kann man den Zuwachs des Börsenbarometers seitdem sogar eher als mager bezeichnen. Trotz dreier neuer Allzeithochs ist der DAX gegenüber der Vorwoche in der Punktbetrachtung gerade einmal um ein halbes Prozent gestiegen. Und blickt man auf die Kursentwicklung der vergangenen fünf Handelstage, erweckt diese den Anschein, als ob der DAX sich am bisherigen August-Rekord (16.030) fast ein wenig festgebissen hätte.
Gewinne mitgenommen
Natürlich stellen Extrema im Kursverlauf Referenzniveaus für die Akteure dar, auf deren Basis sie bewerten, ob etwas günstig oder relativ teuer ist. So gesehen darf nicht verwundern, wenn es in der Nähe solcher Kursbereiche zu Gewinnmitnahmen kommt. Dass es diese in größerem Stil gegeben hat, zeigt zumindest unsere heutige Sentiment-Umfrage unter mittelfristig orientierten institutionellen Investoren. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gegenüber der Vorwoche geradezu eingebrochen und hat sich um 31 Punkte auf einen neuen Stand von +11 verringert. Dabei haben sich etwa 60 Prozent der ehemaligen Optimisten mit Gewinnmitnahmen begnügt, während die verbleibenden rund 40 Prozent der Wechselwilligen sich direkt auf die Bärenseite geschlagen haben. Kurzum: Ein Großteil der seit einigen Wochen mitunter nicht unbeträchtlichen aufgelaufenen Gewinne ist von vielen Akteuren realisiert worden.
Privatanleger lassen sich dagegen kaum verführen
Weitaus weniger drastisch sieht die Stimmungsveränderung bei den Privatanlegern aus. Hier gab es einen Rückgang im Sentiment-Index um lediglich 10 Punkte auf einen neuen Stand von +21. Diese Veränderung geht auf eine recht kleine Gruppe von wahrscheinlich eher kurzfristig orientierten Akteuren zurück, die ihre Position um 180 Grad von bullish auf bearish gedreht hat. Das Gros der Investoren dieses Panels hält also dem DAX die Treue.
Mit der heutigen Stimmungserhebung wird deutlich, dass sich vor allen Dingen die institutionellen Investoren am bisherigen Allzeithoch vom August orientiert haben und offensichtlich auf einen anständigen Rücksetzer spekulieren. Eine Verhaltensweise, die wir eigentlich vornehmlich von den Privatanlegern erwartet hätten. Gleichzeitig hat sich allerdings gezeigt, dass der DAX unter den Abgaben kaum gelitten hat und in der Punktbetrachtung immerhin noch ein Wochenplus produzierte. Mit anderen Worten: Den Verkäufen aus institutionellen Quellen dürften langfristige Zuflüsse gegenübergestanden haben. Bemerkenswert überdies: Die Handelsbandbreite seit vergangenem Mittwoch hat gerade einmal 1,1 Prozent betragen.
Und dem Strich bedeutet diese Stimmungsentwicklung eine gute Nachricht für den DAX, denn die in der heutigen Umfrage sichtbar gewordenen neuen Short-Positionierungen dürften bei einem akzeptablen Rücksetzer (vermutlich im Bereich um 15.600/15.650 Zähler) wieder eingedeckt werden, unterstützt von Zuflüssen aus dem Lager der neutral eingestellten Akteure, das mit der heutigen Befragung fast ein Drittel der institutionellen Investoren ausmacht. Mit anderen Worten: Die Zeichen für eine neuerliche Rallye in rund einer Woche stehen gar nicht so schlecht.
10. November 2021, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)