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Börse Frankfurt-News: Steigende Energiepreise, teures Aluminium (Rohstoffe)

08.10.21 13:55 Uhr

Börse Frankfurt-News: Steigende Energiepreise, teures Aluminium (Rohstoffe) | finanzen.net

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Öl ist so teuer wie seit fast sieben Jahren nicht und auch der Aluminiumpreis zieht nach oben. Ein Ende der Rallye scheint nicht in Sicht. Achterbahn fahren die Edelmetallpreise von Gold bis Platin, obwohl die Inflation weiter steigt.

8. Oktober 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Hohe Nachfrage, knappes Angebot - das ist die Gleichung, die die Ölpreise immer weiter nach oben katapultiert. Auch im September. Der Grund: Die Opec, "der Klub zur Maximierung des Petro-Dollars" (Handelsblatt) und ihre Partner Russland und Saudi-Arabien werden ihre Tagesfördermenge um 400.000 Barrel erhöhen, wie geplant. Das reicht aber nicht aus, um die konjunkturell bedingt steigende Nachfrage zu erfüllen, zumal das Angebot reduziert ist: Im Golf von Mexico fallen nach wie vor Produktionsstätten aus. Und Förderer wie Angola oder Nigeria schaffen es nicht, genug zu liefern.

Und so gab es im September kaum einen Tag, an dem die Ölpreise - sowohl Brent wie WTI - nicht anzogen. Torben Bendt, Händler bei Lang & Schwarz, berichtet "sehr viele Käufe von Öl- und Gas-ETCs wegen der hohen Preise". Besonders gefragt war aber ein Short-Produkt, der WisdomTree Natural Gas 3x Daily Short ETC (IE00B76BRD76). Ebenfalls gekauft wurden der WisdomTree WTI Crude Oil ETC () und der WisdomTree Bloomberg Brent Crude Oil ETF (IE00BVFZGD11).

Analysten der Bank of America liefern die passenden Argumente zu den Käufen. Sie bekräftigen ihre Prognosen, dass im Falle eines harten Winters die Ölpreise in den kommenden sechs Monaten auf 100 US-Dollar pro Barrel steigen könnten. Auf Sicht eines Jahres haben sich Brent und WTI schon nahezu im Wert verdoppelt, seit dem Nachfrage-Tief zu Beginn der Corona-Krise steht sogar eine Vervierfachung auf den Kurslisten.

Fortsetzung des Preisanstiegs erwartet

Die Verteuerung sei noch nicht zu Ende, sagt auch Michael Blumenroth, Rohstoff-Analyst der Deutschen Bank: "Die Ölpreise dürften - je nach Nachrichtenlage - weiterhin großen Tagesschwankungen unterliegen. Aktuell profitieren die Ölproduzenten von einer starken Nachfrage." Öl werde teilweise als Substitut für Erdgas verwendet, da sich die Erdgaspreise sich in Europa seit Jahresanfang verfünffacht und in den USA immerhin knapp verdreifacht haben. Die zunehmende Mobilität und der nahende Winter auf der Nordhalbkugel sprächen für weiterhin hohe Preise. "Zudem hält die Opec+ an ihrem Pfad der graduellen, moderaten Produktionserhöhungen fest, die momentan nicht einmal von allen Mitgliedern voll ausgeschöpft werden können. In den USA sind die Ölproduzenten noch weit von der Fördermenge entfernt, die vor der Covid-19-Pandemie täglich gefördert wurde."

Allerdings preisten die Märkte bereits einige preistreibende Faktoren ein. "Viele Investoren setzen auf eine weitere Verteuerung, sodass es jederzeit zu Positionsauflösungen und damit Preiskorrekturen an den Ölmärkten kommen kann," gibt Blumenroth zu bedenken.

Kurzer Rückblick: Kaum war die Corona-Pandemie ausgebrochen, im April 2020 die Ölpreise ein. Die Opec senkte die Fördermenge, die Preise erholten sich. Bis die Opec im Frühjahr dieses Jahres die Produktion ausbaute. Doch das reichte nicht, um die Nachfrage zu bedienen, denn die Fördermenge ist immer noch nicht da, wo sie vor der Krise war. Eine Ausweitung war im Sommer gescheitert.

Der Goldpreis schwankte - wie schon im August - im September kräftig. Sah es zu Beginn des Septembers noch so aus, als würde sich die Erholung fortsetzen, rauschte der Kurs im Monatsverlauf deutlich unter die 1800 US-Dollar-Marke. Schauen wir auf die Umsatz-Statistik von ETCs an der Börse Frankfurt, so dominiert Xetra Gold (DE000A0S9GB0) einmal mehr. Und während die Bestände von Xetra-Gold mit 239 Tonnen am Rekordniveau bleiben, machte Wisdom Tree für die vergangenen Wochen Abflüsse bei Gold-ETCs aus.

Nach Angaben von Wisdom Tree gehörten die Edelmetalle zu den Rohstoffen, von denen die meisten Mittel abflossen.

Nach den neuesten Daten des World Gold Council ist Gold im September zum zweitliquidesten Vermögenswert der Welt aufgestiegen - gleich hinter S&P 500-Aktien. Das tägliche durchschnittliche Handelsvolumen beträgt 183 Milliarden US-Dollar. Dabei sind die Zeiten für das Edelmetall gar nicht golden: Der US-Dollar legt an Wert zu - naturgemäß drückt das den Goldpreis. Und dann sind da noch die unaufhörlich steigenden Verbraucherpreise und die Sorgen vor Zinserhöhungen.

Gold: Geplante Zinserhöhungen eingepreist

"Ein weiterer Anstieg der Verbraucherpreise dürfte tendenziell die Neigung der Anleger erhöhen, Gold zu kaufen - schließlich gilt Gold in den Augen vieler als Inflationsschutz par excellence", glaubt Blumenroth. "Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Kapitalmarktzinsen nicht in gleichem Maße wie die Verbraucherpreise ansteigen. Ansonsten könnten Anleger ihre Ersparnisse vorzugsweise flexibel am Geldmarkt parken." Gold werde meist teurer, wenn die Realzinsen, d.h. Kapitalmarktzinsen minus erwartete Inflationsrate, sinken bzw. niedrig sind. "Angesichts der hohen Energiepreise steigen momentan die Inflationserwartungen eher", was den Goldpreis mittel- bis langfristig stützen sollte.

Andererseits: Auch Zinserhöhungen seien bereits eingepreist, denkt Blumenroth, weshalb der Goldpreis im Vergleich zum Jahresbeginn moderat gesunken sei. In nächster Zeit würden preisdämpfende Faktoren überwiegen: "In den nächsten Wochen dürfte der Gegenwind für Gold anhalten, und zwar in Form eines weiteren Einpreisens geldpolitischer Straffung seitens der US-Notenbank bzw. vieler weiterer Zentralbanken rund um den Globus.

Die momentane Stärke des US-Dollars auf einem 14-Monats-Hoch zum Euro spreche ebenfalls für eher seitwärts gerichtete oder leicht sinkende Goldpreise. Sollte es allerdings insbesondere an den Aktienmärkten zu Verwerfungen bzw. Kursrückschlägen kommen, könnte Gold als "sicherer Hafen" wieder stärker nachgefragt werden. Dies wäre auch der Fall, wenn die US-Notenbank die geldpolitische Wende trotz der hohen Inflationsraten doch noch weiter hinausschieben würde. "Zurzeit überwiegen jedoch eher die preisdämpfenden Faktoren für die Goldpreise."

Die Nachfrage nach Xetra-Gold, der mit Abstand meistgehandelte ETC auf Xetra, ist in den vergangenen Monaten wieder gestiegen. Der im Tresor verwahrte Bestand liegt im Moment bei knapp 240 Tonnen.

Industriemetalle wie Aluminium steigen unaufhörlich

Hohe Nachfrage bei knappem Angebot spiegelt sich auch im Preis von Aluminium. Das Industriemetall ist so teuer wie zuletzt vor 13 Jahren. "Aluminium hat seine starke Performance von diesem Jahr fortgesetzt", sagte Mobeen Tahir, Analyst bei Wisdom Tree. "Nachdem China seine Aluminiumproduktion gekürzt hatte, um Treibhausgase aus der kohleintensiven Aluminium-Industrie zu reduzieren, gehört das Metall zu den sich am meisten verteuernden Rohstoffen in diesem Jahr."

Kupfer hingegen erfährt ein erhebliches Auf und Ab. Die Preisspanne des ersten Herbstmonats reichte von gut 9.600 bis knapp 9.000 US-Dollar. Mit den Nachrichten um die Schieflage des chinesischen Immobilien-Konzerns Evergrand ist der Preis in jüngster Zeit gefallen, da Kupfer sehr stark im Bausektor verwendet werde. Aluminiun ist das Metall mit dem dritthöchsten Verbrauch weltweit nach Eisen und Aluminium, erläutert Tahir.

Unter den ETCs der Umsatzstatistik an der Börse Frankfurt gehörte auch ein ETC, der an den Kaffeepreis gekoppelt ist, der WisdomTree Coffee ETC (DE000A0KRJT2). So stieg der Kaffeepreis deutlich über 2 Dollar, wenngleich er noch nicht wieder das Siebenjahreshoch vom Juli erreichte. Die Gründe sind Tahir zufolge vielfältig: In den vergangenen Monaten hätten sich die Frachtkosten erheblich gesteigert. Zugleich treibe eine hohe Nachfrage nach Kaffee vor allem in aufstrebenden Ländern den Preis. Wetterkapriolen, die Ernten vernichten, schmälerten vor allem das Angebot aus Brasilien und Indien, den Kaffee-Produzenten Nummer eins und sieben weltweit.

von: Antje Erhard, 7. Oktober 2021, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)