Börse Frankfurt

Börse Frankfurt-News: Positive Signale konsequent ignoriert (Wochenausblick)

30.10.23 11:25 Uhr

Börse Frankfurt-News: Positive Signale konsequent ignoriert (Wochenausblick) | finanzen.net

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Das Eskalationspotenzial in Nahost lastet weiter auf den Börsen. Unabhängig davon spricht einiges für eine Erholung, etwa die Bewertung und auch technische Indikatoren.

30. Oktober 2023. Nach einer Beruhigung im Nahen Osten sieht es immer noch nicht aus. "Die Vorstöße der israelischen Bodentruppen in den Gaza-Streifen könnten zu einer Instabilität in der Krisenregion führen. Aus diesem Grund bleiben die Anleger dem Geschehen an den weltweiten Börsen weiterhin fern", erklärt Christian Henke von IG. Das sieht auch Claudia Windt von der Helaba so: "Trotz eines gewissen Rückenwinds durch die Entscheidung der EZB, die Zinsen konstant zu halten, stehen die Aktienmärkte im Bann der weiteren Entwicklung im Nahen Osten." Das Eskalationspotenzial sei angesichts der angespannten Beziehungen zwischen den Machtzentren dieser Welt auch nicht zu unterschätzen.

Der DAX steht am Montagmorgen bei 14.770 Punkten nach dem Rückgang auf 14.687 Zählern am Freitag. Das war mit 0,75 Prozent der siebte Wochenschluss im Minus, so lange wie seit 2011 nicht mehr.

S&P 500 und Dow Jones waren am Freitag mit deutlicheren Verlusten aus dem Handel gegangen. Nur der Nasdaq legte leicht zu. Auffällig ist der Goldpreisanstieg: Erstmal seit Mai kostete die Feinunze kurzzeitig wieder mehr als 2.000 US-Dollar, aktuell sind es 1.993 US-Dollar.

"DAX bei 17.500 Punkten fair bewertet"

Nach Modellrechnungen der Helaba wäre der DAX derzeit mit rund 17.500 Punkten fair bewertet. "Bei einem derartigen Potenzial spielt es unseres Erachtens nur eine untergeordnete Rolle, ob die Aufholjagd noch in diesem Jahr startet - Stichwort Jahresendrally - oder erst im nächsten", bemerkt Windts Kollege Markus Reinwand. Der jüngste zweite Anstieg der Erwartungskomponente des ifo-Index sei ein erster Hinweis, dass die Konjunkturstimmung inzwischen ihren Tiefpunkt durchschritten habe. "Erfahrungsgemäß sind solche Wendesituationen besonders günstig für Aktien."

"Wenn die Geopolitik in den Hintergrund rückt, können wir hoffnungsvoller aufs Jahresende blicken", meint Daniel Schär, Leiter Portfoliomanagement bei der Weber Bank. Der saisonale Effekt, der positive Jahresausblick der Unternehmen und die aktuell abwartende Haltung vieler Investoren wirkten positiv. Auch für 2024 zeigt sich die Bank zuversichtlich und prognostiziert ein Plus von 11 Prozent für den Weltindex MSCI World. "Vor allem konjunkturunabhängige Sektoren wie Technologie, Gesundheit und Finanzen haben einen starken Ausblick." Für konjunktursensitive Sektoren wie Energie und Industriewerte seien die Erwartungen hingegen eher niedrig.

Indikatoren mit Kaufsignalen

"Die Rahmenbedingungen sind eigentlich hervorragend", bemerkt der technische Analyst Christoph Geyer. Die saisonale Statistik spräche eindeutig für eine positive Phase bis Jahresende. Zudem befänden sich die Indikatoren im überverkauften Bereich und hätten zum Teil bereits Kaufsignale generiert. Zuletzt sei ein klassischer Hammer gebildet worden, der sogar am nächsten Tag vorschriftsmäßig bestätigt worden sei. "Die ganzen positiven Signale werden von den Marktteilnehmern derzeit allerdings konsequent ignoriert - wegen der anhaltenden geopolitischen Probleme", erklärt Geyer. Da eine Entspannung noch nicht in Sicht sei, werde auch diese Woche die latente Unterstützungszone im Bereich von 14.500 Punkten Orientierungsgröße bleiben.

In dieser Woche stehen zahlreiche Konjunkturdaten an. Zudem läuft die Berichtssaison auf vollen Touren. Hierzulande legen etwa BASF, Fresenius und Fresenius Medical Care, Lufthansa, Vonovia und BMW ihre Bücher offen, in den USA Apple, Pfizer und AMD.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche

Montag, 30. Oktober

10.00 Uhr. Deutschland: BIP drittes Quartal. Laut DekaBank gab es eine weitere Schrumpfung um rund 0,4 Prozent im Vorquartalsvergleich. Kräftige Rückgänge der Industrieproduktion, der Exporte, Importe und des Einzelhandelsumsatzes zeigten dies an.

14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise Oktober. Der Helaba zufolge ist die Inflationsrate wohl gesunken, denn im Vorjahr sei das Preisniveau besonders hoch gewesen. Der rückläufige Preisdruck bei den Erzeugern spräche ebenfalls für einen fortgesetzten disinflationären Trend. Die Bank rechnet mit einer Jahresteuerungsrate von 4,1 Prozent.

Dienstag, 31. Oktober

11.00 Uhr. Eurozone: BIP drittes Quartal. Am Markt wird ein kleiner Rückgang von 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat erwartet, gegenüber dem Vorjahr ergäbe das ein kleines Plus von 0,2 Prozent.

11.00 Uhr. Eurozone: Verbraucherpreise Oktober. Die Inflationsrate dürfte von 4,3 Prozent im September auf 3 Prozent im Oktober spürbar gefallen sein, meint die Commerzbank. Auch die Kernteuerungsrate habe wohl etwas nachgegeben.

Mittwoch, 1. November

15.00 Uhr. USA: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe Oktober. Das solide Bild in den USA wird sich laut Helaba wohl nicht wesentlich verändern, wenngleich die Zahlen im Vergleich zum Vormonat schwächer ausfallen dürften.

19.00 Uhr. USA: US-Notenbank Zinsentscheid. Am Markt wird erwartet, dass das Leitzinsintervall zum zweiten Mal in Folge unverändert bleiben wird.

Donnerstag, 2. November

13.00 Uhr. Großbritannien: Bank of England Zinsentscheid. Auch die Bank of England wird die Leitzinsen voraussichtlich nicht ändern, wie am Markt erwartet wird.

Freitag, 3. November

13.30 Uhr. USA: Arbeitsmarktzahlen Oktober. Die Commerzbank rechnet damit, dass im Oktober 230.000 neue Stellen entstanden sind, was ungefähr dem Durchschnitt der letzten sechs Monate entspräche. Die 336.000 vom September seien ein Ausreißer nach oben gewesen.

15.00 Uhr. USA: Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen Oktober.

von: Anna-Maria Borse, 30. Oktober 2023, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)