Börse Frankfurt-News: "Nur nichts anbrennen lassen" (Marktstimmung)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 15. Dezember 2021. FRANKFURT. Anleger werden vorsichtiger und ziehen sich teilweise zurück, bzw. bauen Short-Positionen auf. Was die Marktverfassung nach Ansicht Goldbergs verbessert.
Dass Investoren angesichts der bevorstehenden wichtigen Notenbanksitzungen - die der Fed endet am heutigen Abend - vorsichtiger agieren, zeigt sich nicht nur an einem schwächelnden DAX, der seit unserer vergangenen Stimmungserhebung rund 1,8 Prozent seines Wertes verlor. Auch die internationalen Fondsmanager sind risikoaverser als im vergangenen Monat eingestellt, wie die jüngste Umfrage der Bank of America (BofA) gestern zutage gefördert hat. Dies wird zum einen an den stark gestiegenen Kassenquoten deutlich, die gegenüber 4,4 Prozent im November auf 5,1 Prozent geschnellt sind. Aber auch daran, dass weniger Vermögensverwalter als zuvor angaben, in globalen Aktien übergewichtet zu sein. Mit 46 Prozent ist ihr Anteil zwar immer noch recht groß, aber gegenüber dem Vormonatswert, als noch netto 58 Prozent diese Angabe machten, dennoch deutlich gesunken.
Diese defensive Haltung der Fondsmanager in besagter Befragung, die im Zeitraum zwischen dem 3. und 9. Dezember stattfand, lässt sich leicht begründen. Denn für sie stellen zu falkenhafte Leitzinserhöhungen der Zentralbanken und (mit großem Abstand dahinter) Inflationsängste die beiden größten Marktrisiken dar. Auch ein erneutes Aufflammen der Covid-19-Krise auf Rang 3 wird nun wieder stärker als Bedrohung wahrgenommen.
Auch heimische Investoren sind risikoaverser
Die von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigen Handelshorizont haben sich ebenfalls weitaus weniger risikofreudig als noch in der Vorwoche gezeigt. So ist unser Börse Frankfurt Sentiment-Index um 12 Punkte auf einen neuen Stand von +9 gefallen. Dabei hat das Bärenlager einen Zuwachs von 8 Prozent aller Befragten zu verzeichnen - jeweils hälftig zulasten der Optimisten bzw. der zuletzt neutral eingestellten Akteure. Immerhin könnte neben den vorgenannten Extremrisiken auch die eine oder andere Gewinnmitnahme zur jüngsten Stimmungsverschlechterung beigetragen haben.
Noch deutlicher ist der Börse Frankfurt Sentiment-Index der Privatanleger gegenüber der Vorwoche zurückgegangen; wir müssen ein Minus von 15 Punkten verbuchen, wodurch der Index auf einen neuen Stand von +10 gefallen ist. Dieser Rückgang geht in erster Linie auf die Auflösung vormals bullisher Positionen zurück. Ehemalige Bullen, die sich nun etwa zu gleichen Teilen auf die Bären und die neutral gestimmten Akteure verteilen.
Genug Geld, das in die Märkte zurück will
In der heutigen Befragung präsentieren sich die Stimmungsbarometer der institutionellen und privaten Investoren nahezu gleich stark. Ebenso wird deutlich, dass die jüngste DAX-Schwäche in erster Linie hausgemacht ist. Denn die Übergewichtung der von der BofA befragten internationalen Investoren in Aktien der Eurozone, insbesondere Deutschland, hat sich gegenüber dem Vormonat nur unwesentlich verringert. Auch sollte man den verbliebenen Optimismus bei den hiesigen institutionellen Investoren ins rechte Licht setzen. Denn in Relation zu den Stimmungsergebnissen der vergangenen drei Monate muss man eigentlich von einem neutralen Sentiment sprechen.
Unter dem Strich sind dies gute Nachrichten für den DAX, der im Falle eines weiteren Rücksetzers womöglich zwischen 15.100 und 15.150 Zählern nicht nur von heimischer Nachfrage gestützt werden könnte. Tatsächlich spricht die eingangs erwähnte hohe Kassenhaltung der internationalen Investoren dafür, dass ein Teil dieses Geldes wieder in die globalen Aktienmärkte zurückfließt, sobald sich die von den Akteuren zuletzt stark wahrgenommenen Risiken etwas von ihrem Schrecken verlieren. Auch ist auf der anderen Seite im Falle steigender Aktienkurse angesichts des nahenden Jahresendes nicht mit großen Störungen durch Gewinnmitnahmen zu rechnen.
15. Dezember 2021, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)