Börse Frankfurt-News: Nüchternheit statt Euphorie (Zertifikate)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Tech-Titel und vor allem Nvidia - viele Monate ging es um fast nichts anderes. Jetzt ist das Bild im Zertifikate-Handel gemischter, wie die Händler berichten. Viele positionieren sich noch für steigende, viele aber auch für fallende Kurse.
12. September 2024. Zwar dreht sich auch im Zertifikate-Handel weiter viel um Tech- und Halbleiterwerte. Doch die ganz große Euphorie scheint verflogen. "Viele sind von den Tech-Unternehmen enttäuscht", stellt Markus Königer von der ICF Bank fest. "Es ist eben nicht klar, ob sich mit KI wirklich Geld verdienen lässt." Auch laut Patrick Kesselhut von Société Générale ist das Bild jetzt gemischter als in den Vormonaten: "Nvidia ist nicht mehr ganz so wichtig." Beide berichten von Positionierungen in beide Richtungen: für steigende und für fallende Kurse. Die Umsätze sind den Händlern zufolge nicht schlecht, aber niedriger als in der hektischen Phase Anfang August.
Beliebteste Basiswerte bei der ICF in den vergangenen vier Wochen waren DAX, Nasdaq, Nvidia, Dow Jones und Gold, gefolgt von?-l, S&P 500, Rheinmetall, Euro/US-Dollar und ASML Holding. Bei Société Générale sind es DAX, Nvidia, Nasdaq, Gold, Dow Jones, Tesla, Rheinmetall, S&P 500, Amazon und?-l. "?-l ist jetzt wichtiger als in den Vormonaten", bemerkt Kesselhut. Auch Silber auf Platz 12 sei als Basiswert derzeit beliebter als üblich. Bei der Baader Bank ging es laut Simon Görich neben DAX, Gold und?-l meist um Tech-Werte.
Mehr DAX-Bären als zuvor
Die Zeiten des puren Optimismus sind vorbei - das zeigt sich auch bei den Produkten auf DAX, Nasdaq & Co. Unter den Anlageprodukten sind Discount-Zertifikate am beliebtesten, wie Kesselhut berichtet, fast immer auf DAX () oder Nasdaq. Discount-Zertifikate gelten in leicht fallenden, seitwärts tendierenden und leicht steigenden Märkten als gute Alternative zu Direktinvestments, da sie Ertragschancen mit einem Puffer gegen Kursrückgänge kombinieren.
Im Geschäft mit Hebelprodukten auf die großen Indizes sind bei der ICF viele Open-End-Knock-Out-Puts auf den DAX gefragt, (), aber durchaus auch Call-Optionsscheine (). Bei Nasdaq und Dow Jones sieht es ähnlich aus mit bullishen und bearishen Positionierungen. Kesselhut sieht sogar mehr DAX-Bären als -Bullen. Die kauften beispielsweise Faktor-Short-Optionsscheine mit Hebel 15 ().
Nicht mehr nur Nvidia
Bei den Einzelwerten geht es meist um Technologie- und Halbleiterwerte. Beliebt ist Königer zufolge ein Bonus-Zertifikat auf Nvidia (). Auch Discount-Zertifikate kämen gut an, auf ASML Holding (), BNP Paribas (), AXA oder LVMH.
Auffällig bei den Hebelprodukten auf Nvidia: Die fünf umsatzstärksten Produkte bei der ICF sind bullish. Bei der Société Générale gibt es hingegen Bullen () und Bären (). Neu ist das enorme Interesse an Super Micro Computers, dem kalifornischen Hersteller von Computern für Rechenzentren. "Es gibt es Spekulationen über gefälschte Bilanzen", bemerkt Königer. Die Aktie ist seit dem Hoch im März mittlerweile um über die Hälfte gefallen. Viele rechnen aber offenbar mit einer Erholung und setzen auf Faktor-Long-Optionsscheine (). Sehr viel Optimismus herrscht auch bezüglich der Rüstungsbranche: Königer sieht viele Call-Optionsscheine () und Open-End-Knock-Out-Calls (). Die Rheinmetall-Aktie hat zuletzt zwar etwas verloren, seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs hat sich der Kurs aber immer noch verfünffacht.
Krypto-Körbe weiter extrem umsatzstark
Umsatzstärkste Produkte bei der ICF bleiben im Übrigen zwei Krypto-Tracker: das Tracker-Zertifikat auf "Der Aktionär" Krypto TSI (CH1171791515) und das Tracker-Zertifikat auf "Börse Online" Best of Krypto (CH1171793321). Der Bitcoin liegt mit aktuell 57.850 US-Dollar in etwa auf dem Niveau von vor einem Monat und damit weiter deutlich unter dem Allzeithoch von März bei über 73.000 US-Dollar.
Gold im Höhenflug,?-l im Tiefflug
Auch das nahe dem jüngst erreichten Allzeithoch notierende Gold wird viel beachtet. Hier wird mal auf weiter steigende, mal aber auch auf fallende Preise gesetzt, oft mit Open-End-Knock-Out-Calls () und -Puts (). "Produkte auf Silber fanden ebenfalls recht häufig einen anderen Eigner, dem aktuellen Edelmetall-Hype sei Dank", bemerkt Görich.
Der?-lpreis ist hingegen stark gefallen. Das Barrel der Nordseesorte Brent kostet aktuell nur noch 71 US-Dollar, im Juli waren es noch 87 US-Dollar, im April sogar über 90 US-Dollar. Auch hier dominieren bei der ICF Open-End-Knock-Outs, mal bullish, mal bearish.
Von Anna-Maria Borse, 12. September 2024 © Deutsche Börse AG
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