Börse Frankfurt-News: Notenbanken unter der Lupe (Anleihen)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Panoramablick auf die Osthafenbruecke in Frankfurt am Main
Anleger spekulieren über ein früheres Tapering in den USA und im Euroraum. Im Bondhandel überzeugen Fresenius, UBM, Ferratum und Media Games Invest sowie eine Neuemission aus Spanien. Spekulationen über eine Shortseller-Attacke und überhöhte Provisionen setzen Adler und publity zu.
25. Juni 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Werden die Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks ihre Wertpapierkäufe nun doch früher als erwartet zurückfahren? Mit dieser Frage setzen sich Marktteilnehmer laut Arthur Brunner von der ICF Bank in dieser Woche einmal mehr intensiver auseinander. Einige Mitglieder der Federal Reserve hätten sich dies bezüglich zu Wort gemeldet. Unter anderem sei der Chef der Notenbank von Atlanta der Meinung, eine Drosselung der Anleihe-Käufe werde womöglich bereits in den kommenden Monaten erfolgen. Der Präsident der regionalen Zentralbank von Dallas rechnet im kommenden Jahr gar mit einer ersten Zinserhöhung.
Die Diskussionen hätten am Anleihemarkt zunächst für etwas Unruhe bzw. einen Anstieg der Renditen gesorgt. "Zum Wochenende hin beruhigte sich die Lage wieder." Die Renditen zehnjähriger US-Treasuries "normalisierten" sich auf 1,48 Prozent, Bundesanleihen gleicher Laufzeit rentierten aktuell bei minus 0,18 Prozent.
Thyssen bewegt die Gemüter
Im Handel mit Unternehmensanleihen verbucht Gregor Daniel die meisten Umsätze in einer mit jährlich 2,875 Prozent verzinsten Thyssen-Anleihe (DE000A2TEDB8), die in 2024 fällig wird. "Anfang der Woche standen Abgaben im Vordergrund, seit Mitte der Woche sind es Käufe", informiert der Händler der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank. Die Stahlbranche leide unter dem Preisdruck bei Rohstoffen. Diesem will China Medienberichten zufolge mit dem Verkauf von Teilen seiner Industriemetall-Reserven entgegenwirken.
Fresenius und UBM gesucht
Überwiegend Käufe sieht Daniel in einem bis 2033 laufenden Fresenius-Bond (XS2237447961) mit einem Kupon von 1,125 Prozent. Im Rahmen einer Analyse stuft unter anderem die Deutsche Bank die Aktie des Gesundheitskonzerns mit den vier eigenständigen Sparten Medical Care, Kabi, Helios und Vamed als aussichtsreich ein. Fresenius habe einen guten Jahresstart hingelegt und erhole sich von der Pandemie. Die Anleihe gewann seit Monatsbeginn von 100 auf 101,6 Prozent hinzu.
Ein mit 3,125 Prozent verzinstes, in 2026 fälliges Papier der UBM Development (AT0000A2QS11) käme ebenfalls gut an und legte im gleichen Zeitraum von 102,3 auf 103,2 Prozent zu. Einen spezifischen Grund für die Nachfrage erkennt Daniel nicht. Die Aktie des österreichischen Immobilienunternehmens wurde in den vergangenen Tagen von Analysten empfohlen.
Vertrauen zu Ferratum und Media Games Invest
Zumeist Kaufinteresse sieht Brunner für eine Anleihe der Media and Games Invest (SE0015194527) mit einem Kupon von 5,212 Prozent und Fälligkeit in 2024. Die guten Geschäfte könnten der Grund sein. Die Umsätze des Unternehmens von 51,9 Millionen Euro für Januar bis März entsprechen im Vorjahresvergleich fast einer Verdoppelung.
Privatanleger deckten sich darüber hinaus mit einer in 2023 fälligen Ferratum-Anleihe (SE0012453835), die nominal jährlich 5,5 Prozent bringt. Aktuell notiert der Wert bei 101,2 Prozent, Anfang Juni waren es 99,3 Prozent.
Adler und publity unter Druck
Querbeet raus gingen Anleihen der Adler Real Estate. Brunner nennt beispielhaft ein Papier der Gruppe mit einem Kupon von 2,25 Prozent (XS2283225477) und Fälligkeit in 2029. "Es kursieren Gerüchte, dass die Adler-Aktie ähnlich wie Grenke einer Shortseller-Attacke durch Fraser Perring ausgesetzt ist." Die Aktie verlor daraufhin zwischenzeitlich rund 14 Prozent an Wert. Mittlerweile informierte Fraser Perring über Twitter, nicht involviert zu sein, woraufhin die Aktie an Boden wieder etwas gutmachte.
Anleger kehrten nach Angaben von Brunner einem 100 Millionen Euro schweren publity-Bond mit einem Kupon von 5,5 Prozent den Rücken. Nach Veröffentlichung der vorläufigen Ergebnisse für 2020 stehen Medienberichten zufolge Aufwendungen in Höhe von 18,3 Millionen Euro im Zusammenhang mit dem Verkauf von Preos-Aktien im Volumen von 33,5 Millionen Euro in der Kritik. Ein Großteil davon sei vermutlich als Provision geflossen. Die Aktie des Unternehmens verlor seit Anfang April von 31 auf 18,60 Euro. Die Anleihe notierte im Wochenverlauf in der Spitze um 95 Punkte und kostet aktuell um 90 Prozent.
Spanische Neuemission stößt auf Gegenliebe
Madrid platzierte in dieser Woche erfolgreich eine zehnjährige Anleihe im Volumen von 8 Milliarden Euro am Markt. "Bestellungen gab es für über 70 Milliarden Euro." Gleichzeitig stehen spanische und griechische bestehende Anleihen in Daniels Büchern unter Druck. Der Händler zeigt Verständnis für den Ausstieg. Die Kurse seien weit gelaufen, so dass vermutlich kaum noch Potenzial nach oben bestehe.
von: Iris Merker
25. Juni 2021, © Deutsche Börse AG
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