Börse Frankfurt-News: "Nicht in den Brunnen gefallen" (Marktstimmung)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der Trend der Trendlosigkeit setzt sich fort und auch die Marktstimmung sendet kaum Signale, die auf einen Aufbruch hindeuten könnten.
13. Juli 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es hatte fast schon etwas von einem Fanal, als der DAX am vergangenen Donnerstag den größten Tagesverlust seit Mitte März produzierte. Da waren sie zurück, die bearishen Kommentatoren, die sich - und sei es nur von einem vermeintlich eindeutigen ADP-Arbeitsmarktbericht aus den USA - in ihrer Ansicht bestätigt fühlten: Die Zinsen dies- und jenseits des Atlantiks würden weiter steigen und für die Aktienmärkte zunehmend eine Belastung darstellen, war zu vernehmen. Eine nachvollziehbare DAX-Entwicklung für viele Akteure, zumal auch einige Charttechniker eine wichtige Umkehrformation mit ebenfalls bearishen Implikationen ausgemacht haben wollten.
Heute, knapp eine Woche später, ist der DAX nicht wie mancherorts befürchtet "in den Brunnen gefallen", sondern hat sich von seinem zwischenzeitlichen Verlust von rund 3 Prozent seit unserer vergangenen Stimmungserhebung recht eindrucksvoll erholt. Zum Erhebungszeitpunkt schlägt nämlich nur noch ein Verlust von 0,6 Prozent zu Buche.
Günstig zugegriffen
Unterdessen hat sich die Stimmung unter den von uns befragten institutionellen Investoren noch einmal leicht verbessert, so dass unser Börse Frankfurt Sentiment-Index um 5 Punkte auf einen neuen Stand von -9 gestiegen ist. Interessanterweise waren es allerdings nicht die Pessimisten der Vorwoche, die angesichts des zwischenzeitlichen Kursverfalls Gewinne mitgenommen haben. Vielmehr kommt der Zuwachs bei den Optimisten um rund 5 Prozentpunkte fast vollumfänglich von ehemals neutral eingestellten Akteuren, die wahrscheinlich in erster Linie aus preislichen Gründen auf relativ günstigen Einstiegsniveaus neue Long-Positionen aufgebaut haben.
Risikoprämie für Pessimisten noch zu gering
Während die immer noch pessimistische Mehrheit offenbar größeres Ungemach auf sich zukommen sieht und vermutlich frühestens zwischen 15.450 und 15.500 Zählern ihre bearishen Engagements zurückdecken wird, versucht ein anderer Teil der Investoren, zumindest kurzfristig auf Erholungen zu setzen.
Bei den Privatanlegern registrieren wir eine ähnliche Stimmungsentwicklung. In diesem Panel steigt der Börse Frankfurt Sentiment-Index nämlich um 7 Punkte auf einen neuen Stand von -10. Dabei hat im Großen und Ganzen ein Zustrom ehemals neutral eingestellter Akteure ins Bullenlager zu dieser Entwicklung geführt. Diese sind mit einem Anteil von 20 Prozent aller Befragten übrigens auf ihren niedrigsten Stand seit dem 15. März zurückgefallen.
Damit besteht weiterhin zwischen den privaten und institutionellen Investoren kaum eine Stimmungskluft. Auch wenn bei den institutionellen Investoren noch ein geringfügiger Pessimismus zu verzeichnen ist, zeigt die relative Betrachtung auf Sicht von drei und sechs Monaten vielmehr einen leichten Optimismus an. Gleichzeitig hat sich allerdings auch die Erkenntnis bestätigt, dass sich der DAX allein mithilfe der heimischen Investoren kaum aus seiner Seitwärtsentwicklung befreien kann. Zumal auch der jüngste Kursaufschwung des DAX hausgemacht und die Zahl etwaiger Schieflagen überschaubar zu sein scheint. Damit dürfte der nächste größere Trend des DAX nach wie vor wohl nur durch langfristige Kapitalströme losgetreten werden.
13. Juli 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)