Börse Frankfurt-News: Nebenwerte hinken weiter hinterher (Scale-Marktbericht)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Historisch günstig, alles andere als zweite Liga - trotz häufig prognostiziertem Comeback lässt die Aufholjagd der Neben- und Kleinstwerte immer noch auf sich warten. Das gilt allerdings nicht für einzelne Werte, Beispiele sind Deutsche Rohstoff, JDC und Apontis.
15. Mai 2024. Während der DAX immer neue Rekorde knackt, hat es die zweite und dritte Reihe weiter schwer. Der Scale All Share liegt mit aktuell 1.200 Punkten kaum über dem Niveau zu Jahresanfang - und weit unter den Hochs aus 2021 von über 1.900 Zählern. Dem MDAX geht es ähnlich: Auch der kommt seit Jahresanfang nur auf ein winziges Plus, die Rekordstände von vor drei Jahren sind weit weg.
Top-Performer auf Zwölfmonatssicht im Scale-Segment bleibt - trotz jüngster Verluste - die Filmproduktionsfirma PANTAFLIX AG (DE000A12UPJ7) mit einer Kursverdreifachung seit Mai 2023. Auch Kassensystemanbieter Vectron Systems (DE000A0KEXC7), das Softwareunternehmen für Plattformlösungen The Platform Group (DE000A2QEFA1), die Deutsche Rohstoff AG (DE000A0XYG76), Reederei Ernst Russ (DE000A161077) und Finanzdienstleister JDC Group (DE000A0B9N37) schneiden gut ab mit Kurszuwächsen zwischen 44 und 109 Prozent.
Pantaflix unter Druck, guter Lauf für Deutsche Rohstoff
Bei Pantaflix ist der Höhenflug vorbei. Die Aktie des Münchner Unternehmens, das zunehmend auf KI-generierte Unterhaltung setzt, war auf in der Spitze 2,52 Euro geklettert. Jetzt sind es nur noch 1,62 Euro. Selbst das hält das Analysehaus Montega für zu viel, rät zum Verkauf der Aktie und nennt ein Kursziel von 1 Euro. Der in Aussicht gestellte Break Even 2025 sei von zentraler Bedeutung, heißt es. Das Erreichen hänge aber am Umsetzungserfolg der KI-Fokussierung - für Außenstehende schwer absehbar.
Weiter gut läuft es hingegen für die Deutsche Rohstoff AG (DE000A0XYG76). Der Kurs war im April auf das neue Allzeithoch von 45,90 Euro geklettert, aktuell sind es mit 43,10 Euro kaum weniger. Hintergrund ist der dieses Jahr stark gestiegene?-lpreis. Diesen Montag veröffentlichte der Konzern seine Quartalsergebnisse: Die positive Entwicklung aus 2023 setzte sich - wie erwartet - auch im ersten Quartal fort.
JDC: Starker Kursanstieg seit Oktober
JDC steht ebenfalls gut da: Die Wiesbadener meldeten am Montag dieser Woche erstmals einen Quartalsumsatz von über 50 Millionen Euro, außerdem eine deutlich positive Entwicklung im Investment- und Versicherungsgeschäft. "Das erste Quartal war sehr überzeugend. Noch nie sind wir so stark in ein Jahr gestartet. So darf es gerne weiter gehen", erklärte CFO Ralph Konrad bei Vorstellung der Zahlen. Gerne so weiter gehen dürfte nach Ansicht der Aktionärinnen und Aktionäre wohl auch die Kursentwicklung: Die Aktie geht aktuell zu 23,40 Euro über den Tisch, Ende 2023 waren es nur 19,35 Euro, im Tief im Oktober sogar unter 15 Euro. JDC bietet unter den Marken Jung, DMS & Cie., allesmeins und Geld.de eine digitale Plattform für Versicherungen, Investmentfonds und weitere Finanzprodukte.
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Meist gehandelte Scale-Aktien auf Xetra und Börse Frankfurt waren im April Deutsche Rohstoff (15,4 Millionen Euro) und 2G Energy (15 Millionen Euro), gefolgt von Cliq Digital (8,5 Millionen Euro), Formycon (8,4 Millionen Euro) und der Data Group (7,5 Millionen Euro). Auch seit Jahresanfang sind diese fünf Aktien die umsatzstärksten, in etwas anderer Reihenfolge: Auf Spitzenreiter 2G folgen Cliq, Datagroup, Formycon und Deutsche Rohstoff.
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Apontis-Kursverdopplungen erwartet
Immer weiter nach oben geht es auch für den Pharmakonzern Apontis Pharma (DE000A3CMGM5). Die Aktie wird aktuell zu 8,52 Euro gehandelt, fast eine Kursverdopplung seit Jahresanfang. Apontis meldete vergangene Woche ein Umsatzwachstum bei den zwei oder drei Wirkstoffe vereinenden Single Pills und ein positives Nettoergebnis im ersten Quartal und bestätige die Prognose für 2024. Apontis Pharma wird derzeit von Hauck Aufhäuser, Warburg Research und Montega zum Kauf empfohlen bei Kurszielen von 16 Euro, 20 Euro und 16,50 Euro - alles deutlich über der aktuellen Notierung. "Apontis hat einen First-Mover-Vorteil. Single-Tabletten sind eine Innovation", schreibt etwa Warburg Research. Apontis habe das Potenzial, Premiumpreise und attraktive Marktanteile zu erzielen.
Cliq mit Kurshalbierung
Am Geschäftsmodell des Düsseldorfer Streaming-Anbieters Cliq Digital sind dagegen offenbar die Zweifel gewachsen. Die Dividende war schon gestrichen worden. Am 6. Mai kam eine Gewinnwarnung, am 8. Mai meldete Cliq dann tatsächlich einen deutlichen Umsatz- und Ebitda-Rückgang im ersten Quartal "aufgrund schwierigerer Marktbedingungen". Der Kurs halbierte sich innerhalb kurzer Zeit auf 8 Euro, aktuell sind es mit 9,59 Euro kaum mehr. Cliq galt lange als Shooting-Star, der Kurs war von rund 2 Euro im Sommer 2019 auf 39 Euro im April 2022 gestiegen.
"Eine Aktienerfolgsstory?Made in Germany?, die allerdings schon länger Zweifel aufkommen lässt", schreibt die Wirtschaftswoche mit Blick auf angeblich unzufriedene Kunden. Pareto Securites, die Quirin Bank, Montega und NuWays hatten dieses Jahr zum Kauf geraten, bei Kurszielen von 60 Euro, 80 Euro, 60 Euro und 65 Euro. Pareto hat die Kaufempfehlung mittlerweile ausgesetzt. Im Scale-Segment gehört Cliq nun zu den Schlusslichtern bei der Kursentwicklung auf Zwölfmonatssicht, neben der insolventen Helma Eigenheimbau (DE000A0EQ578) und dem Finanzinvestor für Gewerbeimmobilien Publity (DE0006972508).
Von Anna-Maria Borse © 15. Mai 2024, Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)