Börse Frankfurt-News: Nasdaq-Rally geht vielen zu weit (Zertifikate-Handel)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Anders als noch im Juli wird auch wieder viel auf steigende Kurse gesetzt. Nur bezüglich des Nasdaq, der zuletzt stark gestiegen ist, überwiegt die Skepsis. Hohe Umsätze weisen derzeit auch Öl-Zertifikate auf.
18. August 2022. Frankfurt (Börse Frankfurt). Der Pessimismus scheint auch im Handel an der Frankfurter Zertifikatebörse verflogen. "Die Stimmung ist wieder gut", erklärt Markus Königer von der ICF Bank. "Es geht langsam nach oben, aber das ist vielleicht sogar besser." Simon Görich von der Baader Bank sieht allerdings auch viel konservatives, vorsichtiges Anlageverhalten. "Die letzten Wochen waren geprägt von der unveränderten Datenlage hinsichtlich Ukraine, Energiepreisen und Rezessionsängsten", bemerkt der Händler.
Vor allem Zertifikate auf DAX, Öl und Gold werden Görich zufolge viel gehandelt. Auch Königer sieht den DAX als Basiswert vorne, gefolgt vom Nasdaq, Tesla, Brent, S&P 500, Amazon, Gold und Dow Jones.
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"Der DAX-Anteil ist diesmal nicht so hoch wie sonst, es gibt also noch viele andere Underlyings, die interessieren", stellt Königer fest. Klar in eine Richtung positionierten sich Anleger*innen beim DAX nicht, bullishe (DE000DFV96P0) und bearishe Produkte seien gleichermaßen gefragt. Auch Nasdaq-Zertifikate finden regen Absatz. Immerhin ist der Nasdaq 100 seit seinem Tief um über 20 Prozent gestiegen. "Seit der Nasdaq seine Sommerrallye gestartet hat, sehen wir erneut viel Nachfrage", erklärt Christian Glaser von BNP Paribas. Als Beispiel nennt er ein Tracker-Long-Zertifikat mit Hebel 7 auf den Index (DE000PE7NDQ4). Königer zufolge setzen allerdings viele auf fallende Kurse. "Die fünf umsatzstärksten Nasdaq-Zertifikate sind alle Puts."
Apple: Nähe zum Allzeithoch lockt
Auch was Einzelwerte angeht, dreht sich viel um US-Tech-Aktien. "Vor allem Zertifikate auf Apple waren sehr gefragt", berichtet Glaser. "Das liegt zum einen an der relativen Stärke und der Nähe zum Allzeithoch, zum anderen aber auch daran, dass Warren Buffet sein ohnehin schon hohes Engagement noch einmal ausgeweitet hat." Gut an komme etwa das Tracker-Long-Zertifikat mit Faktor 4 (DE000PD4AAP7).
Als Trading-Basiswert sei Tesla außerdem wieder sehr gesucht, sowohl long als auch short. Als Beispiele nennt Glaser ein Tracker-Short-Zertifikat mit Faktor 5 (DE000PE5TSS9) und ein Open-End-Knock-Out-Call (DE000PD838C8). Bei der ICF Bank zählen Tesla, Amazon und Apple zu den beliebtesten Underlyings. Laut Königer dominieren bei Tesla die Calls. Beispiele sind Open-End-Knock-Out-Calls auf Tesla von Vontobel (DE000VQ1S3U7) und HSBC (DE000HG4GC29). Viel um gehe auch in Call-Optionsscheinen auf Apple (DE000TT7YVB4) und Amazon (DE000HG3P2N5).
Görich meldet ebenfalls viel Interesse an Produkten auf Apple, außerdem auf den dänischen Weltmarktführer in Offshore-Windenergie Ørsted (früher Dong Energy) und - dank der Zahlen - an Call-Optionsscheinen auf JP Morgan Chase (DE000SH728S0). "Das ist bei uns einer der meistgehandelten Werte." JP Morgan hat im abgelaufenen Quartal deutlich weniger verdient als im Vorjahresquartal und damit den Markt überrascht. Deutsche Aktien spielen als Underlying derzeit keine so große Rolle, wie die Händler berichten. Wenn überhaupt, wird laut Königer auf Bayer, Varta (DE000TT1N4C6), VW oder Biotech gesetzt.
Bei Öl gemischte Positionierungen, bei Gold meist Calls
Ebenfalls weiter großes Thema: der Ölpreis. Es ist viel Bewegung im Markt. Nachdem ein Barrel der Nordseesorte Brent im Juni in der Spitze noch mehr als 124 US-Dollar gekostet hatte, sind es aktuell nur noch 93,55 US-Dollar. "Der Preis ist sehr volatil", bemerkt Glaser. Gefragt seien etwa Open-End-Knock-Out-Puts auf Brent (DE000PD9UKR9). Königer meldet Positionierungen auf wieder steigende und auf weiter fallende Preise. "Das ist sehr gemischt."
Auch Gold wird stark beachtet, das Edelmetall findet sich auf der Liste der beliebtesten Basiswerte bei der ICF Bank immerhin auf Platz sieben. "Hier überwiegen Calls", erklärt Königer. Nach dem neuen Allzeithoch von 2.069 US-Dollar im März war der Preis im Juli unter 1.700 US-Dollar gefallen. Aktuell sind es 1.762 US-Dollar. Glaser sieht wenig Aktivität bei den Edelmetallen. Auch das Währungspaar Euro/US-Dollar sei derzeit kaum gefragt.
Beliebt wie selten: Bund-Future-Zertifikate
Daneben wird der Zinsanstieg und die Entwicklung des Euro-Bund-Futures beobachtet. "Im Zuge der Notenbankaktivitäten in den USA und durch die EZB waren auch Bund-Future-Produkte unter den meistgehandelten Basiswerten. Dies ist nicht allzu häufig", stellt Glaser fest. Viel um ging zum Beispiel in Mini-Future-Puts (DE000PD9QCK9) und -Calls (DE000PD9QCG7) auf den Euro-Bund-Future.
Etwas mehr Interesse an Kryptos
Wieder etwas belebt hat sich laut Königer das Geschäft mit Zertifikaten auf Kryptowährungen, etwa mit Open-End- Partizipationszertifikaten auf Ethereum (DE000VQ552V2) und Bitcoin (DE000VQ63TC1). "Viel ist das aber nach wie vor nicht." Der Bitcoin-Kurs hat sich leicht erholt, liegt mit aktuell 23.366 US-Dollar aber noch weit unter dem Allzeithoch bei fast 68.800 US-Dollar im November und den Jahresanfangskursen bei 48.000 US-Dollar.
von: Anna-Maria Borse, 18. August 2022, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)