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Börse Frankfurt-News: "Nachhaltigkeit ist nicht tot - im Gegenteil"

16.02.24 10:59 Uhr

Börse Frankfurt-News: "Nachhaltigkeit ist nicht tot - im Gegenteil" | finanzen.net

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Portfoliomanager Schlienkamp rechnet damit, dass 2024 wieder Dynamik in das Thema nachhaltige Investments kommen könnte.

16. Februar 2024. Wendepunkt und Perspektivwechsel bei Nachhaltigen Investments?

Das Jahr 2024 bringt wichtige Entwicklungen in der Regulierung von ESG-Rating-Agenturen in der EU mit sich. Ebenso zeigt sich die zunehmende Bedeutung von nachhaltigen Anlagestrategien. In Kombination mit der Einführung einheitlicher Berichtsstandards präsentiert sich das Jahr damit als Wendepunkt in der Welt der nachhaltigen Investments, hin zu einer neu geformten Landschaft im Bereich der grünen Finanzen.

Regulierung von ESG-Rating-Agenturen: Ein Fortschritt in Richtung Standardisierung

Die jüngste Einigung der EU auf ein Regelwerk zur Regulierung von ESG-Rating-Agenturen markiert einen bedeutenden Fortschritt. Die Vielfalt und Inkonsistenz in den Bewertungsmethoden der zahlreichen ESG-Ratingagenturen in Europa war bisher eine große Herausforderung für den Markt. Die neuen Regeln zielen darauf ab, die Ratings für ökologische, soziale sowie Governance-Faktoren zu trennen und bei Gesamtbewertungen eine explizite Gewichtung von E, S und G vorzugeben. Diese Standardisierung ist ein wichtiger Schritt, um Transparenz und Vergleichbarkeit in der bisher oftmals sehr diskretionären Bewertung von?Nachhaltigkeit? zu erhöhen.

Durch einheitlichere Berichterstattungsstandards wird es Investoren leichter gemacht, die Fortschritte einzelner Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit zu bewerten, zu würdigen oder auch zu rügen. Der zugegeben aufwändige Prozess der Erfassung, Aggregation und Veröffentlichung von Daten fördert nicht nur das Vertrauen in nachhaltige Anlagen, sondern auch das allgemeine Bewusstsein für die Bedeutung nachhaltigen Wirtschaftens.

Übernahmeaktivitäten und ESG-Profile

Die wachsende Zahl von Übernahmen im Bereich der nachhaltigen Investments ist ein weiterer Trend, der auch das Jahr 2024 prägen sollte. Unternehmen mit starken ESG-Profilen, soliden finanziellen Grundlagen und technologischen Innovationen ziehen sowohl strategische als auch finanzielle Investoren an. Dieser Trend bestätigt, dass Nachhaltigkeit in der Unternehmensführung nicht nur ein ethisches, sondern auch ein ökonomisches Kriterium ist.

Potenzial bei Marktumkehr

Die bisherige Unterbewertung von nachhaltigen Small- und Midcaps könnte sich als Vorteil erweisen, sobald eine Marktumkehr stattfindet. Anzeichen für eine solche Trendwende zeigten sich bereits Ende 2023 mit der Ankündigung von Zinssenkungen durch die Notenbanken im Verlauf von 2024.

Diese Entwicklung könnte zu einer Neubewertung kleinerer Unternehmen führen, die in vielen Portfolios bisher unterrepräsentiert sind. Investoren, die frühzeitig auf diese Trendumkehr setzen, könnten von einer Outperformance profitieren, insbesondere in einem Marktumfeld, in dem europäische Nebenwerte im Vergleich zu ihren US-Pendants deutlich günstiger bewertet sind.

Die Rolle der Nachhaltigkeit in der Unternehmensbewertung:

Ein weiterer wichtiger Aspekt in 2024 ist die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeitsfaktoren in der Unternehmensbewertung. Investoren richten ihr Augenmerk verstärkt auf Unternehmen, die positive Beiträge zu den Sustainable Development Goals (SDGs) leisten. Diese Unternehmen ziehen nicht nur aufgrund ihrer nachhaltigen Ausrichtung Kapital an, sondern bieten oft auch innovative Lösungen für aktuelle und zukünftige Herausforderungen.

Fazit

2024 könnte einen entscheidenden Wendepunkt für nachhaltige Investments markieren. Mit der erhöhten Transparenz, dem Fokus auf unterbewertete Nebenwerte und der zunehmenden Integration von ESG-Kriterien in die Unternehmensbewertung sollten sich neue Chancen für Investoren ergeben. Die Anpassung von Portfolio-Gewichtungen und die Fokussierung auf nachhaltige Investments könnten signifikante Kapitalflüsse in diesen Sektor lenken.

Von Christoph Schlienkamp, 16. Februar 2024, © GS&P

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)