Börse Frankfurt-News: Marktstimmung: "Beunruhigende Ruhe"
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Auch wenn sich der Aktienmarkt momentan nicht gerade von seiner volatilen Seite zeigt, profitieren einige trotzdem vom ruhigen Markt.
Der DAX tritt auf der Stelle und hat innerhalb der vergangenen vier Wochen gerade einmal eine Bandbreite von 2,2 Prozent produziert. Die einen befürchten, dass schon bald ein heftiger Sturm mit hoher Volatilität und deutlichen Kursrückgängen ausbrechen könnte. Die anderen setzen indes trotz vieler Warnungen darauf, dass die Lage vorerst unverändert ruhig bleibt, und zeigen viel Geschick darin, die derzeit geringe Handelsspanne auszunutzen. Dennoch hat sich nach Ansicht von Joachim Goldberg die Sentiment-technische Lage für den DAX leicht verschlechtert.
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10. Mai 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Seit nunmehr vier Wochen bewegt sich der DAX nur noch in einer Bandbreite von rund 2,2 Prozent. Eine Ruhephase, eine Phase niedriger Volatilität, wie man sie normalerweise eher aus Ferienzeiten und Feiertagswochen kennt. Und mit jeder ruhigen Woche, die womöglich hinzu kommt, wird die Angst vor einer plötzlich explodierenden Volatilität größer. Denn die Börsianer wissen, dass dieser Zustand der relativen Ruhe nicht ewig anhalten wird. Aber auch noch etwas anderes treibt vor allem institutionelle Investoren und kurzfristig orientierte Händler um: Angesichts der niedrigen Kursausschläge sind einträgliche Gewinne nur mit relativ hohen Engagements, sprich: mit erhöhten Risiken zu erwirtschaften.
Gleichzeitig ist die Zahl der Warner und negativen Kommentare zu den Börsenaussichten nicht weniger geworden. Und ja, es ist schon bemerkenswert, dass die Sitzungen von US-Notenbank und EZB in der vergangenen Woche kaum Spuren an den hiesigen Aktienmärkten hinterlassen haben. Auch die fehlende Einigung über eine Anhebung der Schuldengrenze in den USA blieb bislang folgenlos. Kurzum: Trotz aller skeptischen Analysen warten viele Akteure weiterhin auf den "Zünder" für höhere Volatilität und auf fallende Aktienkurse.
Agile institutionelle Investoren
Immerhin stellen die von uns allwöchentlich befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont einmal mehr unter Beweis, dass sie sich selbst auf kurstechnisch engstem Raum erfolgreich bewegen können. Auch wenn die dabei realisierten Kursgewinne verhältnismäßig überschaubar ausfallen dürften. Zumindest ist unser Börse Frankfurt Sentiment-Index gegenüber der Vorwoche um 18 Punkte auf einen neuen Stand von -8 gestiegen. Nicht zuletzt, weil die Gruppe der Pessimisten um 8 Prozentpunkte abgenommen hat. Dabei haben sich fast alle Abgewanderten direkt ins Bullenlager begeben, ihre Engagements also um 180° gedreht. Außerdem haben die Optimisten (+10 Prozentpunkte) auch noch von einer kleinen Gruppe vormals neutral eingestellter Akteure profitiert. Die hinter dieser Stimmungsveränderung stehenden Käufe dürften in erster Linie in der Nähe der Vorwochentiefs vorgenommen worden sein, abseits von allen fundamentalen Erwägungen.
Bei den Privatanlegern stellt sich das Stimmungsbild indes anders dar. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist in diesem Panel nämlich um weitere 3 Punkte auf einen Stand von -20 gefallen, was ein neues Jahrestief für den Index bedeutet. Die Veränderung geht überwiegend auf vormals bullish eingestellte Akteure (3 Prozent aller Befragten) zurück, die sich zu den neutral gestimmten Akteuren gesellt haben. Unter dem Strich hat sich die Stimmung also auch in der dritten Woche hintereinander verschlechtert.
Setzen auf schmale Handelsbandbreite
Während es also bei den Privatanlegern zuletzt nur zu kleineren Stimmungsveränderungen gekommen ist, sind die Ausschläge bei den institutionellen Pendants deutlich größer. Waren diese in der Vorwoche negativer als die Privatanleger eingestellt, sind sie mit der heutigen Befragung etwas positiver davor. Betrachtet man die Stimmungsentwicklung bei den institutionellen Investoren auf Sicht der zurückliegenden drei und sechs Monate, kann man allerdings nicht von einer pessimistischen Mehrheit sprechen. In dieser relativen Betrachtung liegt der Wert des Börse Frankfurt Sentiment-Index von aktuell -8 sogar leicht oberhalb der neutralen Nulllinie.
Für den DAX bedeutet die jüngste Entwicklung Sentiment-technisch eine leichte Verschlechterung, zumal die zuletzt aktiven Investoren vermutlich ihre erfolgreiche Strategie in Anlehnung an die Handelsbandbreite der vergangenen vier Wochen wiederholen möchten. Anders ausgedrückt: Viel spricht dafür, dass die jüngsten bullishen Engagements in der Nähe des bisherigen Jahreshochs knapp oberhalb von 16.000 Zählern wieder gedreht werden und daher dort zumindest temporär für entsprechendes Aktienangebot gesorgt ist.
10. Mai 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)