Börse Frankfurt-News: "Kurzfristig vorsichtig, mittelfristig zuversichtlich"
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Wieder steigende Corona-Infektionszahlen schüren Zweifel am Konjunkturaufschwung. Dazu kommen Inflationsängste. Mittel- und langfristig zeigen sich viele Analysten aber optimistisch.
19. Juli 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Trotz gut angelaufener Berichtssaison geht es etwas holpriger zu am Aktienmarkt: Am Montagmorgen steht der DAX bei 15.330 Punkten etwa 1,3 Prozent im Minus. Noch vergangenen Mittwoch hatte er mit 15.810 Punkten einen weiteren Rekordstand erreicht, begann dann aber zu schwächeln. "Das Korrekturrisiko ist erhöht und die Abgabebereitschaft scheint weiter zuzunehmen", kommentiert Ulrich Wortberg von der Helaba. Vor allem die Ausbreitung der Corona-Delta-Variante sorge für Verunsicherung.
"Die Anleger sind kurzfristig sehr vorsichtig, mittelfristig aber zuversichtlich", meint Aktienanalyst Frank Klumpp von der Landesbank Baden-Württemberg. Angesichts eines DAX-Anstiegs von 14 Prozent seit Jahresbeginn sei eine gewisse Vorsicht auch nicht verwunderlich. Eine ausgeprägte Kursschwäche im Sommer hält er aber für unwahrscheinlich. "Auf eine solche Korrektur dürften sich die Investoren bereits vorbereitet und mit ihren Portfolios abgesichert haben."
Geldpolitik "engmaschiges Sicherheitsnetz"
Laut Robert Halver von der Baader Bank bietet der Auftakt der US-Berichtssaison für das zweite Quartal ein grundsätzlich positives Bild. Einzelhandel, Konsum, Bauwirtschaft, Grundstoffe und Banken spiegelten die Nachholeffekte und enormen Konjunkturpakte Joe Bidens wider. "Weniger freizügige Staatsausgaben und zunächst anhaltende Lieferengpässe sowie damit verbunden weniger sprunghafte oder normalisierte Umsatz- und Gewinnentwicklungen sind aber zwischenzeitliche Handicaps für verwöhnte Kurse zyklischer Unternehmen." Gleichzeitig stütze die lockere Geldpolitik als "sehr engmaschig gespanntes Sicherheitsnetz" für die globalen Aktienmärkte. "Die Liquiditätshausse ist weiterhin das Megathema schlechthin."
Charttechnik: Kurs auf 16.200 Zähler
Auch Charttechniker sind unbesorgt: "Chart- und markttechnisch bleiben die Aussichten mittel- bis langfristig beim DAX weiterhin positiv", erklärt Martin Utschneider von Donner & Reuschel. Auch das jüngste Allzeithoch stelle mittel- bis langfristig wohl nur eine Durchgangsstation dar. "Gemessen an den charttechnischen Mustern und Fibonacci-Projektionen liegt das Zwölfmonatskursziel nach wie vor bei 16.200 Zählern." Auch die markttechnischen Indikatoren zeugten weiter von einer lediglich kurzfristigen Konsolidierung.
"Volatilität kehrt zurück"
Etwas skeptischer ist Andreas Hürkamp von der Commerzbank, nachdem der DAX das von der Bank prognostizierte Sommerhoch von 16.000 Punkten nahezu erreicht hat. Auf diesem Niveau sollten Investoren die wahrscheinlich starke Gewinnsaison für das zweite Quartal nutzen, um Aktienpositionen zu reduzieren. "Denn für die kommenden Monate erwarten wir eine Rückkehr der Volatilität an den Aktienmärkten." Der Grund: Die chinesische Wirtschaft werde sich abschwächen, die US-Notenbank reduzierte Anleihekäufe ankündigen.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Donnerstag, 22. Juli
13.45 Uhr. Eurozone: EZB-Ratssitzung. Diese Ratssitzung wird die erste sein, bei der die neue geldpolitische Strategie der EZB mit dem symmetrischen Inflationsziel zum Tragen kommt, wie die DekaBank feststellt. Allerdings legten die Notenbanker die neue Konzeption noch unterschiedlich aus. Die Kommunikation der EZB werde daher wohl einen Kompromiss widerspiegeln. Entscheidungen zu den Anleihekäufen erwarten die Analysten erst im September.
Freitag, 23. Juli
10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex Juli. Die Juli-Werte der Einkaufsmanagerindizes dürften der Commerzbank zufolge zeigen, dass sich die Wirtschaft im Euroraum spürbar erholt. Nach Einschätzung der Analysten ist der Index für den Dienstleistungssektor, beflügelt von Lockerungen der Corona-Beschränkungen, weiter auf 60,5 gestiegen.
von: Anna-Maria Borse
19. Juli 2021, © Deutsche Börse AG
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