Börse Frankfurt-News: "Korrektur ist noch nicht vorbei" (Marktstimmung)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Aus Pessimisten wurden Nachfrager: Deutlicher Stimmungswechsel bei den institutionellen Investoren.
18. April 2024. Nun hat es also doch noch eine erste größere Korrektur beim DAX in diesem Jahr gegeben. Allein seit unserer vergangenen Stimmungserhebung ist das Börsenbarometer um rund 2,1 Prozent (Punktbetrachtung) gefallen. Das dürfte sicherlich ganz im Sinne der bearishen Mehrheit der von uns befragten institutionellen Investoren sein. Die Umstände, die zu diesem deutlichen Rücksetzer geführt haben - es handelt sich bezogen auf das Allzeithoch zu Beginn des Quartals um ein Minus von zeitweise rund 4,6 Prozent -, werden vielen Akteuren allerdings nicht behagen. Denn von den am meisten gefürchteten Ereignisrisiken der internationalen Fondsmanager sind während der vergangenen Tage bereits zwei in Erfüllung gegangen.
Es handelt sich dabei laut der am 11. April bereits beendeten und gestern publizierten Umfrage der Bank of America (BofA) um die Angst vor Inflation (41 Prozent der Befragten gaben dies als Hauptrisiko an) und vor geopolitischen Auseinandersetzungen (24 Prozent). Das betrifft zum einen die USA. Die dortige Entwicklung der Inflation hat mancherorts die Befürchtung genährt, die US-Notenbank könne in diesem Jahr womöglich überhaupt nicht mehr die Zinsen senken. Und auf der anderen Seite hat die Eskalation des Konfliktes zwischen Israel und Iran zu erhöhter Risikoaversion der Teilnehmer an den Finanzmärkten geführt.
Die eigene Position, nicht die Nachrichtenlage entscheidet
Während sich nun die Investoren dies- und jenseits des Atlantiks möglicherweise noch fragen, ob es sich bei dem jüngsten Rücksetzer an den Aktienmärkten nur um eine Korrektur oder gar um einen beginnenden Bärenmarkt handelt, haben die von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont möglicherweise eine Antwort parat. Denn die Stimmung hat sich dort sogar recht deutlich verbessert, so dass unser Börse Frankfurt Sentiment-Index um 19 Punkte auf einen neuen Stand von -7 angestiegen ist. Dabei hat sich das Bärenlager um 14 Prozentpunkte verringert, gut ein Drittel der Wechselwilligen hat sich sogar direkt auf die Bullen-Seite gewagt und seine Engagements um 180° gedreht.
Bei diesem massiven Stimmungsumschwung sollte man allerdings bedenken, dass ein Teil der ehemaligen Pessimisten keine Gewinne an den bearishen Positionen zu verbuchen hatte, sondern vermutlich mit einem blauen Auge aus früheren Positionen aussteigen konnte. Mit anderen Worten: Man schaute mancherorts bei den Rückkäufen nicht auf die ökonomische und geopolitische Lage, sondern einzig und allein auf alte Positionen, die nun verlustfrei glattgestellt werden konnten, so dass man sich nur allzu gerne in Richtung Seitenlinie bewegte.
Angst vor größerer Korrektur
Eine entgegengesetzte Stimmung gab es bei den Privatanlegern zu beobachten, denen die jüngste DAX-Entwicklung offensichtlich einen Schrecken eingejagt hat. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel hat sich um 7 Punkte auf einen neuen Stand von -9 verringert - es handelt sich um das bislang niedrigste Niveau in diesem Jahr. Dabei geht ein Großteil dieser Entwicklung auf diejenigen Privatanleger zurück, die wir über Social Media befragen. Dort hat sich die seit Wochen anhaltende positive Stimmung zu erheblichen Teilen direkt in Pessimismus verwandelt.
Als Ergebnis der heutigen Befragung lässt sich feststellen, dass die Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren praktisch verschwunden ist. In der relativen Betrachtung für den bisherigen Verlauf dieses Jahres sieht dies allerdings anders aus. Denn der Pessimismus der Privatanleger ist deutlich höher, als dies der absolute Stand von -9 Indexpunkten vermittelt. Unterdessen sprechen wir bei den institutionellen Investoren in dieser Betrachtungsweise sogar von einem leichten Optimismus. Damit fehlt dem DAX nun ein Teil der bisherigen Nachfrage, die eine schnelle "Wiederauferstehung" ermöglicht hätte. Auch dass die bisherigen Aktienrückkäufe bislang kaum zu größeren nachhaltigen Erholungen geführt haben, sollte zu denken geben - ein Indiz für langfristige Kapitalabflüsse. Viel spricht also dafür, dass die derzeitige Korrekturphase des DAX noch nicht beendet ist.
Sentiment-Index institutioneller Anleger*innen
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 17.820 (-380 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: -7 Punkte (+19 zur Vorwoche)
Sentiment-Index privater Anleger*innen
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 17.820 (-320 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: -9 Punkte (-7 Punkte zur Vorwoche)
18. April 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)