Börse Frankfurt

Börse Frankfurt-News: "Keine frohe geldpolitische Botschaft" (Wochenausblick)

19.12.22 11:02 Uhr

Börse Frankfurt-News: "Keine frohe geldpolitische Botschaft" (Wochenausblick) | finanzen.net

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die an den Börsen erhoffte Weihnachtsbescherung seitens der Notenbanken ist ausgeblieben. Nun ist Wunden lecken angesagt. An eine Jahresendrally glaubt kaum jemand mehr.

19. Dezember 2022. Frankfurt (Börse Frankfurt). Wie gewonnen, so zerronnen, jedenfalls fast: Vom Kursplus von rund 2.800 Punkten seit Oktober hat der DAX vergangene Woche 800 Punkte wieder abgegeben müssen. Die klaren Worte der Notenbanker hatten Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt. "Hand in Hand haben Jerome Powell von der Fed und Christine Lagarde von der EZB die Finanzmärkte verunsichert", stellt Christian Henke vom Broker IG fest. Noch vor wenigen Tagen hätten die Anleger mit einer langsameren und börsenfreundlichen Gangart gerechnet. "Doch beide Notenbanken sprachen sich nun für einen längeren Zinserhöhungszyklus aus."

Auch die US-Märkte verloren am Freitag. Erstmals seit gut fünf Wochen rutschte der Dow Jones wieder unter die Marke von 33.000 Punkten. Am Montagmorgen steht der DAX bei x Punkten nach 13.893 am Freitag zu Handelsschluss. "Das war wohl nichts mit der erhofften frohen geldpolitischen Botschaft zum Jahresausklang", bemerkt Claudia Wind von der Helaba. "Die Botschaft lautet nun: Mehr Zinserhöhungen, mehr Inflations- und mehr Konjunkturrisiken."

Chancen durch niedrige Gewinnerwartungen?

"Gut gebrüllt, Löwe", kommentiert Robert Halver von der Baader Bank. Mit ihrer harten Zinssprache wolle die EZB offenbar dem Vertrauensverlust wegen ihrer zu späten Reaktion auf den Inflationsanstieg entgegentreten. Was Aktien angeht, ist Halver aber zuversichtlich: "Die schwache Erwartungshaltung in puncto Unternehmensgewinne bietet Raum für Aufwärtsrisiken. Von einer massiven Gewinnrezession wie während der Weltfinanz- oder Corona-Krise ist gegenwärtig nicht auszugehen."

Markus Reinwand von der Helaba sieht das ähnlich: "Steigende Zinsen sind zwar keine gute Nachricht für den Aktienmarkt. Allerdings bedeuten hohe Inflationsraten auch, dass Unternehmen ihre Preise erhöhen können." Sofern dies nicht zu einem Rückgang der Nachfrage führe, wirke das positiv auf die Gewinne.

Seitwärtsbewegung verlassen

Das Chartbild macht laut Martin Utschneider von Donner & Reuschel allerdings wenig Hoffnung für den DAX. "Die seit Mitte November intakte technische Seitwärtsentwicklung wurde am vergangenen Donnerstag mit dem Unterschreiten der 14.150 nach unten verlassen." Es sei fraglich, ob die 14.150 auch gleich wieder zurückgewonnen werden könnten. "Wohl eher nicht", meint Utschneider. Die 38-Tage-Linie wiege als Widerstand bei aktuell 14.060 Zählern ebenfalls schwer. Für den Wochenstart erwartet er zunächst eine Seitwärtsentwicklung. "Der Blick in Richtung 13.750 Punkte sollte nicht vernachlässigt werden. Diese Unterstützung vom 10. Juni könnte nochmals wichtig werden."

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche

Montag, 19. Dezember

Indexveränderungen: Die Indexveränderungen im DAX, MDAX und SDAX treten in Kraft. Unter anderem steigt Porsche in den DAX auf und ersetzt Puma, die Aktie gehört nun dem MDAX an. Neu im MDAX ist außerdem die Leipziger Verbio Vereinigte Bioenergie. Für Puma und Verbio weichen Varta und Deutsche Wohnen.

10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima Dezember.

Dienstag, 20. Dezember

8.00 Uhr. Deutschland: Erzeugerpreise November. Bei den deutschen Erzeugerpreisen dürfte laut Commerzbank darauf geachtet werden, ob sich der Trend rückläufiger Raten fortsetzt und somit der Hoffnung auf weniger stark steigende Verbraucherpreise 2023 weiteren Auftrieb verleiht.

Freitag, 23. Dezember

14.30 Uhr. USA: US-Deflator der privaten Konsumausgaben November. Der Indikator ist wichtig für die US-Notenbank, wie die DekaBank erklärt.

Montag, 26. Dezember

Weihnachten, die Märkte bleiben geschlossen

Ansonsten ist der Datenkalender zwischen den Jahren relativ leer.

von: Anna-Maria Borse, 19. Dezember, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)