Börse Frankfurt-News: Fed und EZB haben es nicht eilig (Anleihen)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Zinssenkungen kommen, allerdings nicht so schnell wie lange erhofft - so der Tenor am Anleihemarkt. Die Renditen sind daher nochmals leicht gestiegen. Weiter gefallen sind hingegen die Kurse der Depfa-Anleihen.
16. Februar 2024. Die niedrigen Renditen aus dem Dezember sind passé. Denn so schnell wie damals erwartet werden die Notenbanker die Leitzinsen wohl doch nicht senken, weder in den USA noch in Europa. Die Renditen stiegen im Wochenvergleich jedenfalls nochmals leicht an.
Am Freitagmorgen werfen zehnjährige Bundesanleihen 2,38 Prozent ab, vor einer Woche waren es 2,36 Prozent - beides weit entfernt von den 1,89 Prozent im Dezember. In den USA sieht es ähnlich aus.
"Die nach wie vor soliden US-Konjunkturdaten belasten die Kurse am US-Rentenmarkt, und dies bestimmt auch maßgeblich den Ton am europäischen Rentenmarkt", erklärt Anleiheanalyst Hauke Siemßen von der Commerzbank. Außerdem signalisiere die US-Notenbank weiter, dass sie es mit Zinssenkungen nicht eilig habe. Der US-Geldmarkt schiebe die Zinssenkungserwartungen daher weiter nach hinten. "Die erste Fed-Zinssenkung ist nunmehr für Juni eingepreist."
Lagarde: Fortschritte im Inflationskampf nicht zunichtezumachen
Auch die Zinssenkungshoffnungen für die Eurozone erfuhren diese Woche nochmals einen Dämpfer: EZB-Präsidentin Christine Lagarde warnte am gestrigen Donnerstag vor einer verfrühten Leitzinssenkung. Die EZB dürfe nicht riskieren, mit einer überstürzten Zinssenkung Fortschritte im Inflationskampf zunichtezumachen. Der Abwärtstrend zum Zwei-Prozent-Inflationsziel sei zwar intakt. "Aber wir müssen uns sicherer sein", betonte Lagarde im EU-Parlament.
Im Handel mit Staatsanleihen sind US-Treasuries gefragt, wie Tim Oechsner von der Steubing AG feststellt, etwa 2026 fällige. Die bieten aktuell eine Rendite von 4,47 Prozent (US91282CBH34).
Depfa-Kurse fallen und fallen
Unterdessen belastet die US-Gewerbeimmobilienkrise die Deutsche Pfandbriefbank (Depfa) weiter. Für Aktien wie Anleihen ging es diese Woche abermals nach unten. Nur noch bei 23 Prozent notieren die Depfa-Hybridanleihen mit 8,474 Prozent-Kupon (XS1808862657), wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichtet. Die bei Oddo BHF gehandelte, 2027 fällige Anleihe mit Kupon von 4,6 Prozent fiel auf nur noch 33 Prozent (DE000A2DASM5), wie Rainer Petz bemerkt. Oechsner meldet viele Abgaben für die bei der Steubing AG gehandelte, 2027 fällige Depfa-Anleihe (DE000A30WF27). Diese Woche hatte die Ratingagentur Standard & Poor?s die Bonitätsnote für die Depfa herabgestuft. Mit BBB- liegt die Note für die langfristige Kreditwürdigkeit jetzt nur noch eine Stufe über Ramschniveau.
Davon unbeeindruckt zeigen sich Anleihen des Wiener Immobilienentwicklers UBM Development. "Da gibt es einiges an Käufen", stellt Daniel fest. Gut an komme vor allem der im November 2025 fällige Bond mit aktueller Rendite von 8 Prozent (AT0000A2AX04), aber auch die Papiere mit Laufzeiten bis 2026 (AT0000A2QS11) und 2027 (AT0000A35FE2) mit Renditen von 10,76 und 6,22 Prozent.
Gefragt: Energie- und Autokonzerne
Abgesehen davon sieht Daniel viele Käufe für Anleihen von Energieunternehmen, konkret EnBW (XS0207320242), RWE (XS2584685031) und Eon (XS2574873266). Bei Laufzeiten bis 2025, 2029 und 2028 werfen sie aktuell Renditen von 3,5 Prozent, 3,3 Prozent und 3,1 Prozent ab. Oechsner zufolge sind Anleihen von VW (XS2694874533), Bayer (XS2630112014), Eon (XS2747600109) und Mercedes (DE000A3LH6T7) gefragt. Auf beiden Seiten gehandelt würden Papiere der Deutschen Bank (DE000DB7XJJ2).
Neues gab es diese Woche unter anderem von Siemens. Der Münchner Konzern hat am Donnerstag 5 Milliarden Euro am Anleihemarkt aufgenommen, in vier Tranchen mit Laufzeiten zwischen knapp 5 und 20 Jahren. Bloomberg zufolge ist das die größte Emission von Unternehmensanleihen seit einem Jahr.
Von Anna-Maria Borse, 16. Februar 2024 © Deutsche Börse AG
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