Börse Frankfurt-News: Die Euphorie hält an (Kryptowährungen)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Ein Jahr nach der Pleite der Kryptobörse FTX ist von Tristesse an den Märkten nichts mehr zu spüren. Deutlich Kursanstiege gehen einher mit einer steigenden Nachfrage.
7. Dezember 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die nach Ansicht von Experten immer wahrscheinlicher werdende Zulassung von börsengehandelten Bitcoin-Spot-ETFs in den USA hat im Kombination mit den wieder gesunkenen Zinsen eine fulminante Rallye an den Kryptomärkten ausgelöst. Der Bitcoin selbst ist seit Ende Oktober um über 25 Prozent auf den höchsten Stand seit April 2022 gestiegen. Im bisherigen Jahresverlauf summieren sich die Pluszeichen der größten Kryptowährung damit nunmehr schon auf gut 160 Prozent.
Das nach dem schwachen und skandalumwitterten Vorjahr für viele Börsianer doch sehr überraschende Comeback der Krypto-Assets wird flankiert von zum Teil überaus euphorischen Zukunftsvisionen. Die während der Coronakrise gefeierte, danach aber auch stark kritisierte US-Fondsmanagerin Cathie Wood etwa vergleicht die aktuelle Phase mit den Anfängen des Internets und sieht bei den Kryptos als "Vorboten einer neuen Finanzära" ein "explosives Wachstumspotenzial". Konkret nennt sie bis zum Jahr 2030 Kursziele von 166.000 US-Dollar für Ethereum und einer Million US-Dollar für Bitcoin.
Kursexplosion bei Solana
Die jüngsten Ereignisse hätten diese Prognose nach Ansicht von Woods noch mal gestärkt. Wie sehr solche Äußerungen die Märkte beeinflussen können, zeigt die Kursentwicklung der kleineren Kryptowährung Solana. Das Solana-Netzwerk wurde Mitte November in einem CNBC-Interview von der ARK-Chefin ebenfalls lobend erwähnt ("noch schneller und kostengünstiger als Ether"), woraufhin der Kurs deutlich anzog. Seit Mitte Oktober hat sich Solana mehr als verdreifacht, seit Jahresbeginn beträgt das Plus mehr als 500 Prozent.
Durch den Höhenflug werden auch immer mehr Anleger*innen auf diese Kryptowährung aufmerksam. Der 21Shares Solana Staking (CH1114873776) wird "seit einiger Zeit sehr stark nachgefragt", wie Jan Duisberg von der ICF Bank berichtet. Und in den Top-10 der physisch hinterlegten Krypto-Produkte belegt das Wertpapier mit einem investierten Volumen von 318 Millionen Dollar mittlerweile schon den vierten Platz.
Davor befinden sich die Bitcoin-ETNs von CoinShares (GB00BLD4ZL17), 21Shares (CH0454664001) und der ETC Group (DE000A27Z304) mit AUM zwischen 484 Mio. und 1,05 Mrd. Dollar. "In diese vier Top-Produkte flossen allein in den vergangenen 30 Tagen über 580 Mio. Dollar an neuen Geldern", berichtet Jan Altmann von der ETC Group. "Im Gesamtjahr gab es hier bislang Zuflüsse von 1,78 Mrd. Dollar".
Krypto-Assets als "Inflations-Hedge
Ein verstärktes Interesse an Krypto-Produkten erkennt auch Duisberg. "Durch die aufkommenden Spekulationen über Zinssenkungen haben Bitcoin & Co. noch mal einen richtigen Schub bekommen", erklärt der Händler. Zudem werde diese Assetklasse gerade von der jüngeren Generation als "Inflations-Hedge" genutzt, wodurch die Kursentwicklung oftmals eine ähnliche Tendenz zeige wie beim Goldpreis.
"Besonders gute Umsätze" liefert laut Duisberg der erst seit zweieinhalb Jahren an der Börse gelistete DDA Physical Bitcoin (DE000A3GK2N1). Aber auch im WisdomTree Physical Bitcoin (GB00BJYDH287) sowie dem 21Shares Bitcoin Core (CH1199067674) sei "richtig was los". "Die originären Krypto-Assets sind gekommen, um zu bleiben - trotz des unverändert hohen Ressourcenverbrauchs", konstatiert der Spezialist der ICF Bank.
Spannende Ausgangslage bei Ethereum
Für den Zertifikate-Handel von Vontobel bilanziert David Hartmann für die zurückliegenden vier Wochen ebenfalls einen "deutlichen Nachfragezuwachs für Krypto-Produkte". Fast zwei Drittel der Transaktionen waren Käufe, wobei fast ausschließlich Papiere geordert wurden, mit denen Anleger*innen von steigenden Kursen des Basiswerts profitieren können. Bei einem Orderanstieg von 15 Prozent in diesem Segment sei vor allem die Steigerung der Nachfrage auf den Basiswert Ethereum mit einem Anstieg von 147 Prozent hervorzuheben.
Passend dazu berichtet Charttechniker Marcel Mußler für Ethereum von einem sich im langfristigen Monatschart anbahnenden Ausbruch, der "fast schon visionäre Perspektiven erlaubt". Sollte die Zone zwischen 2.030 und 2.160 US-Dollar nachhaltig überwunden werden, wartet aus Sicht des technischen Analysten der nächste Langfristwiderstand erst bei 3.567 Dollar. Und selbst diese Marke diene "nur als Etappenziel" auf dem Weg zu neuen Allzeithochs über 4.865 US-Dollar. Gleichzeitig warnt Mußler aber, dass ein Fehlausbruch an der Ausbruchszone die "nächste Vorbereitungsschleife unbekannter Dauer" ankündigen würde.
Von Thomas Koch, 7. Dezember 2023 © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)