Börse Frankfurt-News: "Börse kann auch Bitcoin" (Aus dem ETF Magazin)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - In den Vereinigten Staaten wurde kürzlich der erste Bitcoin-ETF zugelassen. In Deutschland sind ähnliche Produkte schon seit fast vier Jahren erhältlich - nicht nur für den Bitcoin.
27. März 2024. MÜNCHEN (ETF Magazin). Nach jahrelangen Anläufen hat es dann doch noch geklappt: Mitte Januar genehmigte die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC die ersten ETFs, die direkt in die Kryptowährung Bitcoin investieren. Bislang verfügbare US-Bitcoin-ETFs basierten auf den Kursen der Bitcoin-Futures. Jetzt können US-Investoren unter elf fast identischen Bitcoin-ETFs auswählen, darunter auch Fonds von großen Asset Managern wie Blackrock, Fidelity, Franklin Templeton und Invesco.
Schon im ersten Monat zogen die neuen Bitcoin-ETFs rund 10 Milliarden Dollar Anlegergeld an. Vor allem die großen Namen konnten sich über ordentliche Zuflüsse freuen. Vier Wochen nach dem Börsendebüt steckten im iShares Bitcoin Trust ETF 4,4 Milliarden US-Dollar, während sich die Assets im Fidelity Wise Origin Bitcoin Fund auf 3,7 Milliarden US-Dollar summierten.
Auch bei uns würden sich wohl viele über einen Bitcoin-ETF freuen, doch zumindest in Deutschland wird es damit wohl nichts werden. Der deutsche Gesetzgeber verlangt von Fonds, dass sie diversifiziert in mehrere verschiedene Vermögensgegenstände investieren. Dennoch ist auch in Deutschland der indirekte Zugang zum Bitcoin und zu anderen Kryptowährungen möglich - über börsengehandelte Bitcoin-ETNs. Viele dieser ETNs sind an der Börse gelistet und werden dort wie ETFs fortlaufend gehandelt.
ETN steht für Exchange Traded Note, also für ein börsengehandeltes Zertifikat. Die ETNs bilden die Wertentwicklung einer zugrunde liegenden Kryptowährung oder eines ausgewählten Kryptokorbs ab. In der Regel investieren die Emittenten das ihnen von den Anlegenden anvertraute Kapital in der entsprechenden Kryptowährung auf einer Art Treuhandkonto bei ihrer Depotbank. Dadurch soll das Kapital auch dann noch zur Verfügung stehen, wenn der ETN-Emittent zahlungsunfähig ist.
Bitcoin und mehr
Mehr als 80 solcher Zertifikate von einem Dutzend Anbietern notieren inzwischen auf Xetra - und es werden stetig mehr. Seit der Emission des ersten Bitcoin-ETNs im Sommer 2020 kamen zahlreich weitere ETNs für die verschiedenen Kryptowährungen dazu. Mit ihrem breiten und stetig wachsenden Angebot sowie hohen Handelsumsätzen hat sich Xetra, die Handelsplattform der Deutschen Börse, auch bei den Krypto-ETNs als europäischer Marktführer etabliert.
Die auf Xetra gehandelten ETNs bilden rund 20 verschiedene Kryptowährungen bzw. -assets ab. Einige ETNs basieren auch auf einem Korb verschiedener Krypto-Assets. Ein Blick auf das Angebot offenbart auch, dass sich sowohl die Masse des investierten Vermögens als auch der Handel auf relativ wenige ETNs konzentriert. Nur 12 Krypto-ETN verwalten mehr als 100 Millionen Euro.
Das Angebot an Krypto-ETNs finden Sie über die Suchfunktion auf boerse-frankfurt.de
Der größte Krypto-ETN, der ETC Group Physical Bitcoin, kommt inzwischen allerdings auf knapp eine Milliarde Euro Vermögen. Dieser ETN wurde bereits im Juni 2020 an Xetra gelistet, als weltweit erster Bitcoin-ETC mit zentralem Clearing. Der Krypto-Pionier ist auch bis heute der mit Abstand am stärksten gehandelte Krypto-ETN. Er allein stellt mehr als zwei Drittel der gesamten Handelsumsätze aller an Xetra gelisteten Krypto-ETNs.
Zweitgößter Krypto-ETN ist der CoinShares Physical Bitcoin ETP mit rund einer halben Milliarde Euro Vermögen. Nur wenig kleiner sind zwei ETNs des Schweizer Krypto-ETP-Anbieters 21Shares, der 21Shares Solana Staking ETP und der 21Shares Bitcoin ETP. Auf den folgenden Plätzen in der Vermögensrangliste folgen ETNs für die Kryptowährungen Ethereum und Binance. ETNs für andere Währungen, beispielsweise Ripple, Cardano, Polkadot oder Polygon liegen mit ihren Assets fast alle deutlich unter 20 Millionen Euro. Auch die Handelsumsätze dieser ETNs sind in der Regel sehr niedrig. Viele erreichen teilweise nicht einmal ein Monatsvolumen von 1 Million Euro.
In Bezug auf ihre laufenden Kosten gehören die meisten Krypto-ETNs allerdings zu den teuersten auf Xetra gelisteten Produkten. So verlangt etwa die ETC Group für ihren milliardenschweren Bitcoin-ETP 2 Prozent Management Fee pro Jahr. Doch es geht auch anders geht. 21Shares lockt bei seinem Bitcoin Core ETP mit nur noch 0,21 Prozent Gesamtkostenquote. Die Bitcoin-ETNs von CoinShares, Fidelity und WisdomTree sind nur mit jährlichen Kosten von 0,35 Prozent belastet. Invesco verrechnet 0,39 Prozent.
Von Uli Kühn, April 2024, © ETF Magazin
Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen. Sie können sich das Magazin auf boerse-frankfurt.de/etfmagzin herunterladen.
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)