Börse Frankfurt

Börse Frankfurt-News: "Ausbruch nach oben in weiter Ferne" (Wochenausblick)

09.05.22 15:54 Uhr

Börse Frankfurt-News: "Ausbruch nach oben in weiter Ferne" (Wochenausblick) | finanzen.net

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 9. Mai 2022. FRANKFURT. Nach echter Erholung sieht es vielen Analysten zufolge derzeit nicht aus. So mancher verweist aber auch auf die bereits niedrigen Bewertungen, die Vorteile von Aktien als Inflationsschutz und die guten Quartalszahlen.

Höhere Leitzinsen in den USA lasten auf den Märkten. "Den Aktienmärkten schmecken die höheren Zinsen gar nicht", bringt es die Deutsche Bank auf den Punkt. "Auch der etwas stärker als erwartet ausgefallene US-Arbeitsmarktbericht dürfte die Sorgen vor steigenden Zinsen kaum beschwichtigt haben."

Zwar war die jüngste US-Leitzinserhöhung um 50 Basispunkte erwartet worden. Mit etwas Verzögerung reagierten die Märkte dann aber doch verschnupft: Aktien gaben kräftig nach, Anleihenrenditen stiegen weiter deutlich, und der Euro ist gegenüber dem US-Dollar auf ein Fünfjahrestief gefallen. Der DAX liegt am Montagmorgen bei 13.500 Punkten nach 13.867 zu Handelsschluss am Freitag.

Technisch keine Entwarnung

Heute herrscht zusätzliche Anspannung, da in Russland die alljährlichen Feierlichkeiten zum "Tag des Sieges" im Zweiten Weltkrieg anstehen. Die USA und andere G7-Staaten haben bereits neue Sanktionen gegen Russland angekündigt. "Steigende Leitzinsen und Renditen, Inflations- und Konjunktursorgen auch als Folge des anhaltenden Ukraine-Kriegs und der Sanktionen belasten das Sentiment", fasst es Ralf Umlauf von der Helaba zusammen. Der Ausblick bleibe getrübt. Auch von technischer Seite könne noch keine Entwarnung gegeben werden. "Der DAX liegt unterhalb aller gängigen Durchschnittslinien." Unterstützungen sieht die Bank an den letzten Tiefs bei 13.566 und 13.388 Punkten. Die 21- und 55-Tagelinien bei 14.062 und 14.153 fungierten als Widerstände.

Abwärtstrend als Never Ending Story

Auch Charttechniker Martin Utschneider von Donner & Reuschel ist skeptisch: "Es scheint die befürchtete ‚Never Ending Story‘ zu bleiben: Der übergeordnete chart- und markttechnische Abwärtstrend ist weiter intakt." Damit rücke sogar die Unterstützungslinie bei 13.408 Zählern in den Fokus. Der Trendfolgeindikator MACD zeige sich weiterhin neutral, das Momentum oszilliere auch heute wieder unterhalb der Nulllinie, und die kurzfristige Slow-Stochastik drehe nach unten. "Ein nachhaltiger Ausbruch aus dem übergeordneten Abwärtstrend rückt wieder in weite Ferne."

"Aktien im inflationären Umfeld unverzichtbar"

Laut DekaBank führen der Ukraine-Krieg und Chinas Corona-Einschränkungen zu einer direkten Belastung der Geschäftstätigkeit der deutschen Unternehmen und sorgen für erhebliche Unsicherheit. Außerdem seien die Notenbanken wegen der hohen Inflation gezwungen, rasch aus der ultra-expansiven Geldpolitik auszusteigen. "Somit sind sowohl die fundamentalen als auch die geldpolitischen Aussichten derzeit wenig unterstützend." Andererseits kämen die Unternehmen bislang besser als gedacht mit dem widrigen Umfeld zurecht. Die Bewertungen für deutsche Aktien seien niedrig, und die Stimmung am Markt sei vorsichtig. "Im inflationären Umfeld sind Aktien unverzichtbar, sie bleiben aber erheblichen Kursschwankungen ausgesetzt."

In dieser Woche werden besonders die neuesten US-Inflationszahlen mit Spannung erwartet. Außerdem geht die Berichtssaison hierzulande weiter: Viele große Unternehmen legen ihre Bücher offen, etwa Infineon, Bayer, Munich Re, Eon, RWE, Allianz und Deutsche Telekom.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Dienstag, 10. Mai

11.00 Uhr. Deutschland: ZEW Konjunkturerwartungen Mai. Mit der Konjunktur in Deutschland und ihren Perspektiven ist es nicht gut bestellt, erklärt die DekaBank mit Blick auf den Ukraine-Krieg, die Sanktionen gegen Russland und die Lockdowns in China. Sie erwartet eine weitere Abwärtskorrektur der ZEW-Lageeinschätzung und eine annähernde Stabilität der ZEW-Konjunkturerwartungen.

Mittwoch, 11. Mai

03.30 Uhr. China: Verbraucherpreise April. Die Inflationsrate wird mit 2 Prozent wohl weiter deutlich niedriger sein als in den westlichen Industrieländern, stellt die Commerzbank fest. Das sei in erster Linie durch die schwache Binnenkonjunktur zu erklären. Im Vergleich zur März-Rate von 1,5 Prozent seien 2 Prozent allerdings ein deutlicher Anstieg

14.00 Uhr. USA: Verbraucherpreise April. Die US-Inflationsrate dürfte im März mit 8,5 Prozent ihren Höhepunkt erreicht haben, meint die Commerzbank, sie rechnet mit einem Rückgang auf 8,2 Prozent. Für die Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel erwartet sie einen Rückgang von 6,5 auf 6,1 Prozent.

von: Anna-Maria Borse

9. Mai 2022, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)