Börse Frankfurt-News: Aktienumfeld bleibt schwierig (Wochenausblick)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Konjunktur- und Inflationssorgen halten an, weil steigende Zinsen das Wirtschaftswachstum erheblich abbremsen könnten. Viele bleiben skeptisch für Aktien.
20. Juni 2022. Frankfurt (Börse Frankfurt). Der Mix aus hohen Inflationsraten, zunehmenden Rezessionssorgen und steigenden Anleiherenditen dürfte Investor*innen an Aktien- wie Anleihemärkten weiter verunsichern. Zusätzlich bereiten die gedrosselten Gaslieferungen Sorgen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat ein Notfall-Programm angekündigt, um die Versorgung zu sichern.
Zum Wochenauftakt steht der DAX bei 13.113 Punkten und damit kaum verändert. Am Freitag war er mit Rückenwind aus New York bei 13.126 Zählern aus dem Handel gegangen. Die Börsen in den USA sind allerdings heute wegen eines Feiertages geschlossen.
"Die freundliche Entwicklung der Nasdaq zum Wochenschluss könnte bereits jetzt ein Halten des DAX bewirken", kommentiert Christoph Geyer aus technischer Sicht. Das sei aber nur eine schwache Hoffnung. "Die Unsicherheit dürfte die Märkte noch eine Weile begleiten."
Aktienumfeld bleibt schwierig
"Das Umfeld bleibt für Aktien kurzfristig schwierig", prognostiziert Martin Roth von der Commerzbank. Die geopolitische Krise, schwächere Makrodaten und der anhaltende Aufwärtsdruck bei den Renditen würden weiter belasten. Aus der Stimmungserosion, die der VDAX-NEW mit einem Wert über 30 Prozent zeige, könne sich aber zumindest technisch eine Gegenbewegung ergeben. "Allerdings ist der Trend angeschlagen und Anleger bleiben insgesamt sehr vorsichtig."
Mit der jüngsten Verkaufswelle habe sich die Überbewertung unter den großen Standardwerten in den USA abgebaut. "Der S&P 500 ist wieder in das langjährige faire Band zurückgekehrt. Der DAX nähert sich bereits dem unteren Rand", urteilt Markus Reinwand von der Helaba. Seine Schlussfolgerung: "Aus fundamentaler Sicht werden Aktien damit wieder attraktiv."
Allerdings zeigten Stimmungsindikatoren einen erheblichen Pessimismus unter den Anleger*innen, die Kursrückgänge seien breit angelegt. "Aber in der Vergangenheit folgte auf solche Phasen häufig eine Erholung", fasst Reinwand zusammen. Wer jedoch erwarte, dass die USA in eine Rezession abrutschen würden, sollte mit dem Einstieg warten. "In der Vergangenheit dauerten solche Bärenmärkte nämlich im Mittel 20 Monate und gingen mit durchschnittlichen Verlusten von 38 Prozent einher."
Stimmungsindikatoren zeigen robuste Nach-Corona-Erholung
Nach einer turbulenten Woche ist nun der Konjunktur-Terminkalender weniger voll, allerdings stehen einige wichtige Stimmungsindikatoren an: Am Donnerstag dürften die Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone, Deutschland und Frankreich einen leichten Rückgang im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor ausweisen, prognostiziert die Commerzbank. Das ifo-Geschäftsklima sollte allerdings am Freitag ein skeptischeres Bild zeigen. Nach der Erholung im Mai erwartet die Commerzbank einen schwächeren Juni. Die Geschäftserwartungen könnten dabei weiter schlechter als die Lage sein.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Montag, 20. Juni
Deutschland: Indexanpassungen für die Auswahlindizes DAX, MDAX, SDAX und TecDAX werden wirksamen.
Überblick über alle Wechsel
Außerplanmäßige Wechsel in SDAX und TecDAX
Donnerstag, 23. Juni 2022
9:30 Uhr. Deutschland: Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe, Dienstleistungen Juni
Trotz leichter Rückgänge zum Vormonat bleiben die Einkaufsmanagerindizes nach Einschätzung der Commerzbank weiter klar über 50 und damit über der Expansionsschwelle. Das würde auf die Robustheit der Nach-Corona-Erholung hindeuten.
10:00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe, Dienstleistungen Juni
Freitag, 24. Juni 2022
10:00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima Juni
Das ifo-Geschäftsklima dürfte nach Ansicht des Makro-Teams der DekaBank im Juni auf einem niedrigen Niveau verharren. "Eine leichte Verbesserung der Geschäftserwartungen würde vor dem Hintergrund des niedrigen Ausgangsniveaus daran nichts ändern." Angesichts hoher Energiepreise, hoher Inflation, gestörter Lieferketten, Materialengpässen, Arbeitskräftemangels und zunehmender Zinsbelastungen werde es im zweiten Quartal nicht einfacher für die deutsche Wirtschaft.
von: Antje Erhard. 13. Juni 2022, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)