Börse Frankfurt-News: "Aktienmärkte brauchen Verschnaufpause" (Wochenausblick)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Delta-Variante, Lockdown-Befürchtungen, steigende Inflationsraten - all das hat den DAX am Freitag nicht davon abgehalten, zum ersten Mal in seiner 33-jährigen Geschichte über 16.000 Punkte zu steigen. Am Montag sieht es allerdings nicht nach einer Fortsetzung der Rally aus, auch wegen China.
16. August 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach der Rekordjagd vergangene Woche rechnen Analysten mit einem schwächeren Wochenstart. Wirtschaftsdaten aus China enttäuschen heute: Zahlen zu Einzelhandelsumsätzen und Industrieproduktion im Juli blieben hinter den Erwartungen zurück und schüren Sorgen um eine nachlassende Wirtschaftsdynamik.
Dazu kommen andere Belastungsfaktoren: "Die Reduzierung der Wertpapierkäufe ("Tapering") durch die US-Notenbank, Corona-Unsicherheiten und weltweit steigende Produktionskosten dämpfen die Perspektiven der Aktienmärkte", bemerkt Carsten Mumm von Donner & Reuschel. Die Bank geht davon aus, dass die US-Notenbank aufgrund der Inflationsdynamik und der Verbesserungen am Arbeitsmarkt den Beginn des Tapering ankündigen wird - noch im August auf dem internationalen Notenbankertreffen in Jackson Hole oder spätestens im September, vermutlich für das vierte Quartal. "Dennoch bleiben die Perspektiven aufgrund fehlender verzinslicher Anlagealternativen und eines grundsätzlich dynamischen Aufschwungs moderat positiv."
Der DAX war am Freitag auf ein neues Allzeithoch von 16.030 Punkten geklettert, schloss die Woche aber etwas tiefer bei 15.974 Zählern. Am Montagmorgen liegt der DAX tiefer bei 15.920 Punkten.
"Nur kurzfristig Gewinnmitnahmen"
Für die DekaBank sind die Quartalszahlen der Unternehmen "außerordentlich stark" ausgefallen. Die schon vorab spürbar angehobenen Gewinnschätzungen seien nochmals übertroffen worden. Auch die Ausblicke der Unternehmen seien positiv, so dass mit weiteren Anhebungen der Gewinnschätzungen zu rechnen sei - wenn auch in geringerem Ausmaß und Tempo, auch wegen Lieferengpässen. "Diese Kombination könnten einige Anleger im August und September nutzen, um Gewinne mitzunehmen", heißt es. Weit würden diese Gewinnmitnahmen aber nicht tragen, denn das fundamentale Umfeld sei intakt. "Außerdem werden die Unternehmen im zweiten Halbjahr sehr gute Unternehmenszahlen berichten, die Bewertungen sind kein Störfaktor und die EZB bleibt stark expansiv." Die Bank rechnet in zwölf Monaten mit einem DAX von 16.700 Punkten.
Schon hohe Bewertungen?
Die Commerzbank erwartet weiterhin einen Seitwärtstrend des DAX zwischen 14.000 und 16.000 Punkten bis zum Jahresende. Insbesondere das zuletzt weltweit wieder rückläufige Geldmengenwachstum - etwa in China - bereite Bauchschmerzen. Zudem seien die Inflationserwartungen in den USA, die im Juni und Juli leicht gefallen waren, zuletzt wieder gestiegen. "Die Aktienmärkte bewegen sich damit in einer Phase, in der die US-Notenbank erstmals wieder weniger expansiv werden wird." Und schließlich signalisierten Bewertungskennzahlen, dass die Aktienmärkte eine Verschnaufpause benötigten. "So liegt das Kurs-Buchwert-Verhältnis des DAX mit 1,72 mittlerweile 12 Prozent über dem Zehnjahresdurchschnitt von 1,53."
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Montag, 16. August
4.00 Uhr. China: Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze Juli.
Dienstag, 17. August
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze Juli. Die Voraussetzungen für einen Anstieg sind dank der Arbeitsmarktverfassung sehr gut, meint die DekaBank. Allerdings seien die Umsätze auch durch die staatlichen Ausgabenprogramme übertrieben hoch. Da dieser Effekt beständig abnehme, könnten die Umsätze kaum noch steigen. Das werde sich auch im Juli zeigen.
15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion Juli. Am Markt erwartet wird ein Plus von 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat.
Mittwoch, 18. August
20.00 Uhr. USA: Protokoll der Notenbanksitzung vom 27./28. Juli. Das Sitzungsprotokoll der Fed wird laut DekaBank weiteren Aufschluss über die Mehrheitsverhältnisse innerhalb des Entscheidungsgremiums liefern. Die jüngsten Kommentare deuteten an, dass sich eine Minderheit bereits für den nächsten Zinsentscheid im September eine Reduzierung der Anleiheläufe wünsche. Die Deka rechnet mit der Entscheidung aber erst im Dezember.
von: Anna-Maria Borse 16. August 2021, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)