Axel Retz-Kolumne

Jetzt fallen viele Würfel

02.09.13 09:33 Uhr

Jetzt fallen viele Würfel | finanzen.net

Hier ist sie also, meine erste Kolumne für www.finanzen.net, die ab sofort immer montags erscheinen wird.

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Einen besseren Zeitpunkt für den Start hätte ich mir gar nicht wünschen können. Denn die Märkte signalisieren mögliche, bedeutende Richtungswechsel.

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DAX: Fünf vor Zwölf

Wer sich vom Tagesgeschehen der einen oder anderen Art nicht den Blick auf das Wesentliche verstellen lassen will, der hat nun allen Grund, seine Strategie kurzfristig einmal zu überdenken und doch täglich einmal auf den DAX zu schauen. Den Anlass dafür sehen Sie im abgebildeten Chart, der den deutschen Aktienindex auf Basis der Monatsschlusskurse abbildet und daher gerade erst am vergangenen Freitag neu aktualisiert werden konnte.

Der KAMA-Indikator in seiner Standardeinstellung verläuft aktuell bei 7.983 Punkten und damit nur noch knapp 1,5 Prozent unterhalb des Schlusskurses vom Freitag. D. h.: Wir sind nur noch einen Tick weit von einem neuen, dann auch mittelfristig relevanten Verkaufssignal entfernt. Wie Sie sehen, lassen sich mit diesem Indikator alle, wirklich alle großen Trends des DAX einfangen. Natürlich nicht genau an den Tiefs oder den Hochs, aber bei Bewegungen von einigen tausend Punkten ist das auch gar nicht nötig.

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Die Schuld für die jetzt recht zugespitzt wirkende Lage trägt nicht der Syrienkonflikt. Ein Indikator liest und hört keine Nachrichten, er spiegelt nur die technische Verfassung eines Marktes wieder. Der wahrscheinlichste Grund für die erhöhte Risikokonstellation beim DAX liegt ganz wo anders. Und das sehen wir uns jetzt einmal an.

Zinsen: Die Wende hat begonnen

Während an den Märkten immer noch leidenschaftlich darüber diskutiert wird, wann die FED denn nun mit dem Ausstieg aus ihrem Anleihekaufprogramm beginnt, hat die Zinswende in aller Stille bereits begonnen. So ist die sgn. Umlaufrendite seit Anfang Mai von 0,98 auf jetzt 1,52 Prozent gestiegen, in den USA sprang der Zinssatz für zehnjährige T-Bonds im gleichen Zeitraum von 1,6 auf 2,86 Prozent. Einen derartig deutlichen Anstieg in so kurzer Zeit hat es in diesem Jahrhundert noch nicht gegeben. Die Folge sehen Sie hier:

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Der für einen meiner Briefe entwickelte Trendindikator wechselte beim Bund-Future vor zwei Wochen beim auf die Verkaufsseite. Natürlich ist es wahrscheinlich, dass eine evtl. Eskalation der Geschehnisse im Nahen Osten den üblichen Fluchtreflex heraus aus Aktien und hinein in „sichere“ Renten auslösen würde, am großen Bild ändert sich damit aber nichts. 1987 war es unter anderem der Zinsanstieg, der den Oktobercrash am Aktienmarkt auslöste. Anders als damals haben wir es heute aber mit einem durch und durch „manipulierten“ Rentenmarkt zu tun, der spätestens seit der Jahreswende 2008/2009 der Steuerungsfunktion für die Volkswirtschaften beraubt wurde. Die Risiken einer „Überreaktion“ der Börsen auf das Ende der monetären Füllhornpolitik dürften daher heute ungleich höher sein als damals, zumal sich die Weltwirtschaft (s. Baltic Dry-Index und HARPEX) jetzt in weitaus prekärerer Verfassung befinden als in offiziellen Statements unterstellt.

Gold: Spitz auf Knopf

Beeindruckender als die vor zwei Monaten begonnene Aufholjagd des Goldpreises war nur der vorherige Absturz. Wie bei den Edelmetallen gewohnt, ranken sich um die Gründe des dramatischen Einbruchs die wildesten Gerüchte. Und soll das egal sein und wir sollten uns darauf konzentrieren, die großen Trends frühzeitig zu erwischen.

Charttechnisch betrachtet, lässt sich die Gegenbewegung des Goldpreises nach oben bis jetzt als perfekte „Flagge“ interpretieren. Die Aussage ist einfach: Fällt der Kurs aus dieser Formation nach unten heraus, ist mit einer Wiederauflage des vorherigen Kurssturzes zu rechnen. Und bis jetzt steht mein KSB-Trendindikator, der uns frühzeitig den Ausstieg angezeigt hatte, unverändert auf der Shortseite. Das könnte sich jetzt allerdings bald ändern.

Denn was Sie im Chart sehen, ist der aktualisierte Stand der positiven Berater für Gold. Auch von dort hatten wir seinerzeit ein wunderbar klares Verkaufssignal bekommen, als die Ende 1987 begonnene, langfristige Aufwärtstrendlinie nach unten durchbrochen wurde. Wie Sie erkennen, ist dieser Stimmungsindikator am Freitag wieder punktgenau bis an diese Trendlinie nach oben hoch gelaufen. Kann der Kurs jetzt wieder über diese Gerade anziehen, ist das ein gutes Argument für die Erwartung weiterer Kursgewinne. So oder so dürfte es bei Gold jetzt um eine neue Chance gehen. Über die Richtung entscheidet entweder der Absturz aus der charttechnischen Flagge oder ein weiterer Anstieg der bullish gestimmten Gold-Analysten.

FAZIT: Dass so prominente Galionsfiguren der Börsen wie DAX (und auch Dow Jones), Gold und Rentenmärkte zur gleichen Zeit wichtige Trendwechselmarken anlaufen, ist ausgesprochen selten. Aber es macht Freude. Denn es verspricht neue, profitable Trends, die jetzt entscheidungsreif sind.

Der Verfasser ist seit über 30 Jahren an der Börse tätig und hat sich nach langen Jahren als Chefredakteur verschiedener Verlage 2007 mit den Webseiten www.private-profits.de und (neu) www.moneyversum.de selbständig gemacht. Motto: Selbst denken, nicht wiederkäuen. Machen, nicht quatschen.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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