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Kapitalmarktbrief 10/2015: "Kapitalerträge" - Laufender Ertrag dringend gesucht

02.10.15 09:50 Uhr

Kapitalmarktbrief 10/2015: "Kapitalerträge" - Laufender Ertrag dringend gesucht | finanzen.net

Auf unserem jüngsten Investment Forum in New York haben uns die ausführlichen Diskussionen mit internen und externen Vortragenden einmal mehr die weltweit bestehende Ungleichgewichte ins Bewusstsein gerufen, die für Risiken in allen Anlageklassen sorgen:

1. Eine der Hauptursachen für globale Ungleichgewichte ist die zur Stützung der Konjunktur weltweit gelockerte Geldpolitik. Die Leitzinsen in den entwickelten Ländern sind auf Rekordtiefstände gefallen. Dabei hat es seit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im Jahr 2008 insgesamt 550 Zinssenkungen gegeben. Der durchschnittliche globale Leitzins beträgt mit aktuell 2,3 % nur noch die Hälfte der Trendwachstumsrate des nominalen Bruttoinlandsprodukts (GDP).

2. Die niedrigen Finanzierungskosten haben in vielen Volkswirtschaften zu überhöhter Verschuldung geführt. Die Schuldenquoten befinden sich in den entwickelten Staaten nahe ihren historischen Höchstständen. In den Schwellenländern steigen sie im Bemühen, das gesunkene Produktivitätswachstums auszugleichen. Im Ergebnis ist die Welt heute stärker verschuldet als vor Ausbruch der globalen Finanzkrise.

3. Die weltweiten Ungleichgewichte auf Leistungsbilanzebene haben sich verringert, sind aber nicht verschwunden. Sie spiegeln die vor der Finanzkrise auf überhöhte Niveaus gestiegenen Staats- und Konsumausgaben in den entwickelten Ländern wider. ln den Emerging Markets, vor allem in China, sind die Leistungsbilanzüberschüsse im Jahr 2015 infolge nachlassender Importe wieder gestiegen.

4. Noch größer als vor der Finanzkrise sind die Ungleichgewichte bei den Bruttoanlageinvestitionen. Ihr Anteil an der globalen Wirtschaftsleistung liegt insgesamt auf dem höchsten Niveau der vergangenen 25 Jahre. Jedoch sind sie in den entwickelten Volkswirtschaften am Sinken, während sie in den Schwellenländern weiter steigen, da dort die privaten Konsumausgaben noch relativ niedrig und die Sparquoten hoch sind.

5. Das Produktivitätswachstum lässt weltweit nach. Seit der Finanzkrise sind in den entwickelten Ländern die Investitionsquoten sowie die Ausgaben für Forschung und Entwicklung niedrig, und die Zahl der Unternehmensneugründungen sinkt. Doch auch in den Emerging Markets hat sich das Produktivitätswachstum verlangsamt. Die aufstrebenden Volkswirtschaften sind reifer geworden und haben zunehmend in weniger produktive Bereiche wie zum Beispiel den Immobiliensektor investiert.

Fazit:

Das Marktumfeld dürfte - zumindest in den entwickelten Ländern - weiterhin von niedrigem Wirtschaftswachstum, niedriger Inflation und niedrigen Zinsen geprägt bleiben. Anleger haben daher keine andere Wahl, als Risiken einzugehen. Die Implikationen für die Geldanlage sind folgende: "Die durchschnittlichen Markterträge ("Beta?) werden voraussichtlich niedrig bleiben. Jedoch eröffnen stärkere Kursschwankungen zusätzliche Chancen zur Renditeerzielung durch aktives Management. Laufende Erträge sollten sich durch diversifizierte Anlagen in Aktien und Unternehmensanleihen sowie liquide und (soweit zulässig) illiquide alternative Anlagen erzielen lassen. Von Hans-Jörg Naumer, Global Head of Capital Markets & Thematic Research

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