Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Totgesagte leben länger

10.02.11 09:44 Uhr

Totgesagte leben länger | finanzen.net

Die Solarbranche in Deutschland steht seit rund drei Jahren unter schwerem Beschuss.

Etliche Experten sagen der Branche den Niedergang voraus: Die abzusehenden weiteren Kürzungen bei der Förderung sowie die immer stärkere Konkurrenz von den chinesischen Anbietern werde zu einem Massensterben der deutschen Unternehmen führen. Entsprechend stark sind die Aktienkurse der vorwiegend im TecDAX gelisteten Firmen in den vergangenen 36 Monaten unter Druck gekommen. Solarworld, eines der Vorzeigeunternehmen der Branche, notiert mehr als 80 Prozent unter dem Hoch. Bei Phoenix Solar beläuft sich das Minus auf rund 60 Prozent, Q-Cells sackten gar um mehr als 95 Prozent ab.

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Probleme unübersehbar

Die guten alten Zeiten, in denen dreistellige prozentuale Wachstumsraten und Margen von 20 Prozent und mehr drin waren, sind wohl für immer vorbei. Und man braucht sich nur den Geschäftsverlauf bei Q-Cells anschauen, um zu sehen, dass der Sektor tatsächlich eine Reihe an Problemen mit sich herumschleppt. Nach wie vor hängt die Zukunft von staatlichen Zuschüssen ab und die Billigkonkurrenz aus dem Land der Mitte darf sicher nicht unterschätzt werden. Aber es gab in den vergangenen Wochen auch einige positive Nachrichten. Die Eckdaten von Solarworld für 2010 lagen weit über den Erwartungen. Das Umsatzwachstum fiel mit 29 Prozent stark aus und die operative Marge erreichte satte 15 Prozent. Centrotherm meldete für das vierte Quartal einen sehr starken Auftragseingang. Und auch bei SMA Solar sieht es nicht so schlecht aus wie der Kursverlauf suggeriert: Der Vorstand befürchtet für 2011 zwar ein Umsatzminus, die operativen Renditen sollen aber bis zu 25 Prozent erreichen. Bei solchen Margen würden andere Firmenchefs jubeln.

Angst dominiert

Natürlich dominiert die Angst, dass der Branche das Schlimmste erst noch bevorsteht. Daher wird die Aktie von Q-Cells auch rund 30 Prozent unter Buchwert gehandelt, obwohl der Konzern im dritten Quartal eine operative Marge von gut neun Prozent geschafft hat. Charttechnisch sieht es bei den meisten Titeln noch düster aus und ob die jüngsten Kursgewinne bereits die Trendwende eingeläutet haben, lässt sich nicht sagen. Der totale Markteinbruch, der bei jeder außergewöhnlichen Förderungskürzung befürchtet wurde, ist bislang aber ausgeblieben. Totgesagte leben eben länger. Sicherlich sind Investments in die Solarbranche jetzt interessanter als vor drei Jahren, als alle Titel zu Horrorpreisen bewertet waren.

Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

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