Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Tolle Idee, aber …

25.08.11 12:29 Uhr

Tolle Idee, aber … | finanzen.net

Bei ihrem letzten Krisengipfel haben Kanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Sarkozy ...

... unter anderem die Einführung einer Steuer auf Finanztransaktionen ins Auge gefasst. Nach meinem Ermessen eine ausgezeichnete Idee - sofern sie richtig umgesetzt wird.

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Zwei Pluspunkte

Die Hauptfunktion von Steuern ist die Versorgung der Staatshaushalte mit Einnahmen. Alleine mit Devisen - dem nach Summe mit Abstand größten Finanzmarkt - werden derzeit geschätzt rund drei Billionen Dollar am Tag umgesetzt. Zusammen mit den anderen Finanzmärkten dürfte das weltweite Handelsvolumen im Jahr somit bei deutlich über einer Billiarde Dollar liegen. Selbst wenn die Staaten nur rund die Hälfte dieser Transaktionen erfassen können, würde sich das Einnahmepotenzial bei einem Steuersatz von 0,1 Prozent auf Atem beraubende 500 Milliarden Dollar belaufen. In Zeiten gigantischer Löcher in den Staatskassen wären diese Einnahmen bitter nötig. Ein zusätzlicher Pluspunkt ist die positive Lenkungsfunktion der Transaktionssteuer. Vor allem extrem spekulative Geschäfte, die über einen hohen Kredithebel laufen und damit potenziell krisenverursachend sind, lohnen sich durch die Steuer weniger und dürften teilweise unterbleiben. Die Spekulation würde zurückgedrängt, das Finanzsystem insgesamt stabiler.

Gefährlicher Alleingang

Einen Fehler sollten die EU-Länder aber nicht machen: Einen Alleingang.
Geld ist extrem flüchtig. Sofern die auch als Tobin-Steuer bekannte Abgabe nur in Europa gilt, werden die spekulativen Geschäfte eben in Amerika oder Asien abgewickelt. Die Steuer bliebe als zusätzliche Belastung an den Kleinanlegern hängen, die damit weiter aus Aktien vergrault würden. Allerdings sind die Chancen auf eine weltweite Einigung günstiger als je zuvor: Nahezu allen Industrieländern - und vor allen den angelsächsischen Ländern, die sich traditionell gegen steuerliche Eingriffe ins Finanzsystem sträuben - steht finanziell das Wasser bis zum Hals, die Finanzsysteme weltweit befinden sich nahe am Abgrund. Die weltweite Ächtung von FCKW vor einigen Jahren zeigt, dass die internationale Gemeinschaft durchaus gemeinsame Beschlüsse durchsetzen kann, wenn es brennt.

Fazit

Eine weltweite Einführung der Transaktionssteuer bei gleichzeitiger Verhinderung von Euro-Bonds würde wieder etwas Hoffnung in die ziemlich ausweglose Situation an den Finanzmärkten bringen.

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Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

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