Sturz ohne Folgen

Nun sind die Amerikaner also doch von der Fiskalklippe gesprungen.
Nachdem sich die Demokraten und Republikaner bis zu dem auf den 01. März verschobenen Stichtag nicht einigen konnten, treten automatisch Haushaltskürzungen in Kraft. Insgesamt soll so das Staatsbudget bis ins Jahr 2021 um 1,2 Billionen Dollar eingedampft werden, davon 85 Milliarden Dollar in den nächsten sieben Monaten. Die Kürzungen erfolgen nach dem Rasenmäher-Prinzip und betreffen nahezu alle Ressorts. Besonders betroffen dürften so die Schwächsten der Gesellschaft sein, weil auch Etats für die Förderung von Arbeitslosen, Unterstützung für Obdachlose oder Programme zur Vermeidung von Mangelernährung von den Kürzungen nicht ausgenommen werden.
Ungerechte Einsparungen
In den vergangenen fünf Jahren haben die USA jeweils ein Haushaltsloch von über einer Billion Dollar hinnehmen müssen. Die Defizitquote lag damit im Bereich von sechs Prozent, ein Trend der nicht lange durchzuhalten ist. Eine Begrenzung der Schuldenpolitik war unumgänglich. Allerdings gebe ich Barrack Obama recht, wenn er die Einschnitte als „dumm und willkürlich“ bezeichnet. Die Schere zwischen reich und arm ist in den Vereinigten Staaten schon jetzt enorm und dürfte sich durch die Anwendung der Rasenmäher-Methode weiter vergrößern. Das Stopfen von Steuerschlupflöchern und eine dezente Anhebung der (im Vergleich zu Europa niedrigen) Steuerquote für Besserverdiener wäre weit gerechter gewesen.
Neue Rezession?
Auf den ersten Blick hat die US-Wirtschaft schon im vierten Quartal faktisch stagniert. Die zusätzlichen Einsparungen machen rund 0,5 Prozent des BIPs aus und sollen bis zu 750.000 Arbeitsplätze kosten. Dennoch sind Ökonomen zuversichtlich, dass die USA von einer erneuten Rezession verschont bleiben. Eine realistische Einschätzung, weil das BIP zuletzt durch Veränderungen bei den Vorräten deutlich nach unten verzerrt war und der Wachstumstrend der Wirtschaft deutlich höher ist als im BIP ausgewiesen. Ein Dämpfer für die Konjunkturhoffnungen ergibt sich durch die Einschnitte aber allemal. Die Börsen haben dennoch gelassen reagiert, der Dow Jones markierte am Dienstag sogar ein Allzeithoch. Die Logik dahinter: Spart der Staat, dürfte die Federal Reserve die Belastungen durch eine anhaltend laxe Geldpolitik auffangen. Und die hohe Liquidität ist seit Jahren einer der Haupttreiber der Börsen.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de
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