Mit dem Schlimmsten rechnen

Die Notenbanken - und allen voran die Federal Reserve - haben sich in den letzten Jahrzehnten ...
... vollständig dem Diktat der Wirtschaft unterworfen. Angefangen beim Crash 1987 haben die vermeintlichen Währungshüter immer wieder Maßnahmen ergriffen, um die Wirtschaft auf Trab zu halten oder zumindest einen schlimmen Einbruch zu verhindern. In den USA gab es dazu vor allem ein Mittel: Die Konsumenten mussten einkaufen - koste es, was es wolle. Damit wurden aber nie die wahren Ursachen der Malaise (nämlich die zu geringe Industrieproduktion in den USA) angepackt, sondern an Symptomen herumgedoktert. Man lockte Bürger ins Kaufhaus, die sich ihre Ausgaben eigentlich nicht leisten konnten.
Härtere Maßnahmen
Damit wurde in den USA bereits 1987 der Weg einer soliden Geldpolitik verlassen. Durch billiges Geld konnten die Probleme aber nicht gelöst werden, stattdessen türmen sie sich immer höher auf. Entsprechend muss die Federal Reserve zu immer härteren Maßnahmen greifen, um eine totalen Zusammenbruch zu vermeiden. Nach 1987 konnten die Leitzinsen noch einmal kräftig angehoben werden, die Konjunktur lief trotzdem wie geschmiert. Dann kam aber der Technologiecrash nach der Jahrtausendwende, den die US-Notenbank mit einer massiven Zinssenkung auf ein Prozent beantwortete und damit den Grundstein für den Immobilienboom legte. Als dieser zusammenbrach, reichte nicht einmal eine Zinssenkung auf Null Prozent aus, um die Wirtschaft am Leben zu halten. Zusätzlich müssen aktuell Billionensummen ins System gepumpt werden, um einen Totalabsturz zu verhindern.
Was kommt dann?
Die steigenden Aktienkurse suggerieren, dass es der Federal Reserve noch einmal gelingen könnte, das System zu retten. Aber für etliche Experten ist klar, dass der Preis dafür hoch ist. Die massiven liquiden Mittel dürften nicht ohne Probleme wieder einzusammeln sein und neue Asset-Preis-Blasen auslösen. Wenn diese dann platzen, dürfte die nächste Krise - wie gehabt - die vorherige noch einmal an Kraft überbieten. Und spätestens dann stellt sich die Frage, welche Pfeile die Federal Reserve noch im Köcher hat. Das bekannte Arsenal an Mitteln zur Krisenbekämpfung ist aufgebraucht. Tauchen die nächsten Probleme auf, müssen die Anleger mit dem Schlimmsten rechnen.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de
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