Lob an Kanzlerin Merkel

In den vergangenen Monaten hat Kanzlerin Merkel für ihre harte Haltung in der Euro-Krise heftige Kritik einstecken müssen.
Nicht nur unsere europäischen Partner, auch die Opposition im eigenen Land prügelte auf sie ein. Auch ich habe an dieser Stelle mehrfach die zögerliche Vorgehensweise gescholten. Daher ist es jetzt an der Zeit, unserer Kanzlerin einmal ein Lob auszusprechen. Entgegen meiner Befürchtungen hat sie nämlich (zumindest bislang) durchgehalten und ist im Fall der Euro-Bonds nicht umgekippt. Damit hat sie elementare deutsche Interessen verteidigt. Und das mit vollem Recht!
Über die Verhältnisse gelebt
Die Forderungen der anderen Euro-Länder nach einer Einführung von gemeinsamen Anleihen sind zwar aus deren Sicht nachvollziehbar. Die Begründung mit den enormen Vorteilen, die Deutschland angeblich aus der gemeinschaftlichen Währung zieht, ist aber nicht haltbar. Bei der Einführung des Euro gewannen erst einmal die Südstaaten, die trotz einer damals schon wenig soliden Finanzpolitik von der Angleichung der Zinsen im gesamten Währungsraum profitierten. Die Südschiene hat den sich daraus ergebenden Verschuldungsspielraum genutzt und erlebte einen enormen Immobilien- und Wirtschaftsboom. Fast ein Jahrzehnt lang lebten die Südländer weit über ihren Verhältnissen. Die dabei aufgebauten Schulden sind jetzt eine schwere Bürde. Deutschland büßte bei der Einführung dagegen seinen durch jahrzehntelange solide Finanzpolitik gewonnen Zinsvorteil ein. Jahrelang galt die Bundesrepublik als kranker Mann Europas. Harte Reformen (Hartz 4) sowie die Lohnzurückhaltung der Arbeitnehmer haben zwar die Binnenwirtschaft belastet, das Land im internationalen Vergleich aber in eine führende Position gebracht.
Opposition auf dem Irrweg
Den durch die Entbehrungen gewonnen Vorteil jetzt über Geldtransfers dauerhaft in die Südländer zu schieben, wäre eine Ohrfeige für die hiesigen Arbeitnehmer. Vielmehr gilt es, die Wettbewerbsunterschiede über die nächsten Jahre wieder zu reduzieren. Die Südländer müssen Reformen angehen und lieb gewonnene Annehmlichkeiten beschneiden. Die deutschen Arbeitnehmer dürfen dagegen auf überdurchschnittlich steigende Löhne hoffen. Dass ausgerechnet die Sozialdemokraten die Einführung von Euro-Bonds fordern und diesen Trumpf für ihre ureigene Klientel aus der Hand geben wollen, spricht dafür, dass die Genossen die komplizierten Zusammenhänge der Finanzkrise nicht verstanden haben.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de
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