Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Keine Rettung für Griechenland

06.10.11 12:18 Uhr

Keine Rettung für Griechenland | finanzen.net

Im Zusammenhang mit den milliardenschweren Hilfspaketen für Griechenland beschwört Kanzlerin Merkel ...

... regelmäßig die Solidarität, die innerhalb der Währungsunion nötig sei. Solche Aussagen grenzen an Volksverdummung, weil das Geld überhaupt nicht bei den Hellenen ankommt, sondern direkt in die Taschen der Banken und Versicherungen wandert. Wenn die 110 Milliarden Euro aus dem ersten Paket an die griechische Bevölkerung geflossen wäre, würde diese bestimmt nicht vor dem Parlament skandieren, sonder weiter gemütlich am Strand liegen und Ouzo schlürfen.

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Wer wird gerettet?

Es ist absurd, von einer Rettung Griechenlands zu sprechen. Das Land steckt seit 2009 in einer tiefen Rezession. Nach einem BIP-Einbruch von 4,5 Prozent im vergangenen Jahr rechnet die Regierung für 2011 mit einem weiteren Absturz um 5,5 Prozent. 2012 dürfte es erneut ein Minus geben. Wer überhaupt noch Arbeit hat, muss mit Lohnkürzungen rechnen. Dazu kommt auf die Einwohner eine Vielzahl an neuen Steuern zu. Sofern alles nach den Plänen der EU und des IWF läuft, wird das Land nach Vollzug aller Sparmaßnahmen immer noch auf einem gigantischen Schuldenberg sitzen, der keine Luft zum Atmen lässt. Eine Chance auf eine Genesung besteht damit nicht, die Verzweiflung der Bürger ist verständlich.

Die wahren Profiteure

Die Solidarität der Politiker gilt vielmehr den europäischen Finanzhäusern. Da Anleihen von vergleichsweise sicheren Ländern (etwa Deutschland) kaum noch Renditen boten, hat man sich in den vergangenen Jahren mit riskanteren Titeln eingedeckt. Die verlieren jetzt aber massiv an Wert (griechische Anleihen inzwischen rund 60 Prozent). Da das Finanzsystem ohnehin noch angeschlagen ist, würden die nötigen Abschreibungen den Kollaps bedeuten. Also schippt die EU eifrig Geld nach Griechenland, dass dann wieder bei den Zocker-Banken landet. Fair ist das nicht, weil der deutsche Steuerzahler dafür gerade stehen muss und nichts im Gegenzug erhält. Warum lässt man Griechenland nicht pleite gehen und gibt das Geld gegen eine Beteiligung an die Finanzhäuser. Die Bewertungen sind derzeit nicht hoch, so dass bei einem späteren Verkauf der Anteile vielleicht sogar ein Gewinn drin wäre. Das Geld für Athen ist dagegen fast sicher futsch. In Anbetracht dieser offensichtlichen Verschleuderung deutscher Steuergelder müsste eigentlich auch die hiesige Bevölkerung vor dem Parlament demonstrieren.

Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

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