Kein Hindernis

Von seinem Tief im März 2009 hat sich der DAX inzwischen mehr als verdoppelt.
Man würde vermuten, dass damit aus Bewertungssicht das Potenzial ausgeschöpft ist und Aktien teuer sind. Allerdings waren die Kurse im Zuge der Finanzkrise auch extrem abgestürzt. Zum Höhepunkt der Krise notierten viele Blue Chips deutlich unter ihrem Buchwert, was ein klares Zeichen für eine Unterbewertung ist. Dazu haben sich die Gewinne der Unternehmen (zusammen mit der Konjunktur) weit schneller erholt, als das Gros der Analysten je für möglich gehalten hat.
Die aktuelle Lage
Die starke Unternehmensentwicklung zeigt sich bei den US-Unternehmen, wo die Berichtssaison schon weiter fortgeschritten ist. Die Blue Chips aus dem Dow Jones schicken sich an, mit rund 78 Milliarden Euro im vierten Quartal einen neuen Ergebnisrekord aufzustellen (die Daten von drei Firmen fehlen noch). Selbst nach den kräftigen Kursgewinnen liegt das KGV für den Index für 2010 nur bei 13,2. In den vergangenen zehn Jahren lag der Schnitt mit gut 15 um einiges höher. Dazu gehen die Analysten für 2011 von zusätzlichen Ergebnissteigerungen aus, so dass die Gewinnvielfachen weiter sinken. Sehr gut auch die Lage im DAX. Obwohl erst sechs Unternehmen ihre Zahlen präsentiert haben, lässt sich schon jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein neuer Umsatzrekord prognostizieren. Da auch die Margen gut liegen, rechnen wir im Jahresvergleich erneut mit einer deutlichen Ergebnisverbesserung. Unter dem Strich dürften in 2010 rund 60 Milliarden Euro hängen bleiben. Macht aktuell ein Index-KGV von 14. Hält der Konjunkturaufschwung an, wird die Bewertungskennziffer weiter sinken. Auch beim DAX sind historisch Gewinnvielfache im Bereich von 15 üblich.
Überdurchschnittliches KBV
Der Unterbewertung beim KGV steht eine im historischen Vergleich leicht erhöhte Bewertung des Kurs-Buchwert-Verhältnisses (KBV) im DAX gegenüber. Aktuell liegt diese Kennziffer mit 1,63 über dem Schnitt der vergangenen Jahre von rund 1,5. Echte Schnäppchen sind Aktien also nicht mehr. Grund zur Sorge besteht aber nicht. Kritisch wird das KBV erst, wenn die Schwelle von 1,8 überschritten wird. Das wäre im Bereich des DAX-Allzeithochs der Fall. Aber selbst dann kann es noch weiter aufwärts gehen. Mitte 2007 erreichte das KBV kurzfristig sogar mehr als 2 - ehe der Index abstürzte. Derzeit sollten die Bewertungen noch kein Hindernis für einen weiteren Anstieg der Aktienmärkte sein.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de
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