In der Zwickmühle

Spätestens seit der Jahrtausendwende hangeln sich die Finanzmärkte von einer Krise zur nächsten.
Dazwischen gibt es immer wieder Phasen, in denen man glaubt, das Schlimmste sei überstanden. Auf das Platzen der New-Economy-Blase reagierten die Notenbanken mit Zinssenkungen. Die Märkte erholten sich - gleichzeitig schossen die Immobilienpreise in die Höhe. Als hier Luft abgelassen wurde, wankte das gesamte Finanzsystem.
Zusätzlich zu rekordtiefen Zinsen pumpten die Zentralbanken reichlich Liquidität in den Markt, um einen Absturz zu verhindern. Und auch dieses Mal folgte die Erholung: Die Börsen befinden sich seit fünf Jahren im Aufschwung, die wichtigsten Indizes stehen auf oder nahe ihrer Rekordhochs.
Mega-Blase
Besonders stark profitieren aber die Rentenmärkte. Halbwegs vertrauenswürdige Schuldner wie die USA, die Bundesrepublik oder die Schweiz zahlen kaum noch Zinsen für ihre Anleihen. Das erschreckende: Pleitegeier wie Portugal, Italien oder das wirtschaftlich angeschlagene Frankreich müssen für ihre Schuldscheine nur wenig mehr Rendite bieten.
Dasselbe gilt für den Unternehmenssektor: Die Anleger reißen derzeit auch finanziell schwach aufgestellten Firmen ihre Anleihen aus den Händen. Dank der Politik der Notenbanken hat sich am Rentenmarkt die wohl größte Blase gebildet, die es in der Historie der Finanzmärkte je gegeben hat.
Pest oder Cholera
Die Notenbanken beeinflussen die Rentenmärkte schon heute massiv und werden bemüht sein, die Luft aus dieser Blase gemächlich abzulassen. So lange die Inflation nicht anzieht, halten sich die Probleme in Grenzen.
Sollten die Preise aber steigen (in den USA gibt es erste Anzeichen dafür), wird es schwierig. Denn dann bleibt nur die Wahl zwischen Pest und Cholera: Bei Fortführung der Niedrigszinspolitik droht ein unkontrollierbarer Preisanstieg, andernfalls ein Crash am Anleihemarkt mit äußerst unangenehmen Folgen für den ohnehin noch angeschlagenen Finanzsektor. Bei diesen Perspektiven ist ein Blick auf Edelmetalle sicher kein Fehler. Diese Asset-Klasse hat zuletzt eher schlecht abgeschnitten und steht daher nicht im Verdacht, überbewertet zu sein.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de
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