Hirn einschalten

In der vergangenen Woche hat der Windkraftfinanzierer Prokon Insolvenz angemeldet und damit bei seinen Investoren für Unruhe gesorgt.
Diese haben insgesamt 1,4 Milliarden Euro in die Genussrechte des Konzerns gesteckt und müssen nun um ihr Geld bangen. Das Medienecho war groß.
Entsprechend zügig gab es Forderungen aus der Politik, den Anlegerschutz weiter zu verschärfen, um solche Fälle künftig zu verhindern. Dabei sind die Fehler nicht alleine beim Management von Prokon zu suchen. Die Anleger müssen sich auch an die eigene Nase fassen.
Mangelende Transparenz
Wahrscheinlich hat fast jeder Bundesbürger schon Postwurfsendungen von Prokon erhalten, in denen hohe Renditen versprochen wurden. Das Geschäftsmodell klang plausibel: Durch die garantierte Abnahme des Windstroms zu festen Preisen sollten die üppigen Zinsen gezahlt werden.
Insgesamt haben sich von den Versprechungen 75.000 Investoren ködern lassen. Die wenigsten dürften gewusst haben, was Genussrechte eigentlich sind und welche Risiken sie bergen. Noch weniger dürften geprüft haben, in was für eine Firma ihr Geld denn fließt. Ich habe selbst einmal versucht, nähere Informationen zu Prokon zu beschaffen. Belastbares Material wie aktuelle Bilanzen oder Gewinn- und Verlustrechnungen waren aber zumindest über die Webseite nicht aufzutreiben. Für Investoren sollte diese fehlende Transparenz Abschreckung genug sein. Wer sein Geld in Unternehmen steckt, ohne brauchbare Informationen zur Geschäftsentwicklung und Finanzlage zu fordern, darf sich am Ende nicht beklagen, wenn die Investition Verluste bringt.
Gesetze machtlos
Der Fall Prokon zeigt einmal mehr, dass die Deutschen zwar Willens sind, für den Kauf eines Neuwagens wochenlang von einem Autohaus zum nächsten zu rennen, allerdings keine Lust haben, sich ernsthaft und mit der ausreichenden Zeit um ihre Geldgeschäfte oder gar eine vernünftige Altersvorsorge zu kümmern. Schwarzen Schafen wird es damit leicht gemacht. Dabei reicht oft schon der gesunde Menschenverstand, um windige Angebote zu enttarnen. Allerdings ist die Gier manchmal größer als der Verstand. Und dann hilft auch die Politik nicht weiter: Gegen Leichtsinn und Unvermögen sind auch die schärfsten Gesetze machtlos.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global
Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf
deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und
bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes
deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter
www.aktien-strategie.de
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.