Heißer Herbst

„Die europäische Schuldenkrise ist nicht vorbei“, ...
... so Thomas Mayer, Chefvolkswirt der Deutschen Bank in einem Interview, das er kürzlich dem Handelsblatt gab. Der Ökonom begründet seine skeptische Einschätzung zur aktuellen Marktlage mit anhaltenden fiskalischen Problemen in einigen Ländern wie Spanien, Portugal und Irland. Mayer hält das Risiko für hoch, dass einer dieser drei Staaten zu einem Problemfall werden und dem Euro-Rettungsfonds in den Schoss fallen könnte. „Wir müssen uns auf einen heißen Herbst einstellen“, so das Fazit des Deutsch-Bankers.
Ruhe vor dem Sturm?
Zuletzt haben die Anleger die konjunkturellen Schwierigkeiten der USA in den Mittelpunkt gestellt, die Probleme in der Euro-Zone verschwanden von der Agenda. So konnte der Euro einen Teil seines vorhergehenden Einbruchs aufholen. Die Auktionen für Staatsanleihen gingen auch bei den europäischen Defizitsündern zu verbesserten Bedingungen durch, weil sich die Investoren auf den vermeintlich sicheren Rentenmarkt stürzten. Die Sorgen um eine neuerliche Konjunkturschwäche hatte die Renditen der Bundesanleihen in den letzten Wochen auf historische Tiefs gedrückt. Die finanziellen Probleme werden aber nicht kleiner: Die Griechen reduzieren ihre Defizitquote zwar, häufen aber dennoch weitere Kredite auf den ohnehin schon riesigen Schuldenberg – und das in einer schrumpfenden Wirtschaft. Die Misere ist dermaßen gewaltig, dass wir früher oder später wohl kaum um eine Umschuldung, inklusive einer Streichung von Schulden, herumkommen. Fraglich ist einzig der Zeitpunkt: Weiß der Chefvolkswirt der Deutschen Bank da etwa mehr?
Neue Abschreibungswelle
Die Finanzinstitute sind in großem Stil in Anleihen auch aus Problemländern investiert. Bei einer Umschuldung käme auf die ohnehin angezählte Branche eine weitere Abschreibungswelle zu. Die Aktie der Deutschen Bank hat den jüngsten Anstieg des Gesamtmarkts bereits verschlafen. Zufall oder ein erster Hinweise für nahende Probleme? Neue Abschreibungen im Finanzsektor würden aber die Gesamtwirtschaft kaum verschonen und auch die Börsen massiv belasten. Es ist daher nach wie vor ratsam, bei Investitionen vorsichtig vorzugehen und sich etwas Cash zurückzuhalten oder aber bestehende Positionen mit Optionsscheinen nach unten abzusichern.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de
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