Ende des Booms

Die Konjunkturforscher sind sich einig:
Der Wirtschaftsboom in Deutschland, der die Finanzkrise in Rekordzeit vergessen gemacht hat, wird in 2012 auslaufen. Nach einem kräftigen Plus von etwa 3,5 Prozent im laufenden Jahr soll das BIP-Wachstum dann auf 1,5 bis 2,0 Prozent schrumpfen. Auch wenn die Zeiten des Überschwangs vorbei sind, ein Wachstum von knapp zwei Prozent wäre nicht schlecht - sofern die Prognose erreicht wird. In den vergangenen Jahren lagen die Konjunkturforscher mit ihren Schätzungen leider nicht gut: Weder die Finanzkrise, noch den folgenden kräftigen Aufschwung sagten die Experten treffend vorher. Und auch jetzt verweisen sie auf die Vielzahl von Risiken, die die Vorhersage erschweren: So etwa die Schuldenkrise in Europa, eine neue Konjunkturflaute in den USA, dazu die Unruhen in Nahost und Afrika. Für die Aktienmärkte kommen daher zwei Szenarien in Betracht.
Szenario 1
Sofern die Analysen dieses Mal richtig liegen und die deutsche Wirtschaft ihren Wachstumskurs im kommenden Jahr in gemäßigten Tempo fortsetzt, wäre bei den Unternehmensgewinnen noch einmal ein Plus drin. Die DAX-Unternehmen dürften schon 2011 rund 70 Milliarden Euro bei den Nettogewinnen erreichen. Der Rekord aus 2007, als unter dem Strich 78 Milliarden Euro hängen blieben, würde in greifbare Nähe rücken. Da die Bewertungen bei Aktien schon jetzt unter dem historischen Schnitt liegen, würden weitere Verbesserungen bei der Gewinnsituation die Grundlage für steigende Kurse bieten. Liegen die Konjunkturexperten richtig, wäre ein neues Allzeithoch im DAX wohl nur eine Frage der Zeit.
Szenario 2
Kommt dagegen eine der erwähnten Krisen (oder ein neues, bislang nicht bekanntes Problem) zum Tragen, werden die BIP-Prognosen zur Makulatur und eine Einschätzung zur weiteren Kursentwicklung an den Börsen schwierig. Positiv ist die erwähnte unterdurchschnittliche Bewertung.
Teilweise sind die vorhandenen Risiken in den Kursen eingepreist. Dazu ist die Liquidität im Markt nach wie vor hoch und aus aktueller Sicht scheinen Aktien im Vergleich zu Anleihen das kleinere Übel. Auch die Notenbanken dürften bei neuerlichen Verwerfungen an den Märkten wieder stützend eingreifen und so Schlimmeres zu verhindern versuchen. Ein Absturz bei den Kursen wie 2008 ist daher aktuell eher unwahrscheinlich.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global
Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf
deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und
bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes
deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter
www.aktien-strategie.de
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