Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Eigennützige Kritik

24.04.14 09:39 Uhr

Eigennützige Kritik | finanzen.net

In den USA ist die Berichtssaison für das erste Quartal bereits in vollem Gange.

In den nächsten Wochen werden auch die deutschen Unternehmen verstärkt einen Einblick in den aktuellen Geschäftsverlauf geben. Obwohl diese quartalsweise Berichterstattung bereits seit Jahren etabliert ist, gibt es nach wie vor Kritik daran. Vor allem aus den Reihen von Fonds wird gerne behauptet, dass die vierteljährlichen Veröffentlichungen eher Verwirrung stiften als Informationen bieten. Die deutsche Börse tut aber gut daran, an der Pflicht für Unternehmen zu regelmäßigen Informationen über den Geschäftsverlauf festzuhalten. Denn die kritischen Stimmen aus den Reihen der Institutionellen sind nicht ganz uneigennützig.

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Der informierte Eigner

Wer Aktien kauft, wird zum Miteigentümer eines Unternehmens. Der Vorstand ist Angestellter und sollte alle Eigentümer gleichmäßig mit Informationen versorgen. Von der Börse ist das mit der adhoc-Pflicht und den Quartalsberichten auch entsprechend geregelt. Die Realität sieht natürlich anders aus. Sucht ein institutioneller Investor, der ein milliardenschweres Vermögen verwaltet, das Gespräch mit einem Konzern, wird sich der Vorstandschef persönlich das ein oder andere Stündchen Zeit nehmen. Ruft dagegen ein "Normalanleger" bei Daimler an, wird er kaum Chancen auf eine paar persönliche Worte mit Herrn Zetsche haben.

Während die Institutionellen ihre Informationen also auch in direktem Kontakt zu den Unternehmen beziehen können, ist der Kleinanleger auf die regelmäßigen Veröffentlichungen angewiesen. Pressemeldungen oder gar Quartalsberichte einzusparen, würde so den Informationsvorsprung der Großinvestoren zusätzlich erhöhen. Da ist es kein Wunder, dass aus diesen Reihen immer wieder Kritik an den Veröffentlichungen geäußert wird.

Kritik nicht angebracht

Überhaupt nicht nachvollziehbar ist die Kritik, dass durch die Quartalszahlen der Blick auf langfristige Unternehmensstrategien verloren gehe und stattdessen unnötige Kursturbulenzen ausgelöst würden.

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Eine langfristige Anlagestrategie wird durch zusätzliche Geschäftsberichte nicht gestört und gerade durch die regelmäßigen Veröffentlichungen gelingt es den Anlegern recht gut, die Entwicklung einer Firma einzuschätzen. In früheren Zeiten, als nur einmal im Jahr berichtet wurde, bewegten sich die Anleger dagegen über viele Monate im Blindflug. Entsprechend groß war das Risiko für Planabweichungen mit entsprechenden Kursschocks.

Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

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