Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Drei Lösungswege aus der Krise

08.12.11 14:42 Uhr

Drei Lösungswege aus der Krise | finanzen.net

Am Freitag findet der x-te EU-Gipfel in diesem Jahr statt.

Die Börse hofft darauf, dass man Wege findet, die Probleme in die Zukunft zu verschieben (etwa durch Gelddrucken). Eine Lösung dürfen die Bürger nicht erwarten. Das grundsätzliche Problem sind die hohen Schulden, denen spiegelbildlich hohe Vermögen auf der anderen Seite gegenüberstehen. Werden Schulden reduziert, müssen irgendwo auch Vermögen vernichtet werden. Und das kommt bei der Bevölkerung nicht besonders gut an.

Wer­bung

Die sanfte Tour

Am ehesten durchsetzbar sind Steuererhöhungen. Mit dem Verweis, dass man in der Vergangenheit über den Verhältnissen gelebt hat und jetzt den Gürtel enger schnallen muss, erhöhen derzeit etliche europäische Länder die Steuern. Unter anderem im Gespräch sind immer wieder steigende Abgaben auf Immobilien, Kapitalvermögen und auf Finanztransaktionen. Die Richtung ist klar: Man will (und muss wohl) an die Vermögen und Ersparnisse der Besserverdiener ran, um die Ungleichgewichte in den Staatskassen auszugleichen. Das neue Parteiprogramm der SPD zielt in diese Richtung. Theoretisch ist daran nichts auszusetzen: Je mehr Vermögen einige Wenige anhäufen, desto schwerer wiegt die Schuldenlast für die Masse. Ein zweiter Weg der Vermögensvernichtung ist Inflation.

Bei einer jährlichen Preissteigerungsrate von fünf Prozent halbieren sich die Vermögen (und im Gegenzug die Schulden) innerhalb von 14 Jahren. Für Politiker ist dieser Weg elegant, weil die schleichende Vermögensentwertung den Bürgern weniger auffällt als ungeliebte Steuererhöhungen.

Die harte Tour

Erst wenn die Verschuldung so Überhand nimmt, dass kein Ausweg mehr bleibt, dürfte auch die harte Variante als Alternative ins Spiel kommen:

Wer­bung

Eine Währungsreform oder eine Währungsschnitt. In Griechenland tauchen immer wieder Gerüchte auf, dass die Drachme bald wieder als Zahlungsmittel eingeführt wird. Ein Teil der Vermögen würde damit vernichtet, entsprechend könnte sich der Staat entschulden. Auch in Deutschland ist man diesen Weg in der jüngeren Vergangenheit zwei Mal gegangen: 1923 und 1948. Derzeit steht die Bundesrepublik mit einer Verschuldungsquote von gut 80 Prozent des BIPs aber noch vergleichsweise solide da. Die Probleme sollten daher mit den genannten sanfteren Methoden lösbar sein. Kritisch würde es nur, wenn wir uns weitere Risiken aus der Euro-Zone aufladen würden. Laut ifo-Institut belaufen sich die Risiken für Deutschland aus der Schuldenkrise schon jetzt auf 560 Milliarden Euro.

Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.