Dämpfer einplanen

Zuletzt haben die Börsen massiv von den Geldspritzen profitiert, die den Märkten von den Notenbanken weltweit zur Verfügung gestellt werden.
Die Risiken wurden dabei weitgehend ausgeblendet. Vor allem die eingetrübten Konjunkturperspektiven, die der Grund für die Liquiditätsspritzen der Notenbanken sind, könnten mit der beginnenden Berichtssaison für das dritte Quartal wieder auf dem Radar erscheinen. Anleger müssen damit rechnen, dass die Zahl an Firmen, die eher bescheidene Zahlen liefert oder einen vorsichtigen Ausblick gibt, zunimmt.
Skepsis nimmt zu
Die Analysten haben ihre Prognosen für die US-Unternehmen bereits reduziert. Im S&P 500 sollen die operativen Gewinne im Vergleich zum Vorjahr um gut ein Prozent sinken. Nach zwölf Quartalen, in denen es beständig aufwärts ging, wäre das der erste Rückgang. Vielleicht schaffen es die Unternehmen aber noch einmal, die Messlatte aus dem Vorjahr zu überspringen. Traditionell versuchen die Unternehmen im Vorfeld der Zahlenveröffentlichung die Erwartungen so weit zu drücken, dass am Ende eine (zumindest leicht) positive Überraschung gelingt.
Schwieriger dürfte sich das Abschlussquartal 2012 gestalten. Hier kalkulieren die Experten aktuell mit einem Gewinnplus von über 13 Prozent. Der Vorjahreswert war zwar recht schwach, dennoch lässt sich kaum plausibel begründen, wie die Unternehmen im derzeit schwierigen Marktumfeld einen prozentual zweistelligen Gewinnzuwachs zustande bringen sollen. Die Ausblicke der Konzernchefs in der anlaufenden Berichtssaison könnten also zu einem Dämpfer für die Börsen werden.
Und im DAX?
Auch bei den deutschen Blue Chips erscheinen mir die Ziele für 2012 sehr ehrgeizig. Die Analysten kalkulieren mit einem kumulierten Gewinn für die 30 Indexmitglieder von rund 74 Milliarden Euro. In der ersten Jahreshälfte wurde davon zwar bereits die Hälfte eingefahren, die Konjunktur lief da aber in Deutschland noch rund. Zuletzt haben sich die wirtschaftlichen Perspektiven hierzulande erheblich eingetrübt. Die Unternehmen bewegen sich also in schwierigerem Fahrwasser, wie die jüngsten Ausblicke von Daimler oder Infineon belegen.
Die Bewertungen von Aktien bleiben auch günstig, wenn die Ziele nicht komplett erreicht werden (vor allem im Vergleich zu Anleihen). Die anstehende Berichtssaison könnte aber den Börsenanstieg ausbremsen und eine Korrektur bringen.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global
Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf
deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und
bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes
deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter
www.aktien-strategie.de
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