Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Chaos pur

10.05.12 09:29 Uhr

Chaos pur | finanzen.net

Die Wahlen am vergangenen Sonntag haben die Risiken für die Börsen weiter erhöht.

In Frankreich kam mit Francois Hollande ein Sozialist an die Macht, der sich für eine Förderung des Wachstums einsetzt und dafür den eingeschlagenen Sparkurs verlassen will. Diese Ansicht dürfte bei Kanzlerin Merkel auf wenig Gegenliebe stoßen. Hierzulande wird auf eine Konsolidierung der staatlichen Haushalte in Europa gedrängt.

Wer­bung

Reformen nötig

Das heißt aber noch lange nicht, dass die Achse Deutschland-Frankreich auseinander bricht. Ein bisschen Wachstumsförderung kann nicht schaden. Statt eiserner Sparbemühungen müssten sich die angeschlagenen Südländer der Euro-Zone auf Strukturreformen einlassen. Die sind nicht unbedingt teuer, aber bei den Bürgern unbeliebt. Am Besten wissen das die Deutschen, die dank der Arbeitsmarktreformen unter Kanzler Schröder (übrigens selbst Sozialdemokrat) vom „kranken Mann Europas“ zum Stabilitätsanker der Währungsunion mutiert sind. So richtig sich diese Reformen heute auch herausstellen - die Schröder-Regierung hat sie mit der Abwahl bezahlt. Dennoch bieten sich Chancen auf eine Umsetzung von Einschnitten: Die Krise macht den Bürgern zunehmend klar, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann. Die Wahl von Hollande sorgt daher für Unsicherheit, muss aber nicht negativ sein. Chaotisch ist dagegen die Lage in Griechenland. Nach der Wahl am Sonntag haben die gemäßigten Parteien keine Mehrheit mehr. Der potenzielle kommunistische Ministerpräsident hat angekündigt, sämtliche Verträge, die das Sparpaket betreffen, für nichtig zu erklären. Egal, ob sich solche Forderungen am Ende durchsetzen lassen, die Situation in Athen bleibt fragil.

Ziele verfehlt

Die Einführung des Euro wurde mit zusätzlichem Wohlstand und politischer Einheit in Europa begründet. Zumindest für Griechenland haben sich diese Vorhersagen nicht erfüllt. Wirtschaftlich liegt das Land am Boden, politisch nehmen die Zerrüttungen nach innen und nach außen zu. Es stellt sich zunehmend die Frage, was das Land in der Gemeinschaftswährung verloren hat. Der Chef der Rating-Agentur Fitch ist der Ansicht, dass ein griechischer Ausstieg aus der Währungsunion verkraftbar wäre. Der chaotische Wahlausgang könnte diesen (langfristig ohnehin unausweichlichen) Schritt beschleunigen. Das könnte die Börsen noch einmal belasten, würde das Problem aber an der Wurzel packen.

Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

Wer­bung


Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.