Blick auf die Gegenseite

Derzeit sind Schulden das bestimmende Element an den Börsen.
Dabei ist es durchaus interessant, auch einmal die Gegenseite zu betrachten.
Irgendwer muss ja Gläubiger der ganzen Verbindlichkeiten sein, die sich bei den Staaten auftürmen. Finanziell hervorragend steht etwa der Unternehmenssektor da, der mit Effizienzsteigerungen seine Geschäfte immer profitabler gestalten konnte und dank hoher Gewinne auf dicken Finanzpolstern sitzt. Im Sommer verfügte Apple zeitweise über einen höheren Cash-Bestand als die Vereinigten Staaten. Auch Konzerne wie Cisco, Microsoft oder Intel können auf prall gefüllte Kassen zurückgreifen. Aber auch die deutschen Blue Chips arbeiten solide: In den vergangenen sieben Jahren haben die 30 DAX-Konzerne ihr Eigenkapital kumuliert um über 50 Prozent gesteigert. Die Unternehmen sind damit gut gerüstet, um zu investieren, sofern die Konjunktur Signale für einen Aufschwung sendet.
Otto Normalverbraucher
Den größten Unterschied zwischen den USA und Deutschland gibt es bei den Privathaushalten. Jahrelang haben die US-Verbraucher über ihren Verhältnissen gelebt, die Sparquote lag zeitweise unter Null. Entsprechend sind zahlreiche US-Haushalte überschuldet. Dagegen weisen die Bundesbürger traditionell eine Sparquote jenseits von zehn Prozent auf und haben entsprechende Rücklagen. Problematisch ist in den USA zudem das seit Jahren hohe Leistungsbilanzdefizit, das zu einer immensen Auslandsverschuldung (vor allem gegenüber China und Japan) geführt hat.
Die Bundesrepublik erwirtschaftet dagegen traditionell Handelsbilanzüberschüsse, so dass dem staatlichen Schuldenturm hohe Vermögen der eigenen Bürger gegenüberstehen. Damit wird auch verständlich, warum die Federal Reserve eine derart lockere Geldpolitik anstebt - man trifft schließlich zu einem großen Teil ausländische Schuldner. In Deutschland würden dagegen die Vermögen des eigenen Volks entwertet. Kein Wunder, dass sich die Verantwortlichen noch gegen eine zu hohe Inflation sträuben. Hoffentlich bleibt es dabei!
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de
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