Besser als gedacht

Die Berichtssaison ist in vollem Gange und die Unternehmen schneiden besser ab als erwartet.
Rund 70 Prozent der Firmen aus dem S&P 500 haben die Gewinnschätzungen der Analysten überboten. Das sind zwar etwas weniger als im sehr starken Vorjahr, aber immer noch überdurchschnittlich viele. Die Analysten, die ihre Ergebnisprognosen im Vorfeld der Berichtssaison leicht nach unten angepasst hatten, ziehen ihre Schätzungen jetzt wieder nach oben. Für 2010 gehen die Experten jetzt für den S&P 500 von einem Gewinnzuwachs von 47 Prozent aus. Daraus ergäbe sich ein Index-KGV von gut 14. Der historische Schnitt (berechnet ab 1988) liegt bei 19. Dabei sollen die Gewinne 2011 noch einmal um 13 Prozent klettern und die Bewertung so weiter drücken.
Prognosen rauf
Ähnlich stark verlief der Auftakt der Berichtssaison in Deutschland. Vor allem Unternehmen aus den zyklischen Branchen, allen voran die Autobauer, präsentierten glänzende Zahlenwerke und schraubten ihre Prognosen für 2010 teils deutlich nach oben. Zwar stehen im DAX noch rund die Hälfte der Zahlen aus, aber schon jetzt ist abzusehen, dass die Analysten ihre Schätzungen bei Umsatz und operativem Gewinn nachbessern müssen. Weniger klar ist die Lage allerdings bei den Nettogewinnen. Hier könnten einige Sondereffekte die Freude verderben: Die Deutsche Bank hat bereits 2,3 Milliarden Euro auf ihre Beteiligung an der Postbank abgeschrieben. Auch bei Siemens und E.On gab es Ankündigungen über milliardenschwere Wertberichtigungen. Hier rächen sich die gelockerten Bilanzierungsvorschriften, die dazu führen, dass sich zunehmend wertlose immaterielle Vermögen in den Bilanzen ansammeln. Die immateriellen Wertgegenstände machten bei den DAX-Unternehmen aktuell rund 63 Prozent des ausgewiesenen Eigenkapitals aus: Ein extrem hoher Wert. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten dürften hier vermehrt Sonderabschreibungen drohen.
Bewertungen passen
So lange die Konjunktur rund läuft, ist das aber ein überschaubares Problem. Daher dürften die DAX-Konzerne 2010 auch rund 60 Milliarden Euro netto verdienen. Selbst nach dem steilen Kursanstieg der vergangenen Wochen liegt das KGV für den Blue Chip-Index damit bei akzeptablen 13. Die Bewertungen von Aktien steht somit einem weiteren Kursanstieg nicht im Wege.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de
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