Auf tönernen Füßen

Die US-Börsen sind zuletzt in die Rolle des Zugpferds geschlüpft und haben mit kräftigen Gewinnen ...
... den DAX mit in die Höhe gezogen. Als Hauptgrund für den Kursaufschwung an der Wall Street werden die zunehmenden Anzeichen für eine Konjunkturerholung in den Vereinigten Staaten genannt. Zeichen für eine Besserung sind unverkennbar. Ein genauer Blick auf die Daten zeigt aber auch Schwachstellen auf.
Lob und Tadel
Gelobt wird von den Markteilnehmern vor allem die Besserung auf dem Arbeitsmarkt und beim BIP. Die Zahl der neu geschaffenen Stellen war zuletzt überraschend hoch, die Krise am Arbeitsmarkt bleibt dennoch groß. Nach offizieller Lesart sank die Arbeitslosenquote im Februar auf 8,8 Prozent, inklusive der Unterbeschäftigen Personen liegt die Quote aber bei 15,7 Prozent. Inoffizielle Statistiker rechnen sogar mit einer Quote von um die 20 Prozent. Bei jedem fünften bis sechsten Amerikaner fehlen damit die Einnahmen, um einen geregelten Lebensunterhalt zu bestreiten. Dennoch kletterte das BIP im vierten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 3,1 Prozent. Zu verdanken ist der Zuwachs der Dollarschwäche, die den Außenhandel ankurbelte. Dazu gelingt es Regierung und Notenbank zunehmend, mit Steuergeschenken und niedrigen Zinsen die (nach wie vor hochverschuldeten) Bürger in die Kaufhäuser zu locken: Der private Konsum war der zweite Wachstumstreiber. Der Immobiliensektor liegt dagegen weiter auf dem Boden: Der Verkauf neuer Häuser sank im Februar auf den tiefsten Stand seit Beginn der Erhebungen 1963. Die Baubeginne und -genehmigungen sackten ebenfalls kräftig ab.
Unter diesen Umständen ist der sich wieder verstärkende Druck auf die Häuserpreise kein Wunder. Aber auch die Auftragseingänge in der Industrie (im Gegensatz zu vielen stark beachten Konjunkturdaten keine Umfragewerte, sondern harte Fakten) gingen im Berichtsmonat zurück.
Extreme Maßnahmen
Besonders robust sieht der Aufschwung der US-Wirtschaft also nicht aus. Bedenklich sind dabei die extremen Maßnahmen, die nötig sind, um die Konjunktur überhaupt am Laufen zu halten. Ein staatliches Defizit von mehr als zehn Prozent p.a. wird aber nicht dauerhaft durchsetzbar sein.
Käufer für die Anleihe-Schwemme finden sich schon jetzt kaum noch. Die Fed wird versuchen, die Zinsen so lange wie möglich auf niedrigem Niveau zu halten. Sicher scheint damit vor allem ein weiterer Verfall beim Dollar.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global
Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf
deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und
bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes
deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter
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